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Von Leo Bach (lb)

GladbachLIVE-Kommentar Bloß keine Trennungs-Angst, Borussia! Diks-Transfer muss auch Folgen haben

Nico Elvedi trinkt Wasser, daneben steht Ko Itakura.

Die Innenverteidigung von Gladbach: Nico Elvedi (l.) und Ko Itakura am 7. Dezember 2024.

Während der Jubel über diesen Transfer unter den Fans noch groß ist, muss sich wohl der ein oder andere Borussen-Profi bereits Gedanken um die Zukunft machen.

Am Montagvormittag (20. Januar 2025) drang die mündliche Einigung von Kopenhagen-Profi Kevin Diks (28) mit Borussia Mönchengladbach durch. Der Innenverteidiger wird im Sommer ablösefrei an den Niederrhein wechseln, vorausgesetzt, Medizincheck und Vertragsverhandlungen laufen ohne größere Reibungen ab. Wenn Diks dann kommt, muss der nächste Schritt Abschied heißen. Ein Kommentar zur Transfer-Strategie in der Defensive.

Diks-Transfer eine Meisterleistung – für Gladbach aber nur der erste Schritt

Der ablösefreie Sommer-Transfer eines Innenverteidigers mit Königsklassen-Erfahrung und einem Marktwert von 4,5 Millionen Euro („transfermarkt.de“) reiht sich in die Riege der cleveren Schnäppchen-Transfers von Sport-Geschäftsführer Roland Virkus (58) ein.

Neben Lukas Ullrich (20, Hertha BSC/ablösefrei), Robin Hack (26, Arminia Bielefeld/1,1 Millionen Euro) und Philipp Sander (26, Holstein Kiel/1 Million Euro) überzeugte auch die Verpflichtung von Bochum-Stratege Kevin Stöger (31/ablösefrei). 

Lediglich mit dem damals stolz als „Königs-Transfer“ bezeichneten 10,5-Millionen-Wechsel von Tomas Cvancara (24) scheint der gebürtige Mönchengladbacher etwas daneben gegriffen zu haben. Virkus hat seine Stärke eher bei den ausgefuchsten Transfers, nutzt Chancen, wo sich welche öffnen. Und auf der Abgangsseite? Da ist noch Luft nach oben.

Ein Fiasko wie bei Ramy Bensebaini (29/ablösefrei zu Borussia Dortmund) und Marcus Thuram (27/ablösefrei zu Inter Mailand) will man künftig verhindern. Dafür haben Virkus & Co. ordentlich Vorarbeit geleistet, nur ein einziges Arbeitspapier läuft zum Saisonende aus: das von Torwart-Routinier Tobias Sippel (36). Wobei das nicht ganz stimmt. Noch ein weiterer Gladbach-Vertrag findet im Sommer sein Ende: der von Sportboss Virkus selbst.

Dass noch keine Einigung nach außen kommuniziert wurde, hat dabei aber eher weniger mit fehlendem Vertrauen in den 58-Jährigen zu tun. Der gebürtige Mönchengladbacher demonstrierte mit dem Diks-Transfer abermals seine Fähigkeiten im Manager-Bereich.

Der späte Verkauf von Manu Koné (23) zur AS Rom für „nur“ 18 Millionen Euro (zwischenzeitlich belief sich der Marktwert des Franzosen auf rund 40 Millionen Euro) markierte zwar erneut einen kleinen Makel im Handling mit Abgaben, beim Mittelfeld-Juwel war es aber aufgrund von Verletzungen zu denkbar ungünstigen Zeitpunkten auch eine besondere Situation. 

Dennoch darf sich Virkus natürlich nicht auf dem Diks-Transfer ausruhen, sondern muss eine klare Konsequenz daraus ziehen. Kommt der Indonesier zur Saison 2025/26 stehen insgesamt fünf Innenverteidiger im Gladbach-Kader. Nicht zwingend ein „Geknubbel“ in der Defensiv-Zentrale, aber die Zusammensetzung wäre möglicherweise problematisch.

Mit Nico Elvedi (28) der aus seiner Muskelverletzung gestärkt zurückgekehrt ist und Ko Itakura (27), umworben vom Champions-League-Teilnehmer PSV Eindhoven, würden sich dann insgesamt drei Profis mit gerechtfertigtem Stammplatz-Anspruch um zwei Plätze duellieren.

Diks, der mit seinem Kopenhagen-Abschied wahrscheinlich auf eine Königsklassen-Teilnahme verzichtet, würde sich wohl kaum mit einem Bankplatz zufriedengeben. Ähnlich auch bei Itakura, der gemeinsam mit Rocco Reitz (22) wertvollster Spieler im Fohlen-Kader ist (15 Millionen Euro Marktwert).

Dazu kommt Dauerbrenner Elvedi. Der 28-Jährige spielt seit 2015 für Gladbach (315 Partien), macht zum Ende der Spielzeit also das Jahrzehnt voll. Läuft er in den verbleibenden 16 Saisonspielen auf, überholt der Schweizer in der Liste der Rekordspieler des Traditionsvereins noch echte Legenden wie Ewald Lienen und Präsident Rainer Bonhof (beide 329 Partien).

Dann stünde der Innenverteidiger auf Platz 12 der Spieler mit den meisten Borussia-Spielen, direkt hinter Yann Sommer (355 Partien). Will er es in die Top-Ten schaffen, müsste er noch ein Jahr weiterspielen (Vertrag läuft bis 2027). Das Problem: Will er das überhaupt?

Es ist kein Geheimnis, dass Elvedi davon träumt, einmal in der englischen Premier League, der wahrscheinlich besten Liga der Welt, aufzulaufen. In Fan-Kreisen haben sich die jährlichen Wechsel-Gerüchte um einen Inseltransfer schon zu einer Art „Running Gag“ entwickelt, immer soll er kurz vor dem Abschied stehen – und bleibt dann doch.

Die Diks-Verpflichtung könnte nun aber zum Sprungbrett nach England reifen. Erfüllt Elvedi seinen Vertrag, verließe er Borussia erst mit 30 Jahren, ein Transfer in das englische Oberhaus scheint dann deutlich unwahrscheinlicher. Handelt Gladbach aber schon für den kommenden Sommer einen Deal aus, könnte man noch ordentlich Geld in die klammen Kassen spülen.

Bloß keine Trennungs-Angst, Borussia! Dieses Credo sollten sich Virkus & Co. wohl für den Transfer-Sommer auf die Stirn schreiben. In der Causa Elvedi bietet sich die wohl letzte Chance, auf einen Verkauf mit zweistelligen Millionen-Einnahmen und auch bei Itakura, dessen Vertrag 2026 ausläuft, scheint der Zeitpunkt perfekt. 

Für den Japaner zahlte Gladbach einst fünf Millionen Euro an Manchester City. Im Sommer könnte man das drei-, wenn nicht das vierfache davon einnehmen. Einen Ausverkauf in der Verteidigung darf es dabei natürlich auch nicht geben.

Mit Marvin Friedrich (29) steht ein Back-up parat, der während der Elvedi-Verletzung eindrucksvoll zeigte, dass er da ist, wenn er gebraucht wird und durchaus auch die etablierten Stammkräfte herausfordern kann. Dazu scharrt in Fabio Chiarodia (19) noch ein Fohlen-Talent mit den Hufen, das nach mehr Spielzeit lechzt.

Neben Kevin Diks sollte zum Start der Vorbereitung auf die Spielzeit 2025/26 dennoch ein Profi vom Kaliber Elvedi/Itakura stehen. Jüngst machten sich auch Berichte um Interesse am Schweizer Verteidiger Luca Jaquez (21) breit. Ein Hinweis, dass intern schon mit einem Verkauf in der Defensive geplant wird?

Während der Sommer-Zugang eines neuen Innenverteidigers zum zufriedenen Zurücklehnen einlädt, macht sich eigentlich noch weitere Arbeit auf. Auch wenn es schmerzt, muss sich Borussia im Sommer von einem der verdienten Defensiv-Stars trennen – und zwar diesmal wirklich.