Sie verwenden einen veralteten Browser. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um Ihren Besuch bei uns zu verbessern.

Von Leo Bach (lb)

„Über seinen Zenit“ Gladbachs Kult-Keeper zählt Neuer an – und wünscht sich EM-Chance für ter Stegen

Jörg Stiel im Trainingsanzug mit Torwarthandschuhen.

Mittlerweile zieht er die Handschuhe in der Schweiz an, aber nur noch als Trainer: Jörg Stiel, hier am 9. April 2022, ist in Gladbach bis heute Fan-Liebling.

Dieser ehemalige Fohlen-Torwart weiß, wovon er spricht!

Er gehört zu den beliebtesten Ex-Profis von Borussia Mönchengladbach. Und das, obwohl er „nur“ drei Jahre für die Fohlen aktiv war. Seine Meinung hat also Gewicht bei der Anhängerschaft – nun äußerte er sich zu der Situation im Tor der deutschen Nationalmannschaft und stärkte Ex-Gladbacher Marc-André ter Stegen (32) den Rücken.

Kult-Status in Gladbach: Jörg Stiel über ter Stegen und Neuer

Von 2001 bis 2004 hütete Jörg Stiel (56) in 96 Partien das Borussia-Tor. Der Schweizer, der dafür bekannt ist, ehrliche und direkte Worte zu wählen, gehört zu den prägenden Gesichtern der letzten Jahre des altehrwürdigen Bökelbergs.

Nach seinem Karriereende vor 20 Jahren blieb Stiel dem Fußball erhalten und startete eine Laufbahn als Torwarttrainer. Bereits seit 2021 ist er in dieser Funktion in der Schweizer Super League bei den Grasshoppers Zürich tätig.

Als EM-Torwart der Eidgenossen (Europameisterschaft 2004) und mit fast 600 Karriere-Pflichtspielen auf dem Buckel verfügt Stiel über ausreichend Erfahrungen, um auch die aktuelle Europameisterschaft in Deutschland einordnen zu können.

Im Gespräch mit ran.de sprach er nun über das anstehende Gruppenspiel zwischen Deutschland und der Schweiz (23. Juni 2024, 21 Uhr) und die Keeper-Situation der beiden Nationen.

Stiel hält DFB-Torwart Manuel Neuer (38) nach wie vor für einen der Besten seiner Zunft, besonders gut kommt der Bayern-Keeper aber dennoch nicht bei ihm weg.

„Ich glaube, dass ihm ein bisschen diese Selbstverständlichkeit abhandengekommen ist. Dieses Unbezwingbare, dieses Unwiderstehliche, dieses einfach Manuel Neuer zu sein. Weil er doch den einen oder anderen Fehler gemacht hat“, sagte Stiel. Und weiter: „Ich glaube, dass Neuer über seinen Zenit ist. Vor zehn Jahren bei der Weltmeisterschaft war das noch etwas ganz anderes, da war er im besten Alter für einen Torhüter.“

Vor der aktuell laufenden EM hatte es in Deutschland auch Diskussion gegeben, ob nicht der ehemalige Gladbach-Torhüter ter Stegen beim Sommerturnier zwischen den Pfosten stehen sollte. Stiel glaubt nicht, dass die Entscheidung pro Neuer nur aus Leistungs-Gründen getroffen wurde.

„Ich habe Marc in Gladbach kennengelernt, als er 17 Jahre alt war. Er ist ein außergewöhnlich starker Torwart, dass man ihn auf die Bank setzen kann, ist ein Luxus. Vom Gesamtpaket her hätte Marc genauso gut die Nummer eins sein können. Julian Nagelsmann hat sich aber für Manuel Neuer entschieden. Ich mag in diesem Zusammenhang das Wort Politik nicht, aber es ist einfacher, Marc-André ter Stegen auf die Bank zu setzen als Manuel Neuer“, so der 56-Jährige vielsagend.

Noch ein weiterer Ex-Gladbacher und Torhüter war Gesprächsthema zwischen ran.de und Jörg Stiel: Yann Sommer (35). Der frisch bebackene italienische Meister geht als Nummer eins des süddeutschen Nachbars in die EM.

Jörg Stiel streckt die Arme aus.

Gerade für seine Emotionalität wurde er so gefeiert: Jörg Stiel im Gladbach-Trikot. Foto: 17. April 2004

Für Borussias Kult-Keeper ist das auch die richtige Entscheidung: „Dass Yann jetzt die Nummer eins ist, finde ich völlig okay. Aber Gregor will bald die Nummer eins sein, so schätze ich ihn als Typ ein. Er stellt jetzt Ansprüche, ich finde das cool. Die Zukunft heißt Gregor Kobel, das ist logisch. Er kommt jetzt erst in das beste Torwart-Alter, er wird noch stärker werden. Nach dem Turnier wird Nationaltrainer Murat Yakin eine Entscheidung treffen müssen.“

Am Sonntagabend werden die beiden erfahrenen Torhüter Neuer und Sommer aufeinandertreffen – beide wollen möglichst mit einem Erfolgserlebnis in das Achtelfinale weiterziehen. Der aktive Gladbach-Profi Nico Elvedi (27) steht ebenfalls im Kader der Schweiz, durfte bisher aber noch nicht ran – er hofft nun auf eine neue Chance im Duell mit Deutschland.