EXKLUSIV-Interview mit Gladbach-Profi Wolf will es allen zeigen: „Ich greife an!“
Er ist zurück! Hannes Wolf ist nach fünf Monaten als Leihspieler beim englischen Zweitligisten Swansea City wieder ein Fohlen. Der 25 Jahre alte Offensivspieler aus Österreich mischt im Trainingslager von Borussia Mönchengladbach am Tegernsee in Rottach-Egern munter mit.
Hannes Wolf peilt, wie der Verein, unter Trainer Daniel Farke (45) einen Neuanfang an. Wie Borussia Mönchengladbach hat auch Wolf Phasen hinter sich, die teilweise von Rückschlägen und Enttäuschungen geprägt gewesen sind.
Im exklusiven Interview mit GladbachLIVE spricht der Nationalspieler, der noch bis 2024 im Borussia-Park unter Vertrag steht, ausführlich über seine aktuelle Situation und Ziele in Gladbach.
Gladbach-Profi Hannes Wolf im XXL-Interview mit GladbachLIVE
Herr Wolf, sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Vorbereitung am Tegernsee?
Mir gefällt es hier richtig gut. Die Bedingungen, mit den Bergen drumherum, erinnern mich an meine Zeit in Salzburg. Wir haben hier top Trainings-Möglichkeiten, ein super Hotel, gleiches gilt für den Platz. Ab und an springe ich den See – passt alles.
Sie sind fünf Monate lang als Leihspieler beim englischen Zweitligisten Swansea City gewesen. Wie fällt Ihr Resümee aus?
Es ist eine wirklich coole Erfahrung gewesen. Mir ist es gelungen, den Kopf wieder freizubekommen, ich habe regelmäßig spielen können und Spaß gehabt.
Sie haben dort wiederholt gute Kritiken bekommen, sich als Torschütze und Vorlagengeber auszeichnen können. Swansea-Trainer Russell Martin hat Sie sehr gelobt. Ist die Leihe also eine gute Entscheidung gewesen?
Auf jeden Fall. Die ersten zweieinhalb Jahre in Deutschland sind für mich grundsätzlich nicht einfach gewesen. Es ist nie wirklich so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Bei Swansea habe ich wieder mein Potenzial abrufen können, ich habe auch regelmäßig gespielt. Das tat natürlich gut.
Hat es Überlegungen gegeben, womöglich dort zu bleiben?
Den Gedanken hatte ich nicht. Ich habe dieser Leihe zugestimmt, um Spielpraxis und Selbstvertrauen zu bekommen. Es ist mir immer bewusst gewesen, dass ich wieder zurück zur Borussia gehen werde.
Sie sind erst wenige Tage bei der Mannschaft. Wie ist Ihr Eindruck von Daniel Farke?
Richtig gut. Er ist offen, spricht viel, hat einen klaren Plan. Er macht einen super Eindruck, ich denke, dass die Mannschaft sich unter ihm auch ziemlich fit präsentieren wird.
Sie sagen, Sie haben den Kopf bei Ihrer Station in England wieder freibekommen. Welche Erklärung haben Sie dafür, dass Ihre Karriere in Deutschland bislang so holprig verlaufen ist?
Das ist schwer zu sagen. Wenn ich es konkret wüsste, hätte ich natürlich gleich daran gearbeitet, es zu ändern. Ich bin mit 17 Jahren Profi geworden, es hat mich immer eine gewisse Unbeschwertheit ausgezeichnet, einige Dinge liefen wie von alleine. Dann habe ich von RB Salzburg den Schritt zu RB Leipzig gemacht und habe mich in der Phase, in der ich am besten drauf war, schwer verletzt und mir einen Knöchelbruch zugezogen. Ich bin anschließend auch ungeduldig geworden, konnte nicht einordnen, warum ich nicht mehr Einsätze bekommen habe. Ich habe mich dann schließlich für den Schritt zu Gladbach entschieden. Und als ich dann nicht regelmäßig zum Einsatz gekommen bin, habe ich mir zu sehr den Kopf darüber zerbrochen. Ich habe auch gespürt, dass rasch sehr viel Druck auf mir gelastet hat. Zugleich muss man ehrlicherweise auch sagen, dass die Saison insgesamt in Gladbach nicht gut funktioniert hat. Ich denke, dass es dazugehört, auch mal solche Phasen zu durchleben. Dass es mal nicht läuft, ist für mich eine neue Erfahrung gewesen. Dennoch bin ich überzeugt und positiv gestimmt, dass es für mich mit Borussia nun wieder aufwärts geht.
Sie sind in Gladbach rasch in diese Ecke gedrängt worden, der Wunschspieler von Marco Rose gewesen zu sein. Der ist nach seinem Abgang zu Borussia Dortmund beim Gladbacher Anhang alles andere als gut gelitten. Teilweise haben Sie das auch zu spüren bekommen. Das haben zahlreiche Kommentare in den Sozialen Medien gezeigt.
Das ist schon schwierig gewesen. Da ist einiges auf mich eingeprasselt. Natürlich hat Marco Rose mich vor dem Transfer angerufen. Aber letztendlich hat der Verein mich haben wollen und auch verpflichtet. Ich kann nichts dafür, dass Marco Rose dann zu Borussia Dortmund gegangen ist – und alle ein bisschen sauer waren. So ist halt der Fußball. Ich bin nicht nur wegen Marco Rose zu Borussia Mönchengladbach gekommen. Und das möchte ich auch noch unter Beweis stellen.
Warum hat es unter Rose-Nachfolger Adi Hütter, ein Landsmann von Ihnen, nicht funktioniert?
Gute Frage. Zu Beginn hatte ich ein gutes Gefühl, war dann aber schnell wieder draußen und habe keine Einsatzzeiten mehr bekommen. So ist es dann gekommen, dass ich im vergangenen Winter gesagt habe, bevor ich ein Jahr verliere, weil ich kaum spiele, möchte ich bei Swansea Spielpraxis und Selbstvertrauen sammeln.
Blicken wir nun nach vorne: Sie sind wieder zurück bei Borussia. Sicherlich nicht, um erneut nur auf der Bank zu sitzen.
Ich bin hier, um anzugreifen. Ich habe Kraft und Power getankt. Das will ich auch unter Beweis stellen. Ich möchte das auch mir selbst beweisen, weil ich absolut nicht damit zufrieden bin, wie es, klammern wir die Zeit bei Swansea aus, die vergangenen eineinhalb Jahre gelaufen ist.
Wie wichtig wäre es, auch von den Gladbach-Fans Unterstützung zu bekommen?
Ich kann verstehen, wenn die Zuschauer mal sauer sind und auch pfeifen. Aber ich gebe immer alles. Und jeder Spielerkann besser spielen mit der Unterstützung der Fans im Rücken. Ich habe noch zwei Jahre Vertrag, ich will beweisen, was ich kann.
Wer sind Ihre Ansprechpartner in der Mannschaft?
Ich komme mit allen Spielern klar. Mit Stefan Lainer bin ich zusammen auf dem Zimmer. Wir sprechen viel. Er zählt mittlerweile zu meinen besten Freunden. Es ist nicht so selbstverständlich, dass man im Fußball richtige Freundschaften knüpft. Ich fühle mich schon sehr wohl hier.
Würden Sie sagen, dass mit Daniel Farke eine neue Euphorie entstanden ist?
Ja, das spürt man, auf jeden Fall. Da könnte einiges entstehen. Ich denke, es ist richtig vom Verein, diesen Neuanfang anzugehen.
Daniel Farke hat in England bei Norwich City gearbeitet, Sie waren für einige Monate bei Swansea. Kann das womöglich hilfreich für Sie sein?
Ja, vielleicht. Ich weiß nicht, ob das so viele wissen, aber der Trainer in Swansea ist zuvor noch Spieler unter Daniel Farke bei Norwich City gewesen. Er ist dann Spielertrainer geworden und zu Swansea gekommen. Meiner Meinung nach gibt es da schon Parallelen, zwischen den Vorstellungen von Swansea-Trainer Russell Martin und Daniel Farke, was ich bei der Videoanalyse und den Besprechungen bislang so wahrnehme.
Wie haben Sie die Stimmung in den englischen Stadien wahrgenommen?
Sie unterscheidet sich schon merklich von der in der Bundesliga. In den deutschen Stadien ist es ja grundsätzlich immer laut. Die Fans sind eigentlich immer zu hören. Das ist in England anders. Es gibt eher Szenenapplaus. Da singen die Fans nicht permanent durch.
Sie sind zuletzt vom neuen ÖFB-Bundestrainer Ralf Rangnick zur Nationalmannschaft eingeladen worden. Wie ist Ihr Eindruck gewesen?
Ich finde die Entscheidung des österreichischen Verbandes für Ralf Rangnick richtig gut. Der erste Lehrgang hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich nicht gespielt habe. Ich hätte einmal in der Startelf gestanden, dann hat mich aber ein Hexenschuss ausgebremst. Ob ich in Zukunft dabei bin, dürfte davon abhängen, wie es im Verein läuft. Österreich hat einige gute Spieler. Ralf Rangnick bringt auch noch mal eine gewisse Mentalität und Gier auf Erfolge mit. Ich hoffe, dass wir mit ihm wieder Erfolge feiern und uns für große Turniere qualifizieren können. Die Teilnahme an der WM in Katar hat Österreich ja leider verpasst.
Welche Rolle hat in den vergangenen Monaten für Sie die Familie gespielt?
Eine sehr wichtige Rolle. Meine Freundin zählt auch zur Familie, wir sind mittlerweile seit viereinhalb Jahren zusammen, wir haben die Reise nach Deutschland zusammen begonnen, sie ist auch mit nach Swansea gegangen. Und ohne sie alle würde es auch nicht funktionieren. Familie ist ganz wichtig für mich.
Kommen wir auf Gladbach zurück. Was ist jetzt das Ziel?
Dass ich mich bei Borussia durchsetze und zeige, was in mir steckt. Das will ich mir selbst und den Menschen beweisen, die das in Gladbach von mir auch in gewisser Weise erwarten.