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Von Leo Bach (lb)

„Dominanz sehen“ Kein England-Fußball – Seoane-Plan mit Spektakel-Spielern und Viererkette 

Gerardo Seoane greift sich ins Shirt.

Alles im Griff: Gerardo Seoane, hier am 17. Juli 2024, bereitet sich mit seiner Mannschaft auf die neue Saison vor.

Nach einer verkorksten Saison braucht es neue Ideen – und die hat der Trainer auch.

Folgt man den Angaben des Portals „transfermarkt.de“, spielte Borussia Mönchengladbach in der vergangenen Spielzeit kein einziges Spielsystem länger als vier Partien am Stück. Die Veränderungen von Dreier- zu Viererkette und zurück konnten der enttäuschenden Bundesliga-Saison nicht entgegenwirken. Im zweiten Anlauf will Gerardo Seoane (45) als Cheftrainer an einigen Stellen schrauben, um künftig Konstanz und vor allem attraktiven Fußball nach Gladbach zurückzubringen.

Gladbach schaut sich etwas von Spanien und Deutschland ab

Im Interview mit der „Rheinische Post“ plauderte der Schweizer über die Schwachstellen der unzufriedenstellenden Spielzeit, darüber, dass er während seines Urlaubs „in der ersten Woche im Loch“ war und welche Inspirationen er aus der EM in Deutschland mitgenommen hat.

Zwei Nationalmannschaften, die der 45-Jährige schon vor dem Sommer-Turnier auf dem Schirm hatte, überzeugten Seoane. Jetzt will er einige Ansätze davon noch stärker bei Gladbach integrieren – weiß aber auch, welchen Fußball er nicht spielen lassen will.

Für einige Etappen der Saison sah sich der Schweizer rückwirkend in der Pflicht, zu erklären, weshalb es auf dem Platz oft hakte. Dabei analysiert er genau, woran spielschwache Phasen gelegen hatten und wie er das künftig verändern will.

„Ein Spiel wie das 0:0 gegen Union Berlin will keiner, die Spieler nicht, der Klub nicht, die Fans nicht und auch nicht ich als Coach. Aber in dem Moment ging es darum, über die Ziellinie zu kommen. Das ist nichts, womit man sich brüsten kann, doch es ging nicht anders. Unser Anspruch ist das nicht“, schätzt Seoane die Situation im unliebsamen Abstiegskampf ein.

Die Vorbereitung will der dreifache Schweizer Meistertrainer nun dafür nutzen, um grundlegend das Auftreten auf dem Platz durch das eigene Spielsystem zu verbessern: „Wir wollen aktiven, mutigen Fußball sehen, am liebsten fehlerfrei, aber das ist utopisch. Das Ideal: Wir wollen Dominanz sehen, mit und auch gegen den Ball.“

Angesprochen auf die EM, die Seoane natürlich eng verfolgte, reflektiert der Fußballlehrer die Top-Teams auch auf das, was er bei Borussia sehen will: „Tatsächlich war Spanien mein Favorit – mit Deutschland. Es waren auch die beiden besten Mannschaften bei dem Turnier. Von den Spielprinzipien und der Gesamtidee her war es, wie mir der Fußball gefällt. Es ist gut, auf dem Platz zu bestimmen, was passiert, mit und ohne Ball, dass man ein Gefühl von Kontrolle hat.“

Den aktiven Fußball der Iberer nimmt sich Seoane, dessen Eltern aus Galicien stammen, zum Vorbild. Seiner Mannschaft will er aber auch Einflüsse der DFB-Stars mitgeben.

„Es gab in Musiala oder Wirtz die kreativen Spieler, es gab Emotionalität mit Andrich und Füllkrug, jeder Fan hatte etwas im Team, mit dem man sich identifizieren konnte. So hat Deutschland die Fans zurückerobert. Für uns kann das eine Inspiration sein, dass man sich, wenn man gewisse Attribute und gewisse fußballerische Qualitäten auf den Platz bringt, recht schnell in eine positive Richtung entwickeln kann.“

Zu einer anderen Nation, die es bei der Europameisterschaft immerhin bis in das Finale geschafft hat, wird sich der Gladbach-Trainer aber eher weniger eigene Notizen gemacht haben.

Auf die extrem passiv agierenden Engländer angesprochen, reagiert Seoane trocken: „In einem Turnier kann man auf diese Weise weit kommen. Aber wir hier in Gladbach wollen einen anderen Weg gehen und eine möglichst aktive Rolle haben.“ Der Chefcoach weiß auch, was den Fans gefällt. Neben Tugenden wie Zusammenhalt und Kampfgeist „will er auch Spieler sehen, die fußballerisch etwas anbieten – vielleicht sogar ein Spektakel.“

Gerade Neuverpflichtungen wie Kevin Stöger (30) und Charles Herrmann (18) könnten diese Spielertypen für Gladbach sein. Über etwas mehr Attraktivität und Dominanz zum Erfolg? Für den Borussia-Fan dürfte das erstmal ansprechend klingen. 

Zur Frage, wie denn nun die Defensiv-Formation aussehen soll, nachdem Gladbach die drittschwächste Abwehr der Saison (67 Gegentore) gestellt hatte, bezieht Seoane klar Stellung: „Wir starten mit der Idee, hinten eine Viererkette zu spielen.“ Je nach Spielsituation könne das zwar variieren, doch die generelle Idee seien vier Männer in der Hintermannschaft. Fehlt nur noch das Personal dafür.