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Von Leo Bach (lb)

„Braucht deutliche Verbesserung“ Seoane plant neue Spielweise – Profi im Fokus dank Kleindienst-Transfer

Gerardo Seoane balanciert einen Fußball auf dem Finger.

Gerardo Seoane, hier am 1. August 2024 im Trainingslager, muss in seiner zweiten Saison eine neue Balance finden.

Es kann nur besser werden! So lautet das Credo vieler Gladbach-Fans nach einer verkorksten Saison. Der Cheftrainer hat für die gewünschte Besserung bereits einige Ansätze parat.

Eine Spur Erleichterung ging durch den Auswärtsblock im Erzgebirgsstadion als Borussia Mönchengladbach am Samstag (17. August 2024) die 1. Runde im DFB-Pokal gegen den Drittligisten Erzgebirge Aue erfolgreich absolvierte. Das 3:1 präsentierte bereits einige Eindrücke des „neuen“ Borussia-Fußballs.

Kleindienst eröffnet Möglichkeiten – Seoane will höhere Intensität

Viererkette, Spielkontrolle und schnelles, direktes Angriffsspiel. In Ostsachsen präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane (45) überzeugend, wenn auch noch nicht alle Makel der Vorsaison korrigiert werden konnten.

Der Schweizer geht in seine zweite Spielzeit bei den Fohlen und plant an einigen Schrauben zu drehen, um die Bilanz diesmal erfolgreicher zu gestalten. Von seinen Bossen gibt es ein klares Saisonziel – und Seoane weiß, dass er für das Erreichen dieser Marke auch auf Hilfe seiner Spieler angewiesen ist.

Im „Kicker“-Interview spricht der gebürtige Luzerner über die Pläne für die neue Saison, Auftaktgegner Bayer 04 Leverkusen und welchen Fußball er künftig von seinen Schützlingen sehen will.

Vor dem Spiel gegen Aue stand Sport-Geschäftsführer Roland Virkus (57) am Sky-Mikrofon und bestätigte das, was er bereits zu Beginn des Trainingslagers am Tegernsee ausgerufen hatte: Das Saisonziel für Mönchengladbach ist die Einstelligkeit.

Vor dem Hintergrund der Entlassung von Seoanes Vorgängern, die beide nach einer Spielzeit und Tabellenplatz zehn den Posten räumen mussten, scheint diese Forderung schon fast wie ein Ultimatum für den Übungsleiter des VfL.

Doch Seoane bleibt gewohnt gelassen und schließt sich dem Virkus-Ziel sogar an: „Wir stecken in einer Entwicklung, die eine gewisse Zeit benötigt, an deren Ende aber die Einstelligkeit stehen soll. Fügt man alles zusammen, das Potenzial der Mannschaft, die Größe des Klubs, das Umfeld und die hervorragende Infrastruktur, dann sollte man die obere Tabellenhälfte auch anpeilen.“

Zwar seien noch ein paar Schritte zu gehen, doch der Coach hat auch schon konkrete Umsetzungs-Vorschläge: „Wir müssen viel kompakter verteidigen als vergangene Saison, wir müssen aktiver gegen den Ball sein, wir müssen physisch an die Grenze gehen. In diesen Bereichen braucht es deutliche Verbesserungen.“

Alles Ansätze, die im Pflichtspiel-Auftakt bereits zu erkennen waren. In Sachen Physis und Arbeiten gegen den Ball überraschte ein Neuzugang als Aktivposten. Tim Kleindienst (28), der über 90 Minuten als Mittelstürmer agierte, überzeugte auch durch Abwehrarbeit. Bezeichnend eine Szene in der 75. Minute als der Ex-Heidenheimer nahe der eigenen Eckfahne beherzt per Grätsche zum Einwurf klärte.

Für diesen Einsatz wurde Kleindienst verpflichtet, seine primäre Aufgabe soll aber natürlich das Toreschießen bleiben. Durch den Transfer eröffnen sich auf für Seoane neue Möglichkeiten.

Der dreimalige Schweizer Meister-Trainer wünscht sich einen erkennbaren Plan in der Offensive. Auch Flanken sollen künftig für mehr Torgefahr sorgen. Ein Gladbach-Star erhält dabei sogar ein Extralob: „Selbstverständlich wollen wir Tims Kopfballstärke auch nutzen. Zumal wir Spieler in der Mannschaft haben, die starke Flanken schlagen. Wie ein Franck Honorat zum Beispiel.“

Honorat blühte tatsächlich auf im Spiel gegen Aue. Nicht nur sein spektakulärer Treffer zum Ausgleich per Fallrückzieher rückte ihn ins Rampenlicht. Immer wieder versuchte es der Franzose mit Flanken in den Strafraum, ackerte die rechte Seite hoch und runter und wurde für seine starke Vorstellung von den Fans bei GladbachLIVE sogar zum Spieler des Spiels gewählt!

Mit Kleindienst hat der Rechtsaußen nun den vermeintlich perfekten Abnehmer für seine Flanken-intensive Spielweise vor die Nase gesetzt bekommen. Auch Ballverteiler Kevin Stöger (30) sorgt für noch mehr Drang in der Vorwärtsbewegung.

Mit dieser Offensiv-Power soll es also in der Bundesliga klappen. Das Problem der vorigen Saison war meist jedoch eher, dass Gladbach mehr Tore kassierte, als ihnen recht war. Auch im hinteren Mannschaftsbereich entwickelte Seoane neue Ideen: „Durch ein Mann-gegen-Mann auf der hintersten Linie erhoffen wir uns, dass wir den Gegner vorne früher stören und die Angriffe früher unterbinden können.“

Und weiter: „Insgesamt geht es darum, weniger Angriffe und weniger Flanken zuzulassen. Das heißt, an der Kompaktheit zu arbeiten, aber auch offensiver zu denken, mehr Ballbesitz zu erreichen. Wenn man statt 30 Prozent Ballbesitz 55 oder 60 Prozent hat, bleibt dem Gegner weniger Zeit, selbst anzugreifen.“

Den ersten Härtetest gibt es am Freitag, 23. August (20.30 Uhr), wenn Gladbach im Borussia-Park die Bundesliga-Saison gegen den amtierenden Meister Bayer 04 Leverkusen eröffnet. Wie es gegen seinen Ex-Klub klappen kann, hat „Gerry“ Seoane bereits vor Augen.

„Ich glaube, dass wir wettbewerbsfähiger sind als zu Beginn der vergangenen Saison. Wir haben jetzt eine robustere Mannschaft, und ich erkenne in einigen Bereichen eine positive Entwicklung. Dazu ein voller Borussia-Park, da kann schon eine Atmosphäre entstehen, in der für uns etwas zu holen ist“, gibt sich der Trainer angriffslustig.

Ob man von der positiven Entwicklung viel sehen wird, bleibt offen. Was die Fans aber schon fast sicher zu Gesicht bekommen werden, wird die ein oder andere Flanke von Franck Honorat (28) auf den Kopf von Tim Kleindienst sein …