Gladbach und die „Akte X“ Wer ist für diesen Kader-Murks verantwortlich?
„Akte X“ im Borussia-Park!
Hunderttausende Fohlen-Fans in dieser Republik rätseln derzeit – und das nicht zum ersten Mal seit 2021 – wie es sein kann, dass der sechstwertvollste Kader der Bundesliga, der von Borussia Mönchengladbach, auch in der Spielzeit 2022/2023 kein glasklarer Anwärter auf ein Ticket für einen Europapokal-Wettbewerb sein soll.
Gladbach, von 2012 bis 2021 mehr oder weniger Dauergast in der Champions- oder Europa League, schickt sich momentan erneut an, Europapokal-Abende demnächst, zum dritten Mal in Folge dann, nur vom heimischen Sofa aus verfolgen zu können.
Gladbach: Haben die Kontroll-Gremien ihren Job nicht gemacht?
Sportdirektor Roland Virkus (56) und Cheftrainer Daniel Farke (46) haben unisono vor dem Liga-Klassiker am Samstag (18. Februar 2023, 15.30 Uhr) gegen Rekordmeister Bayern München verlauten lassen, dass aktuell das Thema internationaler Wettbewerb alles andere als realistisch sei mit diesem Kader.
Virkus: „Keine Frage, dass man Ziele im Sport haben muss. Aber zu hohe Ziele, unrealistische Ziele, führen zu Frustration. Und wir schätzen die Ziele realistisch ein.“
Der Manager wird sogar noch deutlicher!
Statt sich Europapokal-Träumen hinzugeben, sei es vielmehr realistischer, die Abstiegsregionen nicht aus den Augen zu verlieren.
Virkus: „Das Allerwichtigste ist, dass wir den Abstand nach unten vergrößern. Wir müssen schauen, dass wir nicht in eine solche Situation kommen.“
Was sagt Virkus solchen Fachleuten wie Weltmeister und Weltfußballer Lothar Matthäus (61), die Borussia nichtsdestotrotz immer wieder in den Europapokal loben?
Als „Sky“-TV-Experte betont Ex-Fohlen Matthäus regelmäßig, dass in Gladbach, mit diesem Kader, das Ziel Europa heißen müsse.
Virkus sagt dazu auf GladbachLIVE-Nachfrage: „Dann hat man im Moment vielleicht nicht alle Informationen, um das beurteilen zu können.“
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Die nationale Renaissance des Fohlen-Kultes, einst reanimiert und beatmet durch Trainer-Professor Lucien Favre (65), ist also vorerst wieder verblüht?
Doch wie ist das mit einem 233-Millionen-Euro-Kader überhaupt möglich?
„Akte X“ im Borussia-Park!
Coach Farke sagt: „Seien wir ehrlich. Es wird erst einmal zwei, drei Transferperioden dauern, bis wir die Balance in der Mannschaft so haben, dass wir nicht nur ballsicher sind und gut im Ballbesitz, sondern auch eine andere Intensität gegen den Ball hinlegen.“
GladbachLIVE hat daher bei Virkus nachgehakt!
Wie konnte es denn überhaupt geschehen, dass ein Klub wie Gladbach, mit einer solch erfahrenen Führungsriege, ohne Schulden im operativen Geschäft, mit eigenem Stadion, toller Infrastrutkur und einer derart wuchtigen Fan-Basis im Rücken in diese Situation geraten ist?
Klar, die Coronakrise hat den VfL wirtschaftlich und finanziell bis ins Mark getroffen. Allerdings dürfte die Coronakrise wohl nahezu alle Vereine in Deutschland bis ins Mark getroffen haben.
Doch weder aus Köln, Freiburg, Dortmund, Leverkusen, Bremen, Berlin-Köpenick oder beispielsweise Augsburg ist von Entscheidern und Machern derzeit zu hören, dass es mehrere Transferperioden benötige, um den Profi-Kader so aufstellen zu können, dass organisch gewachsene Erwartungshaltungen der eigenen Anhänger wieder zu befriedigen seien.
Warum dann in Gladbach?
GladbachLIVE hat bei Virkus nachgehakt.
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Dieser antwortet: „Der Weg war es immer, Spieler, die ihren Peak erreicht haben, abzugeben und dieses Geld in neue Projekte zu investieren. Durch Corona ist es so gekommen, dass wir diesen Markt nicht hatten, diese Spieler zu transferieren. Es ging nicht. Du brauchst aber auch mal die eine oder andere Veränderung im Kader, um Defizite auszumerzen. Und dazu sind wir nicht in der Lage gewesen. Das muss man klar sagen.“
Virkus wird in seinen Ausführungen noch ehrlicher: „Es war sicherlich nicht der Markt vorhanden, wir haben es sicherlich aber auch verpasst, bei dem einen oder anderen Spieler, zum jeweiligen Peak-Zeitpunkt zu verkaufen.“
Diese Aussage dürfte Licht in die „Akte X“ bringen!
Denn übersetzt heißt das: Einige Entscheider im Klub haben offenbar in den vergangenen Jahren nicht immer ihren Job tadellos gemacht!
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Durchdekliniert würde das weiter bedeuten: Welche Versäumnisse haben Virkus' Vorgänger, also Ex-Manager Max Eberl (49) – und letztendlich dann auch wiederum dessen Kontrollinstanzen, sprich Präsidium samt Aufsichtsrat, in dieser Melange zu verantworten?
Virkus und Farke sind definitiv nicht Teil dieser „Akte X“-Nummer. Sie kamen erst später ans große Ruder.
Die beiden Macher tun als neues sportliches Führungs-Duo derzeit alles dafür, ein wahrlich schweres Erbe möglichst in Rekordzeit aufzuarbeiten.
Dass Gladbach aktuell auf sportlicher Ebene nicht in der Lage ist, die Erwartungshaltungen innerhalb der eh schon geduldigen und nachsichtigen Klub-Basis zu erfüllen, ist keine neue Baustelle.
Wir erinnern uns: Schon der teuerste Trainer der Vereinsgeschichte, Adi Hütter (53), ist an diesem Kader verzweifelt und hat im Mai 2022 seinen Hut nehmen müssen.
Da hatte Eberl übrigens längst „erschöpft und müde“ die Segel gestrichen, um inzwischen als Sportchef bei RB Leipzig vom Angriff auf die Super-Bayern zu parlieren.
Virkus und Farke stehen hingegen derzeit an der niederrheinischen Front, moderieren und erklären Versäumnisse, die sie letztendlich in Gänze nicht zu verantworten haben.
Dass im Sommer 2023 zig Verträge von Top-Stars auslaufen, die ablösefrei die Mücke machen können, der Kader schon jetzt überaltert ist und im Sommer 2024 weitere zig Arbeitspapiere von wichtigen Team-Stützen enden, geht nicht auf deren Kappe.
Vielmehr haben sich da andere Aufpasser und Entscheider im Borussia-Park bislang einen schlanken Fuß gemacht, was die öffentliche Aufarbeitung der Kader-Problematik betrifft.
Eberl-Nachfolger Virkus sagt: „Wir werden alles dafür tun, dass wir wieder einen Kader zusammenbauen, mit dem wir wieder nach oben gucken können. Ich kann nicht sagen, wie lange das dauert. Ob das eine, zwei oder drei Transferperioden dauern wird, kann ich nicht sagen. Das wäre dann auch gelogen. Es ist immer abhängig von der Marktlage.“
„Akte X“ im Borussia-Park!
Der sportliche Tiefflug der Elf vom Niederrhein, sprich das Absacken in der Tabelle, ist, mit der Lupe drauf betrachtet, gar nicht so „unheimlich“ oder rätselhaft, wie es auf den ersten Blick womöglich erscheinen mag.
Und wenn ein Cheftrainer wie Daniel Farke in dieser Melange vor dem Bayern-Spiel, ohne Not, von „grauer Maus“ mit Blick auf seinen Arbeitgeber spricht, sollten die Alarmsirenen längst schrillen.
Das hat Farke, der übrigens, wie zuvor Hütter, auch mit Versprechungen in den Borussia-Park gelockt worden ist, nachdem Lucien Favre mit seiner Last-Minute-Absage im Sommer 2022 die Klub-Bosse noch düpiert hatte, sicherlich nicht gedankenlos so lanciert.