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Von Anton Kostudis (kos)

Die große Gladbach-Analyse Sieben Tage Tegernsee: Die Gewinner und Verlierer des Trainingslagers

Tim Kleindienst köpft den Ball im Testspiel von Borussia Mönchengladbach, Teamkollege Tomas Cvancara beobachtet die Szene im Hintergrund.

Sie zählen bei Borussia Mönchengladbach zu den Gewinnern des Trainingslagers: Tomas Cvancara (l.) und Tim Kleindienst, hier am Freitag (2. August 2024) im Testspiel gegen Ipswich Town in Aktion, haben im Verlauf der Woche bei Trainer Gerardo Seoane gepunktet.

Noch zwei Wochen, dann wird es ernst für die Borussia! Am Samstag (17. August 2024, 13 Uhr) starten die Gladbacher mit dem Erstrunden-Duell bei Drittligist Erzgebirge Aue in die neue Saison. Dann zählt’s für die Mannen um Coach Gerardo Seoane (45).

Am Freitag (2. August) haben die Fohlen mit dem 3:1-Testsieg gegen Ipswich Town ihr siebentägiges Trainingslager in Bayern abgeschlossen. Die phasenweise ziemlich hitzige Partie in Heimstetten nahe München gab dabei weitere Hinweise, was für eine Borussia die Fans in der neuen Spielzeit erwarten dürfen.

Borussia Mönchengladbach: Trainingslager endet mit Test-Erfolg

Coach Seoane und seine Truppe wollen die kommende Saison freilich erfolgreicher abschließen als auf dem enttäuschenden 14. Tabellenplatz in der vergangenen. Dafür wurde nun im beschaulichen Rottach-Egern am Tegernsee ordentlich geackert.

Mit der Vorstellung seiner Truppe gegen die jungen und ungemein giftigen Ipswich-Jungspunde – die Engländer hatten kurzfristig ihr Profi-Team zurückgezogen und die U21 antreten lassen – war Seoane allerdings alles andere als zufrieden. „Viele technische Fehler, viele Abspielfehler, Eigenfehler, wir sind überhaupt nicht in den Rhythmus gekommen. Auch wenn das Resultat hinten raus hätte höher ausfallen können, war es insgesamt nicht die Leistung, die wir uns vorgestellt haben“, monierte der Fohlen-Coach.

Dennoch bescherte die Partie dem Gladbach-Trainer natürlich weitere wertvolle Erkenntnisse. Auch GladbachLIVE hatte das Team der Fohlen das gesamte Trainingslager über begleitet – und erklärt nun, wer die großen Gewinner des Camps sind. Und wer die Verlierer!

Borussia Mönchengladbach: Die Gewinner des Trainingslagers

Tim Kleindienst (28): Der neue Borussia-Stürmer, der für sieben Millionen Euro vom Bundesliga-Kontrahenten Heidenheim kam, ist sportlich und menschlich voll angekommen am Niederrhein. Im dritten Anlauf klappte es gegen Ipswich dann auch mit dem Toreschießen: Mit seinem Doppelpack hatte die Sturm-Kante großen Anteil am 3:1-Erfolg. Schon jetzt ist klar: Kleindienst ist die absolute Nummer eins im Sturm-Zentrum. Und wird auch als Platzhirsch in die Saison gehen.

Tomas Cvancara (23): Auch der Tscheche agiert am liebsten zentral in der Spitze. Dort ist aber nun Kleindienst gesetzt. Weswegen Seoane den wuchtigen Angreifer gegen Ipswich auch auf dem rechten Flügel testete. Sowohl gegen die Engländer als auch beim vorangegangenen 1:0 gegen Holstein Kiel bot Cvancara nach seinen Einwechslungen eine auffällige Partie, verpasste einen Tor-Erfolg jeweils nur knapp. Und: Der junge Tscheche, der in der Vorsaison oft von Blessuren ausgebremst worden war, konnte die gesamte Vorbereitung beschwerdefrei durchziehen. Er ist – Stand jetzt – Seoanes erste Alternative in der Offensive.

Ko Itakura (27): Der Japaner startete in allen drei Testspielen. Und stand gegen Ipswich dann auch bis zur 83. Minute auf dem Platz, während andere Kollegen schon zur Habzeit Feierabend hatten. Abermals überzeugte der Innenverteidiger dabei mit einer souveränen Vorstellung. Es kristallisiert sich heraus: Der athletische Abwehrmann hat allerbeste Aussichten auf einen Stammplatz in der kommenden Saison.

Alassane Plea (31): Der Franzose hatte im Verlauf des Tegernsee-Camps unter anderem ein Sonderlob des Sportchefs Roland Virkus (57) für seine Trainingsleistungen erhalten. Wie Abwehr-Kollege Itakura zählte auch Plea in allen bisherigen Tests zur Startelf. Weil Robin Hack (25) das Trainingslager verpasst hatte, agierte der Franzose auch immer wieder mal auf der linken Seite. Es dürfte spannend werden, wie Seoane sich dann im Saison-Betrieb nach Hacks Rückkehr entscheidet. Fakt ist aber: Plea ist aus dem Team derzeit nicht wegzudenken.

Gerardo Seoane: Auch der Fohlen-Coach darf sich als Gewinner des Trainingslagers fühlen. Der Schweizer weiß, dass er sich eine Saison wie die vergangene nicht noch mal erlauben kann. Weswegen er seine Herangehensweise überdacht hat. Eines fällt auf: Auch wenn Testspiele nur bedingte Aussagekraft haben, präsentierten sich die Fohlen defensiv deutlich stabiler. Zwei Gegentreffer in drei Partien sind ein Wert, der akzeptabel ist. Was Seoane natürlich hilft: In Kleindienst und auch Kevin Stöger (30) hat der Coach nun zwei offensive Akteure zur Verfügung, die aber auch gegen den Ball ungemein bissig sind. In der Trainingsarbeit setzte der Borussia-Trainer derweil intensiver auf kleinere Gruppen, die auf ihrem Spezialgebiet arbeiteten. Es scheint, als hätte Seoane die richtigen Schlüsse aus der verkorksten Vorsaison gezogen.

Borussia Mönchengladbach: Die Verlierer des Trainingslagers

Christoph Kramer (33): Es war am Ende schon eine ziemliche Watschn, die der Routinier zum Abschluss des Trainingslagers ertragen musste: Er war der einzige Profi, der gegen Ipswich komplett auf der Bank schmorte. Der Rio-Weltmeister ist zwar weiterhin Großverdiener und auch Lautsprecher im Team – seine Aussichten auf Spielzeit scheinen aber immer weiter zu schwinden. Im Falle eines Angebots würden die Gladbacher Kramer zweifelsfrei keine Steine in den Weg legen. Nur: Ob sich überhaupt ein Abnehmer findet, ist derzeit völlig unklar. Bleibt der Routinier, könnte es für ihn angesichts der Mittelfeld-Konkurrenz eine ganz, ganz bittere Saison werden – und seine letzte. Der Vertrag läuft im kommenden Jahr aus ...

Borussia Mönchengladbachs Coach Gerardo Seoane steht beim Testspiel gegen Ipswich Town an der Seitenlinie und ruft Anweisungen.

Borussia Mönchengladbachs Coach Gerardo Seoane, hier am Freitag (2. August 2024) beim Testspiel gegen Ipswich Town, hat das Trainingslager am Tegernsee wichtige Erkenntnisse geliefert.

Philipp Sander (26): Der kampfstarke Mittelfeldmann hatte sich nach seinem Gladbach-Wechsel ausgesprochen selbstbewusst geäußert und klare Ansprüche auf Einsatzzeiten formuliert. Nun allerdings ist er unverschuldet ins Hintertreffen geraten: Probleme am Fuß ließen ihn die letzte Trainingseinheit am Tegernsee und auch das Testspiel gegen Ipswich verpassen. Bitter für den Ex-Kieler, der nun einen neuen Anlauf unternehmen muss. Zumal die Konkurrenz nicht schläft: Auch Rocco Reitz (22), Julian Weigl (28), Florian Neuhaus (27), Oscar Fraulo (20), Stöger und Manu Koné (23) – sofern er denn bleibt – wollen spielen.

Jonas Omlin (30): Nach wie vor hat Seoane noch nicht entschieden, ob der Keeper sein Kapitänsamt behält. Ebenso wenig gibt es bislang eine offizielle Entscheidung in Sachen Nummer eins – auch wenn der Coach vor dem Trainingslager erklärt hatte, dass Omlin die Nase im Duell mit Moritz Nicolas (26) vorn habe. Wie gesagt: Vor dem Trainingslager. Nach dem Camp steht nun ein verdammt dicker Bock zu Buche, mit dem der Keeper das 0:1 gegen Ipswich verschuldete. Obendrein wackelte der Schweizer Schlussmann dazu auch ein, zweimal mit dem Ball am Fuß. „Unumstritten“ geht zweifelsfrei anders.

Oscar Fraulo: Der dänische Youngster war mit dem Rückenwind von 32 Erstliga-Einsätzen für Utrecht von seiner Leihe in die Eredivisie an den Niederrhein zurückgekehrt. Doch der Mittelfeldmann (Vertrag bis 2026) rennt der Musik in Gladbach weiter hinterher, konnte sich am Tegernsee nicht empfehlen. Nach den aktuellen Eindrücken wird Fraulo daher in der kommenden Saison absoluter Ergänzungsspieler sein. Womöglich ergibt eine erneute Leihe Sinn für beide Seiten.

Das Gladbach-Camp hat also einige Gewinner, aber auch einige Verlierer hervorgebracht – natürlich können Verletzungen, Sperren oder aber auch überraschende Personalien im Transfer-Endspurt die Situation kurzfristig wieder verändern. Und auch Seoane hatte unlängst betont, dass jeder Spieler sich weiter anbieten darf. Allzu viele Chancen dafür bleiben allerdings nicht mehr ...