Wer spielt, wer sitzt auf der Bank – und wer bleibt sogar ganz außen vor? Die Keeper-Situation bei Borussia hat durchaus Gefahrenpotenzial.

Wenn es im Profi-Fußball eine Position gibt, bei der verständlich ist, dass sich die Spieler durchaus auch als Einzelkämpfer sehen, dann sind es die Torhüter. Es gibt nur einen Platz, um den mehrere Anwärter kämpfen – und gerade in Eins-gegen-Eins-Situationen oder bei Elfmetern sind sie auf sich allein gestellt.

Borussia Mönchengladbach: So denkt Kamps über die Torwart-Situation

Bei Borussia Mönchengladbach ist die Situation in dieser Saison speziell: Über fast ein Jahrzehnt war die Hierarchie zum Saisonstart im Grunde dieselbe. Yann Sommer (34) war als Stammkeeper gesetzt, Tobi Sippel (35) übernahm die Position seines Stellvertreters.

In den vergangenen zwölf Monaten hat sich daran aber viel geändert: Erst verletzten sich Sommer und Sippel, so stand im November 2022 plötzlich Gladbach-Eigengewächs Jan Olschowsky (21) im Tor. Sommer verließ die Fohlen dann im Januar, wurde durch Jonas Omlin (29) ersetzt – und Olschowsky schob sich in der Hackordnung an Sippel vorbei.

Die Schulter-OP von Omlin vor mittlerweile rund zwei Monaten machte die Lage plötzlich noch kniffliger: Sippel und Olschowsky kamen in der Vorsaison zum Einsatz, dazu gab es in Moritz Nicolas (26) nach mehreren Leihstationen noch einen dritten Anwärter.

Letztlich war es auch Nicolas, der sich durchsetzte – und seitdem das Tor weitgehend fehlerlos hütet. Olschowsky ging zwischenzeitlich sogar den Weg über die U23, um dort Spielpraxis zu sammeln.

Ein Mann, der die Torhüter bei Borussia Mönchengladbach bestens kennt und sich gut in ihre Lage hineinversetzen kann, ist Uwe Kamps (59). Von 1982 bis 2004 stand er in 518 Pflichtspielen bei Borussia zwischen den Pfosten und war anschließend über ein Jahrzehnt Torwarttrainer.

Sieht Kamps Gefahrenpotenzial in der aktuellen Situation, dass gleich mehrere ambitionierte Torhüter um einen Platz zwischen den Pfosten der Bundesliga-Mannschaft buhlen?

Ganz im Gegenteil! Die Borussia-Ikone sieht den Verein und sich eher in der gemeinsamen Arbeit bestätigt, junge Keeper aus dem eigenen Nachwuchs zu fördern – und nicht nur darauf zu setzen, gestandene Profi-Torhüter an den Niederrhein zu lotsen.

Über die Situation mit Nicolas und Olschowsky als Anwärter für das Gladbach-Tor sagt Kamps im Gespräch mit der „Rheinischen Post“: „Das ist eine Situation, auf die wir immer gehofft haben.“ Der 59-Jährige weiter: „Jan war vergangene Saison da, als er gebraucht wurde, jetzt ist es Moritz. Das zeigt, dass wir uns im Torwartbereich gut entwickelt haben, zumal beide, wie viele unsere Nachwuchskeeper, aus der Region kommen.“

In Max Brüll (21), Florian Dimmer (18) und dem luxemburgischen A-Nationalspieler Tiago Pereira Cardoso (17) stehen bereits drei weitere junge Torhüter bereit, die auch in den kommenden Jahren Ansprüche auf Einsätze im Profi-Fußball anmelden dürfen. Die drei Keeper durften in den vergangenen zwölf Monaten jeweils schon bei den Profis mitmischen.

In Gladbach zeichnet sich da immer mehr ein Luxus-Problem ab! Die Fohlen-Verantwortlichen lösten das im Sommer 2023 unter anderem damit, dass in Jonas Kersken (23) einer der Anwärter zu Arminia Bielefeld verliehen wurde – um dort Spielpraxis zu sammeln. Der gebürtige Düsseldorfer zählt aktuell zu den stärksten Torhütern der 3. Liga.