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Von Leo Bach (lb)

GladbachLIVE-Kommentar Virkus vor wichtiger Entscheidung – aber optimaler Zeitpunkt schon verstrichen

Roland Virkus in schwarzer Jacke, mit ernstem Blick.

Bei den Fans umstritten: Roland Virkus, hier am 24. Februar 2024, hat bei Borussia die Zügel in der Hand.

Zweimal machte es Borussia richtig, beim dritten Mal greift der Verein gewaltig daneben und zahlt dafür einen hohen Preis.

Nach einer sportlich enttäuschenden Saison gab es noch ein letztes positives Highlight bei Borussia Mönchengladbach. Im letzten Heimspiel der abgelaufenen Spielzeit gegen Eintracht Frankfurt (11. Mai 2024, 1:1) wurden die beiden Vereins-Legenden Tony Jantschke (34) und Patrick Herrmann (33) gebührend verabschiedet.

Kramer-Verlängerung war richtig – Gladbach zahlt aber für Detail-Fehler

Die beiden Routiniers waren dem Verein über viele Jahre treu geblieben, spielten beide als Profis nie bei einem anderen Klub. Im modernen Fußball eine Seltenheit!

Die offizielle Verabschiedung vor einem ausverkauften Borussia-Park war ein emotionaler Schlusspunkt zweier langer Gladbach-Karrieren. Eigentlich hätten am 11. Mai aber drei Borussia-Legenden verabschiedet werden sollen. Weil diese Möglichkeit verpasst wurde, gibt es jetzt fast nur Verlierer.

Wie die „Bild“ kürzlich berichtete, planen die Gladbach-Verantwortlichen um Sport-Geschäftsführer Roland Virkus (57) eine vorzeitige Trennung von Christoph Kramer (33). Der Vertrag des Weltmeisters von 2014 läuft noch bis zum Sommer 2025, solange wollen ihn die Borussia-Bosse aber nicht mehr halten.

Kramer verdient zu viel! Geschätzt 2,8 Millionen Euro pro Jahr für einen Bankdrücker sind auch für gestandene Bundesliga-Vereine wie Borussia Mönchengladbach langfristig nicht wirtschaftlich.

Der aktuelle Vertrag wurde im Januar 2023 unterschrieben. Kramers Kontrakt lief zum Sommer aus. Unter Ex-Coach Daniel Farke (47) war er noch eine feste Säule im Team. Während der Saison pendelte er dabei als Vize-Kapitän zwischen defensivem und offensivem Mittelfeld hin und her.

Dass das auslaufende Arbeitspapier verlängert wurde, war zu diesem Zeitpunkt folgerichtig, der Fehler lag aber in den Details. Eine einjährige Verlängerung wäre allein schon wegen des Alters des Routiniers vorerst ausreichend gewesen.

Zur Vertragslaufzeit kommt das erschreckend hohe Gehalt dazu. Obwohl Kramer Salär bei der Verlängerung wohl bereits reduziert wurde, erscheinen fast drei Millionen Euro dennoch wahnsinnig für einen Spieler, der ohne großes Aufsehen im Folgejahr aus der Startelf aussortiert werden konnte.

Den Solinger zu halten, war der richtige Schritt von Virkus, zumal mit Lars Stindl (35) und Jonas Hofmann (31) zwei Identifikationsfiguren Gladbach im Sommer den Rücken kehrten. Kramer ist nach wie vor ein Gesicht der Fohlen. Das Problem aber liegt im Zeitpunkt des Abschieds.

Eine gemeinsame Verabschiedung mit Jantschke und Herrmann zusammen wäre einem Spieler, der schon 288 Pflichtspiele für Borussia absolvierte, würdig gewesen. 

Diesen Moment abzupassen, haben die Gladbach-Bosse und Kramer versäumt. Eine Trennung vor einem Jahr wäre aufgrund der Kader-Umstrukturierung allerdings überhastet gewesen. Eine Trennung im nächsten Jahr wäre gleichbedeutend mit einem wenig rentablen Millionen-Investment, bedenkt man, dass Kramer unter Trainer Gerardo Seoane (45) auch weiterhin einen schweren Stand haben wird.

Dass sich die sportliche Situation von Kramer nicht verbessern wird, dürfte Virkus und Co. nicht erst nach der kürzlich abgelaufenen Saison aufgefallen sein. Zumal die Rückkehr des ausgeliehen Sechsers Oscar Fraulo (20) und die Verpflichtung von Kiel-Kapitän und Mittelfeld-Konkurrent Philipp Sander (26) schon länger bekannt war.

Es stellt sich also die Frage, warum eine Situation kreiert wurde, in der es nur Verlierer geben kann. Hätten sich beide Parteien frühzeitig zusammengesetzt und offen kommuniziert, wäre ein mehr oder weniger freiwilliger Abschied des verdienten Spielers mit seinen zwei Gladbach-Kollegen möglich gewesen.

So aber gibt es fast nur zwei mögliche Ausgänge. Zum einen: Die beiden Seiten finden keine Lösung, Kramer kassiert ab, kommt weiterhin kaum zum Einsatz und Borussia muss Millionen-Kosten ohne essenzielle Gegenleistung stemmen.

Oder aber es wird eine frühzeitige Trennung vereinbart und eine Gladbach-Legende muss durch die Hintertür Abschied nehmen. Fans, der Spieler und auch die Verantwortlichen wären Verlierer in diesem Szenario – wirtschaftlich scheint das aber, abgesehen von einem Verkauf, nun die beste Lösung zu sein.

Borussia muss sich von Kramer trennen – aber nicht erst jetzt und nicht auf diese Art und Weise.