Zuletzt leere Plätze im Borussia-Park Das macht das Gladbach-Spiel gegen Stuttgart so wichtig
Das neue Jahr begann Borussia mit einer Grafik und einer XXL-Zahl: Die Fohlen vermeldeten, dass in 19 Heimspielen 2023 965.745 Fans in den Borussia-Park strömten.
Insgesamt macht das einen Durchschnitt von 50.828 Zuschauerinnen und Zuschauern pro Spiel, also knapp 3500 unter dem Fassungsvermögen des Gladbach-Stadions.
Gladbach-Stadion bisher nur bei zwei Bundesliga-Spielen ausverkauft
Nun steht das erste Heimspiel nach dem Jahreswechsel bevor: Am Sonntag (14. Januar 2024, 17.30 Uhr) empfangen die Fohlen den VfB Stuttgart im Borussia-Park.
Auf dem Rasen geht es darum, gut ins neue Jahr zu warten – und vor einigen schweren Auswärtsaufgaben in den kommenden Wochen direkt zu punkten.
Es ist allerdings auch durchaus ein Schicksalsspiel auf den Rängen. Denn in der laufenden Saison kommt ein Thema auf, das in den vergangenen Jahren aus gegebenem Anlass kaum seriös einzuordnen war: das Zuschauer-Interesse im Borussia-Park.
Die vergangenen Jahre waren geprägt davon, dass die Corona-Lage auch einen großen Einfluss auf die Fan-Situation hatte. Insgesamt drei Spielzeiten waren stark davon beeinträchtigt, dass es Einschränkungen gab, ob bzw. wie viele Fans in den Bundesliga-Stadien strömen durften.
Daraufhin folgte, in der Vorsaison unter Daniel Farke (47), die Euphorie: Zum ersten Mal seit der Spielzeit 2018/19 gab es eine Saison komplett ohne Einschränkungen. Zahlreiche Anhängerinnen und Anhänger nutzten die Möglichkeiten des Stadionerlebnisses, teilweise auch ungeachtet der sportlichen Situation.
Mittlerweile ist diese Phase der Freude darüber, dass alles endlich wieder normal ist – sei es bei Partys, Konzerten oder auch beim Fußball – vorüber. Das Leben ohne Einschränkungen ist wieder Realität. In dieser Saison muss Borussia durchaus darum kämpfen, das Stadion vollzumachen.
Einen ausverkauften Borussia-Park vermeldeten die Fohlen bis dato nur zweimal in dieser Saison – bei den beiden Heimspielen gegen Bayer Leverkusen (0:3) und Bayern München (1:2).
Es folgten mehrere Heimspiele gegen Klubs, die nicht den Auswärtsblock füllen konnten – Leipzig (0:1), Heidenheim (2:1), Wolfsburg (4:0) und Hoffenheim (2:1).
Das Problem aus Borussia-Sicht: Auch im Heimbereich waren immer wieder Karten verfügbar. Gerade gegen Heidenheim, Wolfsburg und Hoffenheim mag das auch am Gegner gelegen haben. Beim 2:2 gegen Werder Bremen war dagegen immer wieder auf Social Media zu lesen, dass Fans nicht bereit waren, die aufgerufenen Preise zu zahlen.
Bremen wurde vor der Spielzeit in die zweithöchste von vier Kategorien eingestuft, von denen auch die Ticket-Preise abhängen – Werder war auf einer Stufe mit dem 1. FC Köln und Champions-League-Teilnehmer Leipzig.
Ein ausverkauftes Haus gegen den Tabellendritten Stuttgart wäre für die Verantwortlichen da sicherlich Balsam auf die Seele. Der Support in der Nordkurve ist ungebrochen – dort sind gegnerunabhängig so gut wie keine Lücken zu erkennen. Allerdings bleiben in dieser Saison immer wieder Plätze – gerade im Oberrang – frei.
Auf diesen Plätzen statten sich in Phasen der großen Borussia-Euphorie am Niederrhein gerne auch mal Personen mit Tickets aus, die vielleicht nicht zu den großen Fohlen-Fans zählen – aber trotzdem angetan sind. Muss sich das Borussia-Umfeld Sorgen machen, dass sie nicht mehr begeistert werden können?
Das Thema „Event-Fans“ wird zwar gerade bei den Anhängerinnen und Anhängern, die ihr Team bei Heim- und Auswärtsspielen frenetisch unterstützen, häufig kritisch gesehen.
Gladbach ist – anders als Köln oder Hamburg – weit davon entfernt, eine Millionenstadt zu sein. Der Verein ist deshalb davon abhängig, dass auch nicht unmittelbar in der Stadt verwurzelte Fußball-Interessierte aus dem Umland Karten kaufen. Ziel muss es sein, dass zumindest alle Tickets für den Heimbereich bei jedem Spiel verkauft werden.
Das gelang Borussia als einem von nur sechs Bundesligisten in den ersten 16 Spieltagen nicht. Zu den weiteren Teams zählen die häufig als Plastik-Klubs bezeichneten Erstligisten aus Leipzig, Hoffenheim und Wolfsburg sowie Augsburg und Mainz. Klar ist, dass Gladbach von diesen Bundesliga-Adressen die mit Abstand größte Tradition hat.
Für Borussia ist es aber auch sie ein wirtschaftlicher Faktor. Wie wichtig die Einnahmen durch Zuschauerinnen und Zuschauer sind, zeigte gerade die Corona-Zeit. Klar ist, dass von Nicht-Hardcore-Fans besetzte Plätze besser sind, als teilweise leere Oberränge – nicht nur für Borussias finanzielle Situation.
„Wir freuen uns, mit einem Heimspiel vor praktisch ausverkauftem Haus starten zu können. Das ist die größte Motivation für uns alle“, sagte Gerardo Seoane (45) vor dem Stuttgart-Spiel. Am Freitagabend waren, inklusive des Ticket-Zweitmarktes, noch Karten in allen Stadionbereichen – auch Stehkarten in der Nordkurve – verfügbar.
Da gehen sportlicher Erfolg, eine Mannschaft mit Identifikations-Potenzial und eine gute Stimmung im Borussia-Park Hand in Hand. All diese Aspekte sorgen für die entsprechende Ticket-Nachfrage – und ein volles Gladbach-Stadion. Das Spiel gegen Stuttgart wird ein wichtiger Indikator, wie es um diese Faktoren steht.