„Muss alles hinterfragt werden“ Gladbacher Erfolgs-Trainer wettert gegen Fohlen-Mannschaft
Die Kritik ist deutlich – aber er darf es sich erlauben.
Sportlich läuft es bei Borussia Mönchengladbach nicht nach Vorstellung. Das Pokal-Aus in Saarbrücken schmerzte die Fans besonders – nach vielen Jahren war wieder ein Titel in Reichweite, die Chance wurde hergeschenkt. Der Trainer, der letztmals den Pokal mit Gladbach holte, äußerte sich nun zur aktuellen Situation und wählte scharfe Worte.
Gladbach: Ex-Coach ärgert sich über „Friede, Freude, Eierkuchen“-Haltung bei Borussia
„Es gibt jedes Jahr einen Klub, der auf einem Platz steht, wo man ihn gar nicht erwartet hätte. Aber bei Borussia muss alles hinterfragt werden. Es war ja in den vergangenen Jahren nicht gut. Man muss sich fragen, ob das Scouting richtig läuft, ob die richtigen Spieler geholt werden. Offenbar nicht, sonst wäre nicht jeder Trainer gescheitert. Es müssen neue Ideen her“, sagte Bernd Krauss (66) bei „Sport1“.
Der in Dortmund geborene Österreicher muss es wissen. Als Borussia-Trainer holte Krauss in der Saison 1994/95 den DFB-Pokal – es ist bis heute der letzte Titel, den Gladbach feiern durfte.
Vor etwa 30 Jahren trat der Verein noch mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein auf. Spieler wie Stefan Effenberg (55), Martin Dahlin (55) oder Patrik Andersson (52), die der 66-Jährige trainierte, galten als absolute Mentalitätsspieler und holten die Zuschauerinnen und Zuschauer im ehrwürdigen Stadion am Bökelberg aus ihren Sitzen.
Der Pokal-Sieg war der größte Erfolg in Krauss’ Trainerlaufbahn – das bittere Aus in dieser Saison ist für ihn besonders schwerwiegend: „Im Pokal wurde eine Riesenchance vertan, die so schnell nicht mehr kommen wird.“
Trainer Gerardo Seoane (45) will der einstige Gladbach-Spieler (204 Einsätze) aber nicht für die Misere verantwortlich machen. „Das Grundübel in Gladbach ist nicht der Trainer. Seoane ist ein super Trainer. Er hat in Leverkusen gute Arbeit abgeliefert. In Gladbach ist alles Friede, Freude, Eierkuchen“, bemängelt Krauss.
Diese Einstellung ist für den 66-Jährigen die Wurzel des Problems: „Alle leben in einer Blase, jeder ist zufrieden, es gibt keine Reibungspunkte und alles ist eingefahren. In Gladbach ist es fünf vor zwölf.“ Worte, die Verantwortliche und Spieler in Mönchengladbach sicher nicht kaltlassen.