Vor WM-Finale der U17 Ex-Fohlen Witeczek sorgte für bisher größten DFB-Erfolg – jetzt blickt er zurück
Der einstige Top-Knipser im DFB-Nachwuchs ist mittlerweile 55 Jahre alt – und blickt zurück auf seinen speziellen Sommer mit gerade einmal 16 Jahren in Asien.
Marcel Witeczek (55) hat eine bewegte Profi-Laufbahn hinter sich. Für den FC Bayern München, Bayer Uerdingen, den 1. FC Kaiserslautern und von 1997 bis 2003 für Borussia Mönchengladbach stand er in insgesamt 410 Bundesliga-Spielen auf dem Rasen.
Vor dem Finale der U17-WM: Marcel Witeczek blickt auf Turnier-Erlebnis zurück
Seine Zeit als Fußballer führte ihn im Europapokal unter anderem mehrfach ins Camp Nou. Noch lange vor den Duellen mit dem FC Barcelona unternahm Witeczek mit dem DFB eine alles andere als alltägliche Reise.
Er nahm 1985 an der ersten U17-Weltmeisterschaft teil, die zur Premiere kurioserweise nur mit damaligen U16-Nationalspielern bestritten wurde. Für den DFB-Tross ging es nach China – für den damaligen Torjäger Witeczek ein Kulturschock.
„Wir waren die feuchte Hitze in Asien nicht gewohnt, dazu kam die Zeitumstellung. Natürlich war es aber auch eine ganz andere Zeit als heute – es gab in China kaum Autos, die Menschen waren fast nur mit Fahrrädern unterwegs“, erzählt er im Gespräch mit GladbachLIVE.
Sportlich lief es für die U-Auswahl hervorragend! Neben Witeczek zählten noch langjährige Bundesliga-Spieler wie Detlev Dammeier (55), der Ex-Gladbacher Martin Schneider (55) und Ralf Sturm (55, 121 Erstliga-Spiele für den 1. FC Köln) zum Aufgebot.
Sie schafften es ins Finale – und feierten den bis heute größten Erfolg einer deutschen Mannschaft bei einer U17-WM. Aktuell stehen die U17-Nationalspieler des DFB wieder im Fokus: Deutschland trifft am Samstag (2. November 2023, 13 Uhr) beim Turnier in Indonesien im Endspiel auf Frankreich.
38 Jahre nach seinem speziellen Erlebnis in Asien blickt Marcel Witeczek zurück. Der ehemalige Borussia-Profi ragte beim Turnier in China heraus, wurde – genauso wie zwei Jahre später bei der U20-WM in Chile – zum Torschützenkönig.
„Es war eine sehr spannende Erfahrung und ein Abenteuer für uns“, sagt der mittlerweile 55-Jährige. „Wir hatten eine starke Mannschaft mit einer sehr guten Atmosphäre im Team, das hat uns stark gemacht. Ich war schon in den Länderspielen vorher der Spieler, der für die Tore verantwortlich war – und immer wieder getroffen hat.“
Witeczek entschied die Partien im Viertelfinale (4:2 gegen Gastgeber China) und im Halbfinale (4:3 gegen Brasilien) im Alleingang – und erzielte in beiden Spielen einen Dreierpack. Im Finale musste sich der DFB dann 0:2 Nigeria geschlagen geben. Plötzlich stand der in Polen geborene Ex-Profi im Deutschland im Fokus: „Für mich war es sehr wichtig als Vorbereitung auf die spätere Karriere.“
Nicht nur den aktuellen U17-Nationalspielern, sondern allen aufstrebenden Nachwuchs-Spielern, will Witeczek einen Rat geben: „Allgemein ist mir wichtig, dass wir uns nicht nur auf die Devise ,Spieler nur formen, es geht nicht ums Gewinnen‘ fokussieren. Du musst immer gewinnen wollen und gerade im jungen Alter das Verlieren lernen. Wenn das verloren geht, haben es die Spieler im Laufe ihrer Karriere schwer.“
Für den ehemaligen Bundesliga-Profi hatte der Trubel nach den Erfolgen bei den U-Turnieren nicht nur angenehme Auswirkungen. „Da ist schon sehr viel auf mich eingeprasselt! Es war teilweise schon erdrückend“, gibt Witeczek zu.
„Mein Weg war aber schon klar. Ich wollte nach Uerdingen wechseln, sah da die beste Chance, die ersten Schritte in der Bundesliga zu machen. Daran haben auch Angebote vom FC Bayern und dem Hamburger SV nach dem Turnier in China nichts geändert.“
Marcel Witeczek feierte zwei Meisterschaften mit dem FC Bayern München
Knapp ein Jahr nach seinem Erfolg bei der U-Weltmeisterschaft feierte er sein Bundesliga-Debüt im Alter von 17 Jahren. Die größten sportlichen Erfolge seiner Profi-Laufbahn feierte Witeczek 1994 und 1997 mit dem FC Bayern, er wurde Deutscher Meister und kam in 27 bzw. 28 Liga-Spielen zum Einsatz.
Für die letzte Profi-Station wechselte Witeczek nach seiner zweiten Meisterschaft an den Niederrhein und spielte ab 1997 sechs Jahre lang bei Borussia Mönchengladbach.
Für die Fohlen kam der 55-Jährige in 180 Pflichtspielen zum Einsatz und trat den Gang in die 2. Liga an, nachdem Borussia 1999 den ersten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte hinnehmen musste.
Seinen Ex-Klub hat Witeczek weiterhin im Blick: „Ich war zuletzt gegen Heidenheim im Stadion. Es ist ja ganz normal, dass es nach einem so großen Umbruch nicht ganz nach oben geht. Ich hoffe, dass Borussia erst einmal im gesicherten Mittelfeld landet – und es dann Schritt für Schritt wieder nach oben geht.“
Das ehemalige Fohlen hofft darauf, dass Borussia mit Gerardo Seoane (45) langfristig zusammenarbeitet: „Das Wichtigste ist jetzt, über mehrere Jahre für Konstanz zu sorgen. Viele Trainerwechsel sind nie gut, jeder Coach bringt seine eigenen Sachen mit rein. Jetzt soll der Weg auch so weitergeführt werden.“
Dabei freut sich Witeczek darauf, mehr vom frisch gebackenen U21-Nationalspieler Rocco Reitz (21) zu sehen: „Er ist mir direkt aufgefallen und hat mir mit seinem Auge und seiner Ballbehandlung imponiert. Es freut mich, dass er sich so entwickelt hat.“
Im besten Falle sollen weitere Spieler aus dem Fohlenstall folgen: „Für Borussia freut es mich, dass der Verein mal wieder einen jungen Spieler aus der eigenen Jugend in der Bundesliga-Mannschaft hat. Ich wünsche mir, dass das in der Zukunft wieder häufiger wird.“
Wenn es darum geht, Herangewachsene vom Sport zu begeistern, ist Witeczek mehr denn je mittendrin. Gemeinsam mit dem Ex-Gladbach-Profi Michael Klinkert (55) ist er regelmäßig in Schulklassen zu Gast, um Kinder und Jugendliche im Rahmen eines AOK-Projektes von sportlicher Betätigung zu begeistern. Dazu steht er imer wieder mit der Traditionsmannschaft des FC Bayern auf dem Rasen.