„Mitten im Nirgendwo“ Japan-Duo über Erfahrungen bei Gladbach – Gespräche mit Schafen aus Einsamkeit
Über 9000 Kilometer liegen zwischen der Inselnation Japan und dem nordrhein-westfälischen Mönchengladbach – da kann der Kulturschock nach einem Umzug schonmal groß ausfallen.
Nur die wirklich eingefleischten Fans von Borussia Mönchengladbach werden bei dem Namen Yuki Otso gleich ein Gesicht vor Augen haben. Der mittlerweile 34-Jährige spielte in der Saison 2011/12 für die Fohlen, kam dabei aber nur auf vier Bundesliga-Spiele. Das Besondere: Er war der erste Japaner, der jemals für den Verein ein Pflichtspiel absolviert hatte. Mittlerweile hat er zwei Nachfolger am Borussia-Park.
Japan-Duo begeistert von Fans – aber mit Startschwierigkeiten
Ko Itakura (27) und Shio Fukuda (20) komplettieren das Japan-Trio der Vereinsgeschichte Gladbachs. Itakura kommt mittlerweile auf 63 Partien für Borussia (fünf Tore), zudem ist er der einzige Profi im Kader, der in dieser Saison noch keine einzige Minute verpasst hat!
Anders sieht die sportliche Situation bei Fukuda aus. Das Sturm-Talent kam 2023 von seinem High-School-Klub aus Japan an den Niederrhein, spielte sich in den Jugendmannschaften hoch, aktuell wird er meist in der U23 eingesetzt. Dort kommt der 20-Jährige in zehn Spielen auf vier Tore, ein Profi-Einsatz bleibt ihm in der laufenden Spielzeit noch verwehrt.
Sein Debüt für die erste Mannschaft machte Fukuda bereits am 27. Januar 2024. Beim 0:0 gegen den späteren Meister Bayer 04 Leverkusen wurde der Mittelstürmer in der Schlussphase eingewechselt, seitdem kommt er auf vier weitere Kurzeinsätze unter Trainer Gerardo Seoane (46).
Im Gespräch mit dem Deutsch-Japanischen Portal „Japandigest“ sprachen Itakura und Fukuda nun über ihre Erfahrungen in Mönchengladbach, das deutsche Essen und die Beziehung untereinander.
Dabei berichtet der sieben Jahre ältere Itakura, dass er seinen Landsmann Fukuda schon verfolgt, seit dieser bei der Gladbacher U23 eingestiegen ist. Mittlerweile seien die beiden Profis gut befreundet, gehen privat gemeinsam in die Sauna, treffen sich zum Abendessen oder veranstalten Grillabende mit Freunden.
Itakura, der erzählt, dass ihm das deutsche Essen zwar „köstlich“ schmecke, aber auf Dauer zu schwer sei, legt viel Wert auf Kontakt zu Landsleuten. Der 2022 von Manchester City gekommene Profi war außerhalb seiner Heimat noch beim FC Schalke 04 und dem niederländischen Klub FC Groningen tätig. Dort kam es zu eher kuriosen Gesprächen.
„Als ich beim FC Groningen in den Niederlanden gespielt habe, war in den ersten sechs Monaten auch Ritsu Doan im Team, da war noch alles in Ordnung. Aber danach war ich mehr als zwei Jahre lang der einzige Japaner … Ich fühlte mich so einsam, dass ich mit den Schafen gesprochen habe“, plaudert der Innenverteidiger lachend aus.
Meist verständigt sich Itakura auf Englisch, von seinem Deutsch ist er selbst nicht begeistert, dafür aber von den Sprachfähigkeiten seines jungen Kollegen. Der gibt sich bescheiden, berichtet aber auch noch von Startschwierigkeiten und Kulturunterschieden.
So vermisse Fukuda vor allem japanisches Essen wie Aal und Sushi. Die Nähe zu Düsseldorf, bekannt als deutsche Hochburg der japanischen Gastronomie, sei daher „wirklich praktisch“.
Auch Itakura führt seine Gladbacher Teamkollegen immer mal wieder zum Essen in die Landeshauptstadt NRWs aus. Von Mönchengladbach sind die beiden Fußballer vor allem wegen der Fans begeistert.
„Es ist eine Mannschaft mit einer großen Geschichte. Das Stadion liegt mitten im Nirgendwo, aber an Spieltagen ist es immer voll“, staunt Itakura. Auch Fukuda fügt an, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, „dass sich 50.000 Menschen in einer so ländlichen Gegend versammeln.“
Von Itakura will sich das Borussia-Talent noch einiges abschauen, schwärmt von einem „wunderbaren Menschen“ und einem oft unberechenbaren Fußballer. Schon jetzt setzt sich das Duo aus den zwei Japanern mit den meisten Spielen für Gladbach zusammen. Die Hoffnung der Borussia-Bosse ist eindeutig: Es sollen noch viele weitere dazukommen.