Sie verwenden einen veralteten Browser. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um Ihren Besuch bei uns zu verbessern.

„Gerne die Rolle angenommen“ Gladbach-Keeper über Sommer-Nachfolge und ter-Stegen-Vergleiche

Torhüter Jan Olschowsky streckt den rechten Arm aus. Beim Bundesliga-Spiel von Borussia Mönchengladbach am 8. November 2022 beim VfL Bochum feiert er sein Profi-Debüt für Borussia.

Jan Olschowsky feierte im Spiel von Borussia Mönchengladbach gegen den VfL Bochum am 8. November 2022 sein Bundesliga-Debüt.

Von Torwart Nummer fünf zum Bundesliga-Helden und Hoffnungsträger, das vergangene halbe Jahr bedeutete einen rasanten Aufstieg für Jan Olschowsky (21).

In seinen beiden Bundesliga-Auftritten beim VfL Bochum (1:2) und gegen Borussia Dortmund (4:2) vor der WM-Pause überzeugte der 21-Jährige mit souveränen Leistungen.

Olschowskys starkes Debüt führte bei zahlreichen Fans zur Hoffnung, er könnte nach dem Abgang von Yann Sommer (34) zu den Bayern in die Fußstapfen von Marc-André ter Stegen (30) treten, der 2011 ebenfalls aus dem Fohlen-Stall ins kalte Wasser geworfen wurde und zum Bundesliga-Stammspieler reifte. 

Der Klub entschied anders, holte lieber den erfahreneren Jonas Omlin (29) als Sommer-Nachfolger. Sportdirektor Roland Virkus (56) sagte seinerzeit, der Klub wolle das Torwart-Talent „nicht verheizen“.

In einem Interview mit „Transfermarkt.de“ sprach Jan Olschowsky nun über seine Vertragsverlängerung bis 2027, seine Perspektive im Klub und die Konkurrenzsituation im Torwartteam.

Gladbach-Keeper Olschowsky: „Klar, dass ich meinen Fokus zu 100 Prozent darauflege“

„Ich bin auf jeden Fall froh“, sagt Olschowsky über seine Vertragsverlängerung Anfang Februar bis 2027. „Es war schon so, dass wir in die Verhandlungen reingegangen sind mit dem Ziel, verlängern zu wollen.“

Sein voriger Kontrakt in Gladbach wäre im kommenden Sommer ausgelaufen. War ein Abgang auch eine Option? Die Möglichkeit hätte es wohl gegeben.

„Natürlich gab es Angebote, sicherlich auch gute Angebote, worauf wir aber nicht intensiv eingegangen sind. Man unterhält sich mal mit anderen Vereinen, auch schon vor den beiden Spielen im November“, gibt der junge Keeper zu. „Aber sobald das Signal von Gladbach kam, dass sie mit mir weitermachen und langfristig verlängern wollen, war für mich auch klar, dass ich meinen Fokus zu 100 Prozent darauflege.“

Dass der Klub als Ersatz für den zum FC Bayern gewechselten Yann Sommer lieber Jonas Omlin verpflichtete, statt auf Olschowsky zu setzen, versteht der gebürtige Neusser „natürlich. Sie haben es mir auch schon Wochen vorher genauso und gut erklärt, dass sie vorhaben, eine neue Nummer eins zu holen, falls Yann geht.“

Aber: „Ich hätte auch gerne die andere Rolle angenommen, das ist normal. Wenn du als Sportler nicht so denkst, machst du was falsch. Du musst dir das natürlich auch zutrauen. Jetzt ist es so, wie es ist, und es ist auch okay so, weil es transparent kommuniziert wurde.“

Nach seinem tollen Auftritt beim 4:2-Sieg gegen den BVB vor der WM-Pause gab es sogar Lob von Barcelona- und DFB-Torwart Marc-André ter Stegen, der das Spiel im Stadion verfolgt hatte. 

„Das Treffen nach dem Spiel mit ihm war ein cooler Moment für mich“, verrät der junge Torwart. „Er hat mich beglückwünscht, das hat mich natürlich gefreut.“

Wie ter Stegen hat auch Olschowsky seit der U9 alle Jugendmannschaften im Fohlen-Stall durchlaufen. 2011 debütierte er unter Trainer Lucien Favre (65) in der Bundesliga, mit gerade einmal 18 Jahren wurde er im Abstiegskampf ins kalte Wasser geworfen.

„Klar kann man unseren Weg vergleichen, weil wir durch alle Gladbach-Jugendteams gegangen sind, aber er und der Verein waren damals in einer ganz anderen Situation“, weiß auch Olschowsky. „Ich glaube daher nicht, dass ich mich mit ihm vergleichen sollte.“

Er bleibt lieber realistisch: „Es ehrt einen natürlich, wenn Leute sagen, man hat das gleiche Torwartspiel, aber ich sehe das ein bisschen anders. Ich würde mir auch nie anmaßen, mich mit Marc-André ter Stegen zu vergleichen.“

Und wie sieht die Zukunft aus? In der Winterpause ist Olschowsky zur Nummer zwei aufgestiegen und hat Tobias Sippel (34) verdrängt. Jetzt sitzt er in jedem Bundesligaspiel auf der Bank, kommt dadurch jedoch nicht mehr regelmäßig in der Regionalliga West für die U23 zum Einsatz. 

Ob im Sommer eine Leihe anstehen könnte oder er zumindest in den Pokalspielen zum Einsatz kommt, ist derzeit noch offen. „Das sind natürlich alles Dinge, die passieren können. Ich mache mir im Moment aber ehrlich gesagt keine großen Gedanken darüber, weil ich versuche, mich jetzt ins Team einzubringen“, gibt sich der 21-Jährige gelassen. „Das sind sicherlich Dinge, mit denen man sich beschäftigen muss, aber da muss am Ende vieles passen.“

Trotz der veränderten Hierarchie und einem neuen Mitglied in der Gruppe ist die Stimmung im Torwartgespann laut Olschowsky sehr gut. 
„Jonas (Omlin, Anm. d. Red) ist ein super Typ und wir bringen alle unsere Sachen in die Gruppe ein, versuchen alle, jeden Tag etwas besser zu werden. Dann spielt es auch keine Rolle, wer die Nummer eins, zwei oder drei ist.“

Jan Olschowsky trägt am 10. Januar 2023 eine spezielle Torwartbrille beim Training von Borussia Mönchengladbach im Borussia-Park

Etwas andere Trainingsmethoden. Jan Olschowsky am 10. Januar 2023 mit einer speziellen Torwartbrille beim Training von Borussia Mönchengladbach.

Auch über Torwarttrainer Fabian Otte (32) verliert Olschowsky nur positive Worte: „Er ist ein Typ, der selbst stetig versucht, sich weiterzuentwickeln. Das hilft uns ungemein auf dem Trainingsplatz, weil er immer wieder neue Sachen einbringt, auch immer versucht, am Maximum zu arbeiten.“

Otte hat sogar seine Doktorarbeit über moderne Torwarttrainingsmethoden geschrieben. „Da sind teilweise Sachen dabei, wo wir uns als Torhüter denken: ‚Okay, was machen wir jetzt hier?‘“, verrät Olschowsky. „Aber wenn man dann hinter die Fassade guckt und ihm das Vertrauen schenkt, bringt er richtig viel Gutes ins Training. Es macht riesig Spaß, jeden Tag mit ihm zu arbeiten.“

Das kann Olschowsky voraussichtlich mindestens bis 2027 tun. Vielleicht ja sogar irgendwann als Nummer eins, um dann doch in die Fußstapfen eines ter Stegen treten zu können.