„Rückschritt“ Effenberg spricht über Gladbach-Saison unter Farke – und nimmt Vereinsführung in die Pflicht
Die Krise von Borussia Mönchengladbach hält auch nach dem Auswärtsspiel in Dortmund am Samstag (13. Mai 2023) an. Im Gegenteil: nach der 2:5-Niederlage steht Trainer Daniel Farke (46) mehr denn je in der Kritik. Gerüchte um eine Entlassung des 46-Jährigen kursierten gar schon während der Partie durchs Netz.
Ein Thema, welches auch in der Fußball-Talkrunde „Doppelpass“ bei „Sport1“ am Sonntag (14. Mai) diskutiert wurde. Und: Vor allem Ex-Borussia-Profi Stefan Effenberg (54) fand dabei deutliche Worte für die Fohlenelf und ihren Coach.
Ex-Gladbach-Profi Effenberg besorgt über Entwicklung bei Borussia
2:5-Niederlage bei Borussia Dortmund, weiterhin nur ein Auswärtssieg in der laufenden Bundesliga-Saison und ein enttäuschender elfter Platz in der Tabelle nach 32 Spieltagen – all das ist für Borussia Mönchengladbach am Sonntag (14. Mai) Realität.
Durch die Pleite gegen den BVB hatte die Elf vom Niederrhein nicht nur den ungeliebten Rivalen vom 1. FC Köln im Tableau an sich vorbeiziehen lassen. Auch Trainer Daniel Farke steht nach der erneut fragwürdigen Vorstellung, vor allem in der ersten Hälfte, in der Kritik wie nie zuvor.
So kursierten bereits während der Partie Gerüchte, Farke solle entlassen und von U23-Trainer Eugen Polanski ersetzt werden. Die Vereinsführung um Manager Roland Virkus (56) wollte sich nach Spielende nicht dazu äußern und befeuerte die Gerüchteküche dadurch vielleicht sogar noch mehr.
Fakt ist: bei Borussia läuft es weiterhin nicht so, wie es sich Fans und Fußballfachleute vorgestellt und erhofft hatten. Grund genug für Ex-Fohlen-Profi Stefan Effenberg, am Sonntag im „Sport1-Doppelpass“ über das Thema zu sprechen.
Und: Der 54-Jährige ließ durchblicken, dass seine Sorge um Gladbach groß ist – vor allem, was die Zukunft angeht. Effenberg sagte auf seinen ehemaligen Arbeitgeber angesprochen: „Ich mache mir vor allem Sorgen um die nächste Saison. Es werden ja einige Spieler den Verein verlassen – Bensebaini, Thuram, Stindl, das sind schon die Stützen des Vereins, finde ich, die dafür verantwortlich sind, Leistung zu bringen. Es ist ein Umbruch da und deshalb mache ich mir sehr wohl Sorgen, dass Gladbach im nächsten Jahr ein noch schlechteres Ergebnis erzielt als in diesem Jahr.“
Der ehemalige Mittelfeldspieler, der von 1987 bis 1990 sowie von 1994 bis 1998 beim VfL unter Vertrag stand, sieht am Niederrhein viele „hausgemachte Probleme“. „Du siehst keinen Schritt nach vorne, eher Stillstand und ich sehe eher einen Rückschritt im nächsten Jahr, weil sie eben diese Stützen verlieren.“
Effenberg wundere es daher nicht, dass auch Trainer Farke immer mehr in die Kritik gerate. „Er ist ein Teil des Problems, ja. Der Trainer gehört immer dazu.“ Dennoch betonte er auch, dass die Qualität der Mannschaft nicht ausreichend sei: „Natürlich, die Qualität der Mannschaft, logischerweise, und die muss man halt richtig einordnen. Und ich glaube, dass es einfach in diesem Jahr auch nicht gelangt hat, um überhaupt in die Nähe vom internationalen Fußball zu kommen. Dafür ist die Qualität nicht da.“
Unklare Personalsituationen und Wechselgerüchte um zahlreiche Spieler der Fohlen hätten zudem nicht dazu beigetragen, gute Leistungen zu bringen, so Effenberg, der sich im Verlauf seiner Ausführungen regelgerecht in Rage redete.
Denn: auch im Präsidium sieht „der Tiger“ aufgrund der erhöhten Altersstruktur durchaus Erneuerungsbedarf. „Dann kannst du auch in die Führung des Vereins gehen, wo Drei auch mit hauptverantwortlich sind für diesen Verein, ihn zu führen, zu lenken und zu präsentieren. Ein Hans Meyer, ein Rolf Königs und auch ein Rainer Bonhof, die sollten vielleicht mal überlegen auch in der Führung mal frisches Blut reinzubringen. Das sind alles so Baustellen und die Reaktion von den Fans kommt ja nicht von ungefähr.“
Auch die Außendarstellung, nach Niederlagen wie am Samstag in Dortmund, nannte Effenberg „katastrophal“. „Ich erwarte schon von einem Verantwortlichen, ob Trainer oder Manager, dass er sich nach dem Spiel hinstellt und auch dann mal die Mannschaft anzählt und sagt: ‚das können wir uns nicht erlauben‘“, so seine klare Meinung, mit der er auch das Verhalten der Gladbach-Anhänger, die sich zwischenzeitlich von der Mannschaft abgewendet hatten, rechtfertigte.
Klar sei: Ex-Manager Max Eberl (49/RB Leipzig) habe sich in solchen Situationen immer gestellt und so für Ruhe gesorgt, betonte Effenberg.
Ob es in diesem Zusammenhang richtig sei, zwei Spiele vor Ende der Saison Farke zu entlassen, darüber war man sich allerdings uneinig in der Talkrunde.
Effenberg plädiert darauf, den Fans Gehör zu verschaffen
Während einige der Gäste darauf plädierten, die Saison zu Ende zu spielen, eine umfassende Analyse zu machen und danach eine Entscheidung zu treffen, da es für Gladbach ohnehin um nichts mehr gehe, plädierte Effenberg darauf, die Fans bei der Entscheidung im Blick zu behalten.
Effenberg: „Du kannst noch etwas erreichen, nämlich die Fans, die in Scharen ins Stadion strömen, glücklich nach Hause zu schicken.“
Ob Borussia nach der enttäuschenden Leistung in Dortmund wirklich die Reißleine zieht und Farke vor die Tür setzt, ist aktuell übrigens noch nicht abzusehen.
Am Sonntag leitete er das Spielersatztraining im heimischen Borussia-Park.