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Von Anton Kostudis (kos)

Kommentar Er erntet Pfiffe und Kritik: Doch eines darf Seoane nicht zum Vorwurf gemacht werden

Borussia Mönchengladbachs Trainer Gerardo Seoane blickt beim Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen auf den Platz.

Borussia Mönchengladbachs Trainer Gerardo Seoane, hier am 3. November 2024 beim Spiel gegen Werder Bremen, sieht sich am Niederrhein immer wieder auch kritischen Stimmen ausgesetzt.

Trainer Gerardo Seoane sieht sich bei Borussia Mönchengladbach immer wieder Kritik ausgesetzt. Nun jedoch hat der Schweizer Coach mit mehreren mutigen Entscheidungen bewiesen, dass er bereit ist, sich zu hinterfragen. Ein Kommentar.

Es ist nicht unbedingt so, dass ihm die Fans am Niederrhein in Scharen zu Füßen liegen, im Gegenteil: Coach Gerardo Seoane sieht sich seit Beginn seiner Amtszeit bei Borussia Mönchengladbach immer wieder auch kritischen Stimmen ausgesetzt.

Borussia Mönchengladbach: Kritik an Gerardo Seoane hält an

Das ist zu weiten Teilen natürlich auch nachvollziehbar. Denn in sportlicher Hinsicht liegt eine komplett verkorkste Saison hinter den Fohlen. So war Seoane in seiner Premieren-Spielzeit mit Gladbach erst am vorletzten Spieltag der Klassenerhalt gelungen, am Ende lief die Borussia auf einem enttäuschenden 14. Tabellenplatz ins Ziel. Obendrein blamierten sich die Fohlen im Pokal-Viertelfinale auch noch gegen Drittligist Saarbrücken – und flogen raus.

Viele Fohlen-Fans haben das natürlich nicht vergessen. Weswegen sie trotz des jüngsten Aufwärtstrends in der Bundesliga immer noch nicht sonderlich gut auf den Schweizer Coach zu sprechen sind. Das zeigten unter anderem auch die Pfiffe gegen Seoane bei den vergangenen beiden Heim-Partien gegen Heidenheim und Bremen.

Die Gladbach-Bosse haben trotz des holprigen ersten Jahres an Seoane festgehalten. Und – das darf auch nicht vergessen werden – dem Trainer nun auch eine insgesamt schlagkräftigere Truppe als in der Vorsaison zur Verfügung gestellt. Mit ebendieser liegt Seoane aktuell in der Liga auf Rang neun, was der Erfüllung des offiziellen Ziels für diese Spielzeit entspräche.

Borussia Mönchengladbach: Gerardo Seoane sendet Signal an Mannschaft

Zuletzt ließ Seoane derweil mit einigen mutigen Entscheidungen aufhorchen. So sprach er Ersatz-Keeper Moritz Nicolas nach starken Auftritten öffentlich das Vertrauen aus. Und setzt Platzhirsch Jonas Omlin, der nach wochenlanger Pause wieder fit ist, vorerst auf die Bank.

Das ist durchaus bemerkenswert – hatte Seoane den Schweizer Keeper doch vor der Saison nicht nur als Kapitän bestätigt, sondern ihn auch zur klaren Nummer eins erklärt. Nun die Rolle rückwärts.

Jetzt könnte natürlich wieder gemeckert werden: Seoane hätte sich – auch vor dem Hintergrund der Verletzungsanfälligkeit Omlins – nicht so früh festlegen sollen. Andererseits: Auch bei den meisten anderen Bundesliga-Kontrahenten herrscht frühzeitig eine klare Hackordnung zwischen den Pfosten. Dass der Gladbach-Trainer nun auf der Torhüter-Position umschwenkt, zeigt vielmehr: Seoane bewegt sich, Seoane hinterfragt sich, Seoane scheut sich nicht vor unpopulären Entscheidungen. Gleichzeitig ist der Wechsel im Tor auch ein klares Signal an die gesamte Truppe: Wer Leistung anbietet, darf spielen. Und auch für Omlin ist die Tür diesbezüglich keineswegs endgültig geschlossen.

Es war nicht die einzige mutige Maßnahme, die Seoane zuletzt veranlasste. So ließ er beim jüngsten Remis in Leipzig Sommer-Zugang Kevin Stöger erstmals 90 Minuten auf der Bank. Der Österreicher selbst, aber auch viele Beobachter hatten fest damit gerechnet, dass der Ex-Bochumer am Niederrhein unangefochtener Stammspieler ist. Doch auch hier sendete Seoane ein klares Signal: Jeder muss um seinen Platz im Team kämpfen. Sogar Florian Neuhaus, der am Niederrhein eigentlich schon abgeschrieben war, darf nach guten Trainingsauftritten mittlerweile wieder öfter ran.

Klar ist: Die Saison für Borussia Mönchengladbach ist noch lang – und die aktuelle Situation eine Momentaufnahme. Seoane weiß natürlich auch, dass er eine wesentlich erfolgreichere Spielzeit braucht, um seinen Job am Niederrhein zu behalten.

Eines darf dem Fohlen-Trainer allerdings nicht zum Vorwurf gemacht werden: Dass er die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Die kommenden Wochen werden nun zeigen, ob Seoanes Entscheidungen sich auch langfristig als Glücksgriff für die Borussia entpuppen.