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Von Leo Bach (lb)

„Würde mich freuen“ Vor Deutschland-Duell: Seoane gibt der Schweiz Tipps – und nennt Titel-Favoriten

Gerardo Seoane im Borussia-Park.

Es schlägt nicht nur ein Herz in seiner Brust: Schweizer und Spanier Gerardo Seoane, hier am 28. April 2024, schaut gespannt auf die EM 2024.

Bei diesem Aufeinandertreffen ist er Experte!

Gerardo Seoane (45) könnte internationaler kaum sein: In der Schweiz geboren, seine Eltern kommen aus Spanien und er spricht insgesamt sechs Sprachen fließend. Dazu kommt, dass er als Trainer von Bayer 04 Leverkusen und Borussia Mönchengladbach schon über zwei Jahre in Deutschland wirkt, den Fußball hierzulande kennt er also auch. Vor dem Spiel zwischen der Schweiz und Deutschland (23. Juni 2024, 21 Uhr) blickt der Fohlen-Trainer auf die Chancen der beiden Nationen.

Seoane mit Spitze gegen England und Frankreich – Deutschland Favorit

Im Gespräch mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ plaudert Seoane über sein Fan-Herz bei der Europameisterschaft in Deutschland, die verschiedenen Spielansätze und die Chancen der Eidgenossen gegen den Gastgeber.

Derzeit weilt der 45-Jährige bei seinen Eltern im spanischen Galicien. Die EM verfolgt er aber natürlich auch von dort. Darauf angesprochen, wem er bei der Europameisterschaft die Daumen drücke, geht der Trainer ins Detail.

Die Spanier, die zumindest aktuell auch sein direktes Umfeld bestimmen, haben eine „feine Mannschaft“, so Seoane. „Natürlich bin ich aber Schweizer und freue mich, wenn es bei unserem Nationalteam gut läuft. In erster Linie verfolge ich die Spiele sowieso mit einer taktischen Brille und aus Trainersicht.“

Sein Taktiker-Herz verleitet den Coach auch dazu, eine feine Spitze gegen zwei EM-Nationen auszuteilen: „Es gibt die klassischen Nationaltrainer wie Didier Deschamps und Gareth Southgate bei Frankreich und England, die schon lange dabei sind. Man weiß seit Jahren, was man von den beiden Teams bekommt.“

Und weiter: „Die beiden Nationen waren an den letzten Turnieren mit dieser Art von Fußball erfolgreich. Es ist normal, dass wir spielerisch mehr erwarten, aber Deschamps und Southgate werden einzig am Titelgewinn gemessen. Selbstverständlich finde ich es auch unterhaltsamer, wie Spanien und Deutschland bis jetzt auftreten.“

Zum Gastgeber des Sommerturniers hat der in Deutschland arbeitende Schweizer auch eine klare Meinung. Ihm gefällt die „dynamische“ Herangehensweise von Bundestrainer Julian Nagelsmann (36): „Es würde mich freuen, wenn sein Ansatz aufgeht, weil er neue Wege geht und Mut beweist.“

Den Fans in Deutschland dürfte gefallen, dass Seoane dem DFB Erfolg wünscht – am Sonntagabend wird das aber wohl kaum der Fall sein. Der gebürtige Luzerner hat sogar eigene Ideen, wie die „Nati“ gegen den Favoriten Deutschland bestehen könnte.

„Mutig. Konsequent. Kompakt. Die Deutschen mögen es, wenn sie den Ball haben und kombinieren können. Entscheidend wird sein, wie sich die Schweizer verhalten, wenn sie den Ball erobert haben, welche Lösungen sie im aggressiven Gegenpressing der Deutschen finden“, so der taktische Ansatz von Seoane.

Außerdem könne sich die Mannschaft von Trainer Murat Yakin (49) auch etwas von Deutschlands letztem Gegner abschauen: „Ungarn ist es im letzten Spiel einige Male gelungen, die Deutschen in Verlegenheit zu bringen. Wenn der schnelle Dan Ndoye oder Ruben Vargas in diesen Umschaltsituationen mit Tempo auf die deutsche Abwehr laufen können, wird es erneut darum gehen, präzise und entschlossen zu sein.“

Beim Thema Titel-Favoriten gibt sich der Gladbach-Trainer erst noch verhalten. Neben Deutschland und Spanien, von deren Spielweise er beeindruckt ist, gibt er auch die bisher noch enttäuschenden Nationen Frankreich und England als mögliche Europameister an.

Auf kritische Nachfrage hin legt sich Seoane dann aber fest: Deutschland hat für ihn die besten Chancen, am 14. Juli die Trophäe in den Händen zu halten. Die meisten Fans von Borussia Mönchengladbach können sich mit dieser Vorstellung wahrscheinlich anfreunden – auch wenn ihr Coach am Sonntag der Schweiz die Daumen drückt.