Aufstiegs-Held verrät irre Geschichte „Rotes Tuch!“ Flucht aus Köln wegen Gladbach-Wechsel
Er hat aus seiner Geburtstadt Köln einst wegen eines Vereinswechsels flüchten müssen. Was zunächst wie ein schlechter Scherz klingen mag, ist vielmehr ein Indikator dafür, wie ausgesprägt die Rivalität zwischen zwei Fanlagern sein kann.
Erlebt hat diese spezielle Fußballgeschichte der ehemalige Profi Alexander Voigt (45), der zurzeit beim Oberligisten Siegburger SV als Cheftrainer unter Vertrag steht.
Voigt ist einer der Leistungsträger im Trikot von Borussia Mönchengladbach gewesen, die 2008 die direkte Bundesliga-Rückkehr des VfL möglich gemacht hatten.
Gladbach-Aufstieg 2008: Voigt erfährt Rheinland-Rivalität intensiv
Mit Typen wie Voigt waren die Fohlen vor fast 15 Jahren souverän als Zweitliga-Meister (66 Punkte) nach dem Abstiegs-GAU zurück in die Beletage des deutschen Fußballs gestürmt.
„Wir waren ein eingeschworener Haufen“, sagt Voigt rückblickend in einem Borussia-Gespräch. „Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir am ersten Spieltag in Kaiserslautern kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt hatten. In dem Moment konntest du anhand der Freude auf dem Platz und auf der Ersatzbank merken, dass sehr schnell ein Team zusammengewachsen war.“
Das habe Borussia seinerzeit „stark gemacht“.
Voigt: „Zusätzlich hatten wir Individualisten wie Marko Marin oder Oli Neuville, die in der Liga herausragend waren.“
Auch an die Aufstiegsfeier 2008 kann sich Voigt noch gut erinnern. „Das war auch eine geschlossene Mannschaftsleistung. Die Feier zog sich über mehrere Tage inklusive einer kleinen Tour nach Mallorca.“
Allerdings musste Voigt für seinen Erfolg als Spieler in Mönchengladbach auch einen Tribut der besonderen Art zahlen.
Der ehemalige Verteidiger ist in Köln geboren, stand zudem von 1996 bis 2005 bei Gladbach-Erzrivale 1. FC Köln unter Vertrag.
Zu den Fohlen war Voigt zwar dann erst später, 2007 von Carl-Zeiss Jena, gekommen, dennoch konnten ihm die Köln-Fans zu diesem Zeitpunkt das Gladbach-Engagement nicht verzeihen.
Voigt sagt dazu: „Anfangs bin ich noch von Köln nach Gladbach gependelt, musste aber wenig später einsehen, dass ich umziehen muss. Für die Leute war es einfach ein rotes Tuch, dass ich nun ein Fohlen war.“
Heißt: Flucht aus Köln! Weil er für die Borussia spielte.
Voigt gibt zu, dass er zuvor, angesichts seiner Kölner Wurzeln, keine Bedenken wegen des Karriereschritts Gladbach gehabt hatte.
„Nicht wirklich, ich hatte richtig Bock auf diese Aufgabe und habe das gut trennen können. Außerdem kannte ich Jos Luhukay (Ex-Gladbach-Chefcoach, Anm. d. Red.) schon gut und wusste, dass das unter dem Trainer passt. Wie dann die Reaktion in Köln war, hatte mich schon überrascht.“
Die Rivalität zwischen beiden Klubs hatte dafür gesorgt, dass Voigt zeitweise nicht mehr in der Domstadt leben wollte.
Später zog es den Abwehrspieler allerdings zurück in die Heimat. Seine Spieler-Karriere beendete er im Juli 2013 bei Viktoria Köln.
Inzwischen arbeitet er als Trainer, nach der Station KFC Uerdingen ist er in Siegburg angestellt.
Voigt: „Natürlich kann ich mir auch sehr gut vorstellen, in Zukunft wieder höherklassig zu trainieren. Mich macht der Job aber sehr glücklich, unter anderem, weil ich wieder in der Nähe meiner Heimat arbeiten kann.“ Die heißt Köln.
In Mönchengladbach hat Alexander Voigt von Juli 2007 bis Januar 2009 unter Vertrag gestanden. Im Fohlen-Jersey bestritt er 33 Zweitliga-Spiele, in Liga eins stand er für Gladbach sechs Mal auf de Platz.
Den letzten direkten Transfer vom 1. FC Köln zu Borussia Mönchengladbach hatte sich übrigens Österreich-Legende Toni Polster (59) getraut.
Der Stürmer war im Juli 1998 für eine Ablöse von einer Million Euro vom Geißbockheim in den Fohlen-Stall gewechselt.