Quo vadis, Borussia?

Fans und Verantwortliche bei Borussia Mönchengladbach sind mit der abgelaufenen Saison unzufrieden. In der kommenden Spielzeit soll sich die sportliche Situation verbessern. Dabei steht auch Trainer Gerardo Seoane (45) im Fokus – es könnte in zwei Richtungen gehen.

Seoane geht in seine zweite Gladbach-Saison – im Herbst schon Schluss?

Die Vita des Schweizer Fußballlehrers lässt nicht gerade tief blicken. Lediglich zweimal ist Seoane bisher als Chef-Trainer in die zweite Saison mit einem Verein gegangen. Dafür könnten die Wege unterschiedlicher kaum sein.

Seine ersten Schritte als Coach machte der 45-Jährige mit dem FC Luzern. Beim FCL durchlief Seoane verschiedene Trainer-Stationen, stand bei den Profis sogar bei insgesamt 18 Partien an der Seitenlinie. Dann zog es ihn zu den Young Boys Bern.

Gleich in seiner Premieren-Saison holte der gebürtige Luzerner die Schweizer Meisterschaft mit dem BSC. Im Folgejahr legte er sogar noch einen drauf: 2019/20 bejubelte Seoane mit den Young Boys das Double!

Pokal und Meisterschaft gingen nach Bern, das den Erfolgs-Trainer noch eine weitere Spielzeit halten konnte. Auch im dritten Jahr feierte Seoane mit seiner Mannschaft den Ligatitel in der Schweiz, den Pokal konnte der BSC aber nicht erneut klarmachen.

Die ruhmreichen Jahre blieben auch auf dem internationalen Markt nicht unbemerkt. Bayer 04 Leverkusen sicherte sich die Dienste des Sprachen-Talents Seoane, der sechs Sprachen fließend spricht.

In seiner ersten Saison bei der Werkself landete der Coach auf Platz vier der Bundesliga, sicherte somit die Teilnahme an der Champions League. Im Pokal schied Leverkusen aber bereits in der zweiten Runde gegen den Karlsruher SC aus (1:2, 27. Oktober 2021). Der ganz große Erfolg blieb auch in der Europa League aus. Dort scheiterte Bayer im Achtelfinale, wie auch im diesjährigen Finale, gegen Atalanta Bergamo (2:4, 17. März 2022).

Zum erst zweiten Mal in seiner Karriere ging Seoane dann als Cheftrainer in die zweite Saison – durfte diese aber nicht beenden.

Nach dem Pokal-Schock, als Leverkusen in der ersten Runde gegen den damaligen Drittligisten SV Elversberg mit 3:4 ausschied (30. Juli 2022), lief es auch in der Bundesliga unterirdisch.

Ein Sieg aus acht Spielen, dazu das drohende Aus in der Gruppenphase der Champions League waren gleichbedeutend mit dem Rausschmiss Seoanes beim heutigen Deutschen Meister. Eine halbjährige Pause später wurde er dann bei Borussia Mönchengladbach vorgestellt.

Die bisherigen zweiten Saisons des meist besonnenen Fußballtrainers weisen in zwei vollkommen unterschiedliche Richtungen. Nach einer enttäuschenden ersten Spielzeit am Niederrhein erhoffen sich Fans, Verantwortliche und auch Seoane selbst Verbesserung.

Dabei wünschen sich wohl alle beteiligten Parteien, dass der Gladbach-Coach es wie in Bern macht und eine Steigerung in Jahr zwei hinlegt. Sollte er aber den Leverkusen-Weg gehen, dürfte auch für den durch die Borussia-Führung treu gestützten Seoane schon vor Jahresende wieder Schluss sein.