„Es ist unfassbar“ War eigentlich anders geplant – Gladbach-Star wird nach Abpfiff emotional
Die zuversichtliche Einschätzung von Gerardo Seoane (45) wurde noch einmal getoppt!
273 Tage, in denen sein Leben komplett auf den Kopf gestellt wurden: Stefan Lainer (31) stand beim 5:2-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen den VfL Bochum erstmals in dieser Saison in der Gladbach-Startelf.
Gladbach-Profi toppt die Erwartungen – und reagiert nach Abpfiff gerührt
Letztmals spielte er bei der letzten Bundesliga-Partie der Fohlen unter Daniel Farke (47) von Beginn an – am 27. Mai 2023 gegen den FC Augsburg (2:0). Danach folgten die Schock-Diagnose Lymphknotenkrebs, eine monatelange Therapie und der Weg zurück in den Profifußball.
In den vergangenen Wochen drängte sich Lainer schon auf, Seoane wollte ihn aber behutsam aufbauen. Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Luca Netz (20) war die Zeit für den Österreicher gekommen. Joe Scally (21) rückte auf die linke Seite, Lainer kam in der Viererkette über die rechte Seite.
Im Rahmen des Heimspiels gegen Bochum rückten zwei Fragen in den Fokus: Wird dem Routinier die lange Startelf-Pause anzumerken sein? Darüber hinaus blieb vorab offen, wie lange Lainer schon spielen kann.
Lainer brachte genau das ein, was von ihm erwartet wurde: Gegen kampfstarke Bochumer hielt er mit seiner Spielweise dagegen, gewann offensiv wie defensiv wichtige Zweikämpfe – und spulte ein enormes Pensum ab.
Bei beiden Gegentoren sah er etwas unglücklich aus: Erst köpfte der Rechtsverteidiger Rocco Reitz (21) an, nach der Ping-Pong-Aktion landete der Ball bei Bochums Philipp Hofmann (30). Beim zweiten Gegentreffer war Lainer gegen den 13 Zentimeter größeren Keven Schlotterbeck (26) im Kopfballduell chancenlos.
Nach dem Spiel äußerte sich Gerardo Seoane dazu, wie lange das Trainerteam schon mit Lainer plante – dem Österreicher wurde ein Einsatz über 70 oder 80 Minuten zugetraut.
Das übertraf der gebürtige Salzburger noch einmal: Erst in der 89. Minute verließ er unter Standing Ovations den Rasen im Borussia-Park, für ihn kam Tony Jantschke (33) in die Partie.
In Abwesenheit des krankheitsbedingt fehlenden Netz sowie der gesperrten Ko Itakura (26) und Nico Elvedi (27) war Seoane in seinen Defensiv-Optionen stark eingeschränkt. Lainer musste in den chaotischen 90 Minuten lange durchhalten – das gelang ihm auch.
Der Plan war aber offensichtlich ein anderer. Als Option stand neben Jantschke noch Youngster Fabio Chiarodia (18) bereit, dann hätte aber Scally wieder auf die rechte Seite rücken müssen.
Nach Abpfiff war Lainer im Sky-Interview gerührt: „Es ist unfassbar. Immer wieder gab es Schritte nach vorn, erst der erste Einsatz, dann das erste Mal über eine längere Zeit und nun die erste Partie von Beginn an. Es ist alles super gelaufen, wir haben das Spiel gewonnen. Die beiden Gegentore regen mich etwas auf, aber sonst fühlt es sich gut an.“
Körperlich sei es ihm auch bei der bisher größten Belastung seit dem Krebs-Schock gut ergangen: „Als ich rausgelaufen bin, ist mir alles kurz noch durch den Kopf gegangen. Nach all dem, was passiert ist, war es ein besonderer Moment. Ich habe den ganzen Tag auf den Anpfiff hingefiebert. Es war sehr befreiend. Mir ist es tipptopp ergangen, der Körper hat sich auch gut angefühlt, alles wie früher. Das ist wunderschön.“
Sollte Netz in den kommenden Tagen sein Trainings-Comeback feiern, steht Seoane vor einer Härtefallentscheidung. Dann hat der Schweizer drei Kandidaten für die beiden Außenverteidiger-Positionen, alle mit ordentlichen Leistungen in den vergangenen Wochen. Das ist der Konkurrenzkampf, den sich Seoane schon lange erhofft hat.