Cvancara, Neuhaus & Co. Transfers im Sommer nötig: Gladbachs Problem mit der zweiten Reihe

Letzte Anweisungen für die Einwechselspieler: Gerardo Seoane (r.) am Seitenrand im Borussia-Park am 14. September 2024.
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Konkurrenzkampf ist wichtig – ein jeder Kaderplaner der Liga weiß das. Warum das so entscheidend ist, merken die Fohlen gerade an der eigenen Haut.
Borussia Mönchengladbach hat die Krönung einer eigentlich starken Saison wohl verpasst. Drei Spieltage vor Ende der Spielzeit blickt der VfL auf einen enttäuschenden Monat April mit nur einem ergatterten Punkt aus vier Spielen zurück. Die Gründe für den Leistungsabfall sind vielseitig – finden sich aber auch innerhalb der Mannschaft.
Gladbach muss im Sommer nachlegen – zweite Reihe ist zu schwach
Sündenböcke der Ergebnis-Misere waren natürlich schnell Trainerteam und Stammkräfte. Manager Roland Virkus (58) nahm besonders die erfahrenen Spieler in die Pflicht. Aber auch die zweite Riege muss sich in dieser schwierigen Phase an die eigene Nase packen.
Besonders zu Saisonbeginn und während des Aufschwungs, als kurzzeitig sogar die Champions League in Griffweite war, war es der produktive Konkurrenzkampf, der das Beste aus den Fohlen-Profis herausholte.
So erstarkte ein Moritz Nicolas (27) erneut zwischen den Pfosten, nachdem er wegen einer Verletzung des Kapitäns Jonas Omlin (31) zu Einsätzen gekommen war, und verdrängte den Schweizer glatt als Nummer eins – bis zu seiner eigenen Verletzung.
Auch Lukas Ullrich (21) etablierte sich als Stammspieler nach einem Ausfall von Luca Netz (21), ließ diesen danach nicht mehr wirklich zum Zug kommen. Nathan Ngoumou (25) blühte erstmals in seiner Gladbacher Zeit über einen längeren Zeitraum auf, als Franck Honorat (28) länger passen musste. Und die Position neben Sechser Julian Weigl (29) produzierte ein Wechselspiel zwischen Rocco Reitz (23) und Philipp Sander (27), die beide jeweils ihre eigenen Qualitäten auf den Platz brachten.
Zudem schien der Platz hinter Mittelstürmer Tim Kleindienst (29) auf der Zehnerposition mal von Sommer-Zugang Kevin Stöger (31) fest eingenommen zu sein, dann wieder vom formstarken Alassane Plea (32) – einer von beiden verdrängte den jeweils anderen immer dann, wenn dieser mal schwächelte.
Diese Qualität fehlte zuletzt aber! Vor allem bei der bitteren 3:4-Pleite gegen Holstein Kiel am Samstag (26. April 2025) ließen die Spieler zu wünschen übrig, die keinen Kollegen im Nacken haben, der sich aufdrängen könnte.
Zum einen wäre da die Zentrale um Weigl und Reitz. Das Duo wirkte unstrukturiert, es fehlte an Bissigkeit und Spielwitz (beide GladbachLIVE-Note: 5). In der Abwesenheit des von einem starken Infekt ausgebremsten Sander ist Florian Neuhaus (28) der einzig verbleibende Konkurrent auf dieser Position.
Und der Ex-Nationalspieler (zehn Länderspiele, zwei Tore) nutzte seine Chancen in den vergangenen Wochen nicht genug, um sich ernsthaft zu empfehlen. Weder aus der Startelf heraus wie gegen Freiburg (1:2) noch nach Einwechslung wie in Kiel – unter Seoane will es weiter nicht funken für Neuhaus.
Ein weiteres Beispiel ist Stürmer Kleindienst. Der 15-Tore-Mann erzielte in seinen vergangenen acht Spielen lediglich einen Treffer, im enttäuschenden April blieb er gar ganz torlos. Um seinen Stammplatz muss das Sprachrohr auf dem Feld dennoch nicht fürchten – schlicht, weil er keinen internen Druck bekommt.
Der einstige Königs-Transfer Tomas Cvancara (24; kam 2024 für 10,5 Millionen Euro von Sparta Prag) gilt als heißer Verkaufskandidat für den Sommer, will nach wie vor nicht so recht ankommen. Gegen Kiel zählte der Tscheche noch zu den besten Gladbachern (GladbachLIVE-Note: 3), erzielte per Kopf seinen zweiten Saisontreffer. Damit klopft er mal vorsichtig bei Kleindienst an – am 31. Spieltag allerdings zu spät, um die Hackordnung im Angriff neu aufzuwirbeln.
Zwar hat Kleindienst auch während seiner stärkeren Phasen kaum Konkurrenz im Nacken gehabt, die Spannung dann aber über 34 Spieltage oben zu halten, gelingt selbst Top-Stürmern wie Bayerns Harry Kane (31; im Frühjahr fünf Spieltage ohne Tor) nicht immer.
Auch in der Außenverteidigung scheint sich zum Saisonende etwas Müdigkeit in die Knochen eingeschlichen zu haben. Rechtsverteidiger Joe Scally (22) und Links-Pendant Ullrich ließen gegen Kiel Präsenz vermissen (beide GladbachLIVE-Note: 5). Das Problem: Weder der in die Saison als Stammverteidiger gestartete Netz noch Routinier Stefan Lainer (32) empfahlen sich zuletzt für einen Startelfplatz anstelle des Youngster-Duos.
Eine kräftezehrende Spielzeit droht im tristen Tabellenmittelfeld auszutrudeln, nachdem so viel mehr möglich gewesen wäre. Im Sommer könnte Sport-Geschäftsführer Virkus Konsequenzen ziehen und frische Kräfte an Land ziehen.
Mit Jens Castrop (21), für den die Saison bereits beendet ist, kommt ein neuer Konkurrent in der Zentrale. Auch Kevin Diks (28) soll das Geschehen neu beleben, wenngleich ohnehin Abgänge in der Innenverteidigung drohen.
Die zweite Reihe muss aber noch weiter gestärkt werden. Cvancara, Neuhaus, Lainer und Netz sind Kandidaten für einen Abschied – Ersatz muss her, der den Stammkräften Feuer unter dem Hintern machen kann. Gelingt das, kann Borussia in der kommenden Spielzeit womöglich auch über 34 Spieltage die Spannung hochhalten.