„Nichts mehr zu verlieren“ Trotz Formschwäche: Gladbach-Boss Virkus sieht Positives in Freiburg-Pleite

Blickt dem Saisonende entgegen: Sport-Geschäftsführer Roland Virkus am 12. April 2025 im Borussia-Park.
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Verkrampft, frustriert und sauer: die Fohlen-Akteure rätseln über ein Formtief zur Unzeit.
Ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase scheint Borussia Mönchengladbach die Puste auszugehen. Nur ein Punkt aus den Spielen beim FC St. Pauli (1:1) und nun gegen den direkten Konkurrenten SC Freiburg (1:2) nach jeweils rätselhaft schlechten Vorstellungen mutete auch den Spielern paradox an angesichts der durchaus realistischen Chance sogar auf die Champions League.
Gladbach-Boss Virkus findet Niederlage „vielleicht besser“
„Extrem ärgerlich, nervig“, schimpfte Kapitän Julian Weigl (29) nach der Nicht-Leistung gegen die zuvor fünf Spiele lang sieglosen Freiburger, die an Gladbach vorbei auf Rang sechs sprangen und nun einen Punkt vor Borussia liegen. „Das Spiel war schon wichtig, wir hätten einen guten Schritt machen können. Jeder bei uns spürt, dass dieses Jahr was möglich ist. Das sind Spiele, die du zu Hause gewinnen solltest, wenn du oben dabei bleiben willst.“
Allerdings war die Leistung erneut nicht Europapokal-würdig: Kein Tempo, viele Fehlpässe und unnötige Ballverluste prägten das Spiel. Zum zweiten Mal in Serie ging Gladbach dabei sogar in Führung, holte in beiden Spielen aber nur einen Zähler. Dies bedeutet fünf Spieltage vor dem Saisonende in der Fußball-Bundesliga Rang sieben statt Platz vier, der es bei optimaler Punkt-Ausbeute gewesen wäre.
Das Wissen darum ist laut Sportchef Roland Virkus (58) aber genau das Problem des Teams, das eigentlich nur eine sorgenfreie Saison spielen sollte. Angesichts des Schwächelns der ambitionierteren Clubs ist im Schlussspurt für viele Vereine, die niemand auf der Rechnung hatte, aber etwas drin. Sogar die Champions-League-Qualifikation. Auch für Borussia.
„Natürlich haben die Jungs realisiert, dass sechs Spieltage vor Schluss alles möglich ist. Und dann gibt es auch mal ein Spiel, in dem man verkrampft“, meinte Virkus. „Da kann ich der Truppe keinen Vorwurf machen. Wir haben noch fünf Spiele und es ist immer noch alles drin.“
Virkus' Beschwichtigungen stehen im krassen Widerspruch zu den Klartext-Aussagen von Nationalstürmer Tim Kleindienst (29), der schon gegen St. Pauli deutliche Kritik geäußert hatte. „Wir haben jetzt fünf wichtige Spiele und es geht noch um was und genau das ist ja das, was ich nicht verstehe, dass wir so eine Leistung zeigen, obwohl es jetzt in so eine Richtung gehen kann, wo wir oben um etwas spielen können“, schimpfte der ehrgeizige Angreifer, der freilich selbst einen sehr schlechten Tag erwischt hatte, bei Sky.
„Hoffentlich wird sich jeder selber mal reflektieren, ob heute alles gereicht hat. Das werde ich mit mir persönlich auch machen, das war auch zu wenig“, gestand der Torjäger.
Nach den leichtfertig verschenkten Punkten geht es nun am Ostersonntag (20. April 2025, 17.30 Uhr) zum Prestigeduell bei Borussia Dortmund. Die Westfalen liegen immer noch zwei Punkte hinter den Gladbachern, sind aber dennoch sicher favorisiert. Laut Virkus ist genau das die Chance, die Verkrampfung zu lösen. Dem Abrutschen auf Rang sieben gewann er damit sogar etwas Positives ab. „Vielleicht ist es besser, du bist Jäger und siehst das alles von unten. Du hast dann nichts mehr zu verlieren.“
Die Niederlage hat sich der gebürtige Mönchengladbacher selbstverständlich trotzdem nicht gewünscht. Nun heißt es in den verbleibenden fünf Spielen nach oben hin anzugreifen. Wird es am Ende tatsächlich etwas mit dem Europapokal, hätte Virkus doch noch etwas zu verlieren: seinen markanten Schnäuzer. (dpa)