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Von Leo Bach (lb)

Vor Bundesliga-Duell Als Union-Ultras Gladbachs Derby-Choreo abbauten – gibt es eine Freundschaft?

Die Gladbach-Fans mit einem Banner der Sottocultura.

Die Gruppierung Sottocultura von Borussia Mönchengladbach am 21. September 2024 in Frankfurt.

Rivalitäten gehören zum Fußball dazu, das weiß man in Mönchengladbach ganz genau. Aber wie steht es um Freundschaften?

Wenn Borussia Mönchengladbach am Samstagnachmittag (15. Februar 2025, 15.30 Uhr) beim 1. FC Union Berlin im Stadion an der Alten Försterei gastiert, treffen zwei Traditionsvereine mit lautstarkem Anhang aufeinander. Ausnahmsweise dürften die 90 Minuten aber mal ohne Schmähgesänge über das gegnerische Team ablaufen.

Union-Ultras halfen Gladbach aus: Kölner stürmten die Nordkurve

Feindseligkeit herrscht nämlich nicht zwischen den Eisernen aus dem Osten Berlins und der Elf vom Niederrhein. Im Gegenteil: Immer wieder hört man von einer Fanfreundschaft.

Gerne stimmen Fans nach den Spielen der beiden Teams Lieder über die beiden Klubs an, die mit einem kraftvollen „Die Freundschaft!“ pointiert werden, Frotzeleien gegen die beiden großen Rivalen Köln und Hertha werden mitgetragen. Aber wie tief geht diese Verbindung – und wo kommt sie her?

Sport-Journalist Ilja Behnisch hat die Beziehung der beiden Klubs im vergangenen September für den rbb aufgearbeitet. Eine klassische Fanfreundschaft, wie man sie beispielsweise vom FC Schalke 04 mit dem 1. FC Nürnberg kennt, ist es nicht.

Vielmehr bestehen Verbindungen zwischen einzelnen Gruppierungen, meist aus der Ultra-Szene. So soll vor allem die in Gladbach stark präsente „Sottocultura“ mit den „HammerHearts“ der Unionern enge Bindungen pflegen.

Angeblich entstanden diese schon 2009 nach einem Gastspiel der Berliner in Düsseldorf, bei Borussia bekannterweise nicht gerade beliebt. Als die Auswärtsfans in ihrem Missmut über den Fortuna-Anhang dann von VfL-Fans unterstützt wurden, soll es wohl gefunkt haben. Die Berliner Ultras berichten selbst von der langjährigen Verbindung zur „Sottocultura“.

Egal wie es tatsächlich zwischen den beiden Ultra-Gruppierungen losging, füreinander da sind sie auf jeden Fall. Bemerkenswert, ein Vorfall in der vergangenen Saison: Am Vortag des Derbys gegen den 1. FC Köln im Borussia-Park, bereiteten Fans der Fohlen eine Choreo in der Nordkurve mit wohl gigantischem Ausmaß vor. Einige gewaltbereite Kölner bekamen das frühzeitig mit und nahmen sich vor, die Aufbauarbeiten entscheidend zu stören.

Trotz Polizei-Kräften im Stadion-Umfeld kam die Gruppe aus der Domstadt wohl relativ weit, zog sich dann aber ob der großen Präsenz an Gladbachern und Einsatzkräften doch zurück. Die Polizei setzte daraufhin auch eine Menge Mönchengladbacher fest und sprach einen Platzverweis für das Derby aus.

Die Choreo-Arbeiten waren damit nicht mehr zu realisieren, auch Vorsänger, Trommler & Co. fehlten für das so wichtige Heimspiel gegen den Erzrivalen vom Rhein. Schnell war klar: Das bis dahin Aufgebaute musste wieder weg. Die Maßnahme der Polizei, allen Anwesenden, unabhängig von der Beteiligung, den Zutritt zum Stadion am Folgetag zu verwehren, war ein Tiefschlag für die Fanszene.

Hilfe kam dann von den Köpenickern! Union hatte zuvor ein Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart bestritten, die Ultras reisten nach Mönchengladbach weiter und bauten in der Nacht die verbleibenden Choreogegenstände wieder ab. 

Wenig später entschärfte die Polizei die ausgesprochenen Platzverweise leicht, ein Großteil der Ultras durfte doch in den Borussia-Park und sah dann – ohne Choreo – ein wildes 3:3, mit dem der spätere Absteiger Köln aufgrund des Spielverlaufs sicher mehr anfangen konnte.

Von einer Fanfreundschaft sprechen trotzdem weder „Sottocultura“ noch „HammerHearts“, sie nennen es eine Gruppenfreundschaft und stellen klar, dass sie diese dem Verein als Ganzen nicht aufdrängen wollen. Dennoch hat sich knapp 15 Jahre nach dem ersten Kontakt die Verbindung der beiden Klubs auch auf Fans außerhalb der Ultraszene übertragen.

Am Samstag werden sich die beiden Fanszenen in Berlin-Köpenick gegenüberstehen und ihre Mannschaften jeweils tatkräftig unterstützen. Gut möglich, dass danach noch das ein oder andere Berliner Pilsner zusammen genossen wird. Rivalität gehört zum Fußball dazu – Freundschaft aber eben auch.