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Von Leo Bach (lb)

„Die Kritik ist berechtigt“ Gladbach-Talente kriegen keine Spielzeit – Seoane nennt die Gründe

Noah Pesch und Gerardo Seoane an der Seitenlinie.

Er hat die Talente genau im Blick: Gerardo Seoane gibt Noah Pesch im Testspiel am 10. Oktober 2024 Anweisungen für das Spiel.

Verbaut sich der Verein hier selbst den so oft angesprochenen Borussia-Weg?

Borussia Mönchengladbach soll Tradition und Fortschritt vereinen, Talenten aus der eigenen Jugend den Schritt zu den Profis ermöglichen und aus ihnen dann die Fußballer der nächsten Generation formen – nur darf aktuell kaum ein Talent oben ran. Trainer Gerardo Seoane (45) nannte die Gründe dafür und lässt einblicken, wann es für die Youngster wieder mehr Minuten geben könnte.

Gladbach-Talente mit viel Spielzeit – nur bei den Profis nicht

Sieben U21-Spieler gehören aktuell der Profi-Mannschaft der Fohlen an. Zwei von ihnen sind gesetzte Stammkräfte: Joe Scally (21) und Luca Netz (21). Gemeinsam haben die beiden Außenverteidiger 188 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Da kann man das junge Alter der Profis schonmal vergessen.

Doch abgesehen von Scally und Netz ist die Kritik, dass die jungen Talente bei Borussia aktuell zu wenig Spielzeit erhalten, nicht von der Hand zu weisen. Das erkennt sogar der Cheftrainer an.

Die übrigen fünf Unter-21-Jährigen bei den Profis sind Grant-Leon Ranos (21), Shio Fukuda, Lukas Ullrich, Yvandro Borges Sanches (alle 20) und Fabio Chiarodia (19). Nur zwölf Minuten Bundesliga-Spielzeit verteilen sich auf das Quintett in der laufenden Saison, genauer sogar nur auf Chiarodia (drei Minuten) und Ranos (neun Minuten).

Borges Sanches laboriert noch an einem Kreuzbandriss, die anderen Talente hätten aber durchaus bereits den ein oder anderen Kurzeinsatz sammeln können. Chiarodia, der zu Saisonbeginn noch als Innenverteidiger Nummer drei eingestuft wurde, zog zuletzt den Kürzeren, als Nico Elvedi (28) nach einer Muskelverletzung zweimal durch Marvin Friedrich (29) ersetzt wurde.

Eine ähnliche Situation wie bei Ullrich, der den ausgefallenen Linksverteidiger Netz nach seiner Fußverletzung nicht positionsgetreu ersetzen durfte, sondern auf der Bank Platz nahm. Routinier Stefan Lainer (31) rückte in die Startelf, der eigentlich auf der rechten Seite beheimatete Scally wurde nach links hinten gesetzt.

Woran liegt es also, dass der wichtigste Baustein des Borussia-Wegs, die Talent-Arbeit, aktuell gehemmt scheint? Seoane sprach nun über die jungen Spieler im Verein und erklärte, warum die erfahreneren Charaktere zuletzt den Vorzug erhielten. „Sie machen Fortschritte“, so der Coach über die Talente, „was sich noch nicht in Spielzeit ausgezeichnet hat. Dem sind wir uns bewusst“.

„Was wir sagen können, ist, dass alle Spieler, sei es über die U23, Nationalmannschaft, Youth Cup etc., viel Spielzeit hatten. Wir sehen eine gute Tendenz bei den Spielen.“ Der Grund, warum es trotzdem nicht für Spielzeit bei den Profis reicht, liegt laut dem Schweizer am eigenen sportlichen (Miss-)Erfolg: „Wenn die erste Mannschaft positive Resultate hat, wenn man eine ruhigere Entwicklung sieht, ist es immer einfacher, junge Spieler zu integrieren.“

In den vergangenen 15 Monaten stand man meist tabellarisch unter Druck, was den Einbezug von Talenten erschwert habe, so Seoane. „Ich muss aber sagen, dass die Jungs das gut machen. Es ist ein wichtiger Punkt für uns in der Entwicklung der Spieler. Der Kritikpunkt, dass sie noch nicht die genügende Spielzeit haben ist da und in gewisser Hinsicht auch berechtigt. Auf der anderen Seite ist es über diese Argumente zu erklären.“

Sollte sich die sportliche Situation der Profis unter Seoane also etwas entspannen, das Team sich tabellarisch in den einstelligen Rängen bewegen, dürfte auch wieder mehr Platz für Talente auf dem Platz sein. Der Übungsleiter der Niederrhein-Elf will den unerfahrenen Spielern so auch den Druck nehmen, in den entscheidenden und geladenen Situationen bei den Profis ins kalte Wasser geschmissen zu werden.

Ein Jugendspieler, der sich in der laufenden Spielzeit durch überzeugende Leistungen in den Fokus gespielt hat, ist Noah Pesch (19). Der erst im Sommer von Bayer 04 Leverkusen gekommene Linksaußen ist Toptorschütze der Gladbacher U23 und der Regionalliga West (elf Tore in zwölf Spielen). 

Im Testspiel in der vergangenen Länderspielpause beim Drittligisten SC Verl (5:0) durfte das Talent dann sogar bei der ersten Mannschaft ran und erzielte nach seiner Einwechslung mit einer feinen Schusstechnik den letzten Treffer des Tages. Seoane, der sich am Wochenende gemeinsam mit Sport-Boss Roland Virkus (57) das Spiel der vereinseigenen U19 ansah, hat auch Pesch auf dem Profi-Radar.

„Noah war schon öfters bei Bedarf bei uns im Training. […] Wir verfolgen natürlich die Leistungen. Er hat sich bisher sehr effizient präsentiert. Bei uns würde er auf der Position mit dem ein oder anderen gestandenen Spieler konkurrieren, wie ein Robin Hack, ein Stöger oder ein Plea. Von daher ist es im Moment schwierig, dass er bei uns zu einer Chance kommen könnte, solange alle diese Spieler gesund sind.“

Dennoch stellt der 45-Jährige auch dem treffsicheren Außenbahnspieler Besserung in Aussicht: „Aber es ist klar, dass wir ihn verfolgen und wenn möglich in der Länderspielpause, wenn es Bedarf gibt, nochmal bei einem Testspiel sehen möchten. Er hat es in Verl mit einem schönen Tor gut gemacht. Ich kenne Noah auch noch aus Leverkusen. Da war er auch schon immer wieder bei der ersten Mannschaft dabei. Bis jetzt hat er eine gute Entwicklung gemacht.“