Nach Seoane-Lob Gladbach-Coach setzt ein klares Zeichen – Unglücksrabe enttäuscht ihn nicht
In der sechsten Minute der Nachspielzeit war dem Gladbacher Unglücksraben verständlicherweise anzumerken, dass die Situation alles andere als angenehm war.
Vincenzo Grifo (30) blieb bei der letzten Aktion des Spiels eiskalt und verhinderte den Auswärtssieg von Borussia Mönchengladbach in Freiburg. Pechvogel im grün-schwarzen Trikot war dabei das jüngste Fohlen auf dem Rasen: Fabio Chiarodia (18).
Gladbach-Talent Fabio Chiarodia: Retter vor der Elfmeter-Aktion
Der Teenager bekam in der Schlussphase einmal mehr von Gerardo Seoane (45) das Vertrauen und sollte die 3:2-Führung mit über die Zeit bringen.
Für Chiarodia war es der dritte Profi-Auftritt in sieben Tagen – und der dritte Auftritt in einer anderen Defensiv-Konstellation. Beim Liga-Spiel gegen Heidenheim (2:1) kam er zentral in einer Fünferkette zum Einsatz, im DFB-Pokal (3:1) dann als Innenverteidiger in einer Viererkette.
In Freiburg wurde die Flexibilität des Deutsch-Italieners wieder auf den Prüfstand gestellt: Er wurde für Luca Netz (20) eingewechselt und verteidigte in der Schlussphase als linker Außenverteidiger in einer Fünferkette.
Nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung stand der 18-Jährige im Fokus: Bei seiner ersten wichtigen Aktion verhinderte er gleich zweimal in höchster Not, dass das 3:3 schon vorher fiel. Er blockte zwei Versuche von Michael Gregoritsch (29) kurz vor der Linie ab – als letzter Mann.
Da zeichnete sich schon ab, dass es die bisher härteste Aufgabe für den Sommer-Zugang aus Bremen in seiner noch jungen Gladbach-Zeit werden würde. Freiburgs aktuell wohl formstärkster Spieler Noah Weißhaupt (22) war sein direkter Gegenspieler und auf der rechten Außenbahn in Dribbel-Laune.
Es wäre natürlich einfach, Chiarodias Leistung nur anhand seines Fouls in der Nachspielzeit, das zum von Grifo verwandelten Elfmeter führte, zu bewerten. Da kam der gebürtige Oldenburger einen Schritt zu spät – und wusste auch selbst sofort, dass Weißhaupt in dieser Szene doch einmal die Oberhand hatte und zuerst am Ball war. Den vor Spielfreude strotzenden Weißhaupt zu bändigen, entpuppte sich als Mammutaufgabe für den unerfahrenen Borussen.
Bei seinem zweiten Bundesliga-Einsatz für Borussia zeigte der Teenager aber auch vieles davon, wofür Seoane ihn noch vor wenigen Tagen gelobt hatte: Seine Schnelligkeit lässt es durchaus zu, ihn auch als Außenverteidiger einzusetzen, er konnte seine Kopfballstärke einsetzen und sein gutes Stellungsspiel war ebenfalls schon in einigen Szenen zu erkennen.
Das bittere Los eines Profi-Fußballers – daran wird sich auch Fabio Chiarodia in seiner noch jungen Karriere gewöhnen müssen – ist, dass eine Situation wie die Elfmeter-Szene vieles vorher Geschehene schnell in den Hintergrund rücken lässt.
Julian Weigl (28) stellte sich nach der Partie vor den italienischen U19-Nationalspieler. „Sowas kann passieren“, sagte Borussias Kapitän. Fohlen-Coach Seoane setzte im Breisgau wieder ein klares Zeichen mit der Einwechslung des 18-Jährigen: Er will den jungen Spielern auch in Drucksituationen das Vertrauen schenken.
Chiarodia war bei seiner Einwechslung in der Vorwoche bereits der achte Spieler, der unter Seoane zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz für Borussia kam – darunter auch Nachwuchsspieler wie Lukas Ullrich (19) und Grant-Leon Ranos (20).
Borussia will den Weg mit entwicklungsfähigen Talenten gehen. Da kommt alles andere als überraschend, dass Spieler in der einen oder andere Aktion Lehrgeld zahlen müssen.
Auch deswegen ist davon auszugehen, dass sich Chiarodias Chancen auf weitere Profi-Einsätze trotz der unglücklichen letzten Aktion des Freiburg-Spiels nicht verschlechtern werden.