Es wird von Spiel zu Spiel deutlicher: Im Sommer gab es nicht nur einen Kader-Umbruch – bei Borussia Mönchengladbach ist nun deutlich mehr als nur das Personal anders.

Die ersten drei Heimspiele verloren, weiterhin sieglos in der Bundesliga und nur zwei Punkte aus den ersten fünf Spielen – der Blick auf die Tabelle gefällt aktuell niemandem, dem Borussia Mönchengladbach am Herzen liegt.

Trotzdem waren die Borussia-Fans auch nach dem 0:1 gegen Leipzig enthusiastischer als nach so manchem Sieg in den vergangenen Jahren – und das aus gutem Grund!

GladbachLIVE-Kommentar nach dem Sieglos-Start von Borussia

Nach der Katastrophen-Halbzeit in Darmstadt (Pausenstand 0:3 aus Borussia-Sicht) machten die mitgereisten Anhängerinnen und Anhänger deutlich: Darauf muss es eine Reaktion im Borussia-Park geben. Die gab es am Samstag (23. September 2023) ohne jeden Zweifel – diesen Charakter-Test hat die Fohlenelf bestanden!

Über 90 Minuten kämpfte die Fohlenelf, ließ sich nach Rückstand nicht hängen und stellte, obwohl sie spielerisch viel versuchte, fest, dass sie gegen Champions-League-Teilnehmer Leipzig ohne das nötige Fortune und Knipser Tomas Cvancara (23) an ihre Grenzen kommt.

2019 begann mit der Verpflichtung von Marco Rose (47) und einer Kader-Aufrüstung eine vier Jahre andauernde Phase: Da hatte Borussia einen Kader, der gut genug war, um stets international zu spielen – und der, wenn spielerisch und kämpferisch alles gepasst hat, gut genug war, um fast jeden Gegner in die Knie zu zwingen.

Es war aber auch genau dieser Borussia-Kader, der regelmäßig unter seinen Möglichkeiten blieb – und die Fans so zum Verzweifeln brachte. „Wir werden euch auch unterstützen, wenn ihr alles gebt und bis zum Umfallen kämpft – auch wenn das Spiel verloren geht“, das war in diesen Jahren immer wieder das Fan-Credo.

Bei der „alten Borussia“ kam es fast nie dazu. Wenn die Leistung gepasst hat, war fast nie das Ergebnis das Problem. Totalausfall-Spiele wie einst Wolfsberg (0:4), gegen Freiburg (0:6) oder zuletzt in der ersten Halbzeit in Darmstadt darf sich Borussia nach Abgängen von Stars wie Marcus Thuram (26) oder Yann Sommer (34) nicht mehr erlauben.

Diese Vier-Jahres-Phase mit einem individuell so stark besetzten Borussia-Kader ist vorbei. Es ist ein kompletter Neu-Start für Borussia – nicht nur personell, sondern auch mit Blick auf die Erwartungshaltung.

Ohne Einsatz und mit spielerischem Totalausfall werden solche Spiele mit dem Kader, der Gerardo Seoane (44) zur Verfügung steht, verloren gehen. Der Kader der „neuen Borussia“ hat nicht die Qualität, um das zu kompensieren.

Was hat die Fans am Samstag ermutigt, nach Abpfiff im Stadion zu Zehntausenden zu bleiben, ihre Mannschaft anzufeuern? Es war das Auftreten der Fohlenelf – nicht ihr Zauber-Fußball! Wo Borussia-Mannschaften der Vorjahre nach einem Rückschlag komplett auseinanderbrachen, gab es ein ehrliches Aufbäumen des Teams.

Nach der Partie betonte Seoane, dass er mit dem Auftritt seines Teams zufrieden sei – aber natürlich nicht mit der Punkteausbeute. Nach dem schweren Auftaktprogramm muss Borussias Saison jetzt aber richtig losgehen!

Bis Ende Oktober tritt Gladbach in Bochum (30. September) und in Köln (21. Oktober) an, dazu stehen Heimspiele gegen Mainz (6. Oktober) und Heidenheim (noch nicht terminiert) an.

Das Ziel muss es bis dahin sein, sich gegen vier Teams, die sich bisher auch schwertun, wieder in der Tabelle nach oben zu kämpfen. Ende Oktober muss Borussia mehr Punkte als Spiele haben.

Bis dahin sind neun Bundesliga-Spieltage absolviert – also benötigt die Fohlen mindestens zwei Siege und zwei Remis. So eine Serie gegen entsprechende Gegner liefern zu können, das muss weiterhin Borussias Anspruch sein.