GladbachLIVE-Analyse Volle Stadien bringen auch alte Probleme mit sich: Die Rückkehr der Hochrisiko-Spiele
Der Becherwurf von Bochum (18. März 2022). Spielabbruch. Ein Schiedsrichter-Assistent ist verletzt worden. Rund um die Vereine der Fußball-Bundesliga sind Probleme zurückgekehrt, die durch die Coronapandemie samt zahlreicher Geisterspiele in der öffentlichen Wahrnehmung eher in den Hintergrund getreten waren.
Zunächst einmal ist es eine positive Nachricht, dass durch die neue Schutzverordnung Zuschauerinnen und Zuschauer ohne Coronalimit wieder in die Stadien zurückkehren und die Spielstätten hierzulande unter Vollauslastung betrieben werden können.
Das ist positiv für den Sport und die Aktiven, für die Vereine, für Fans, für die Stimmung – es ist positiv für Wirtschaft, Sponsoren und all die Unternehmen und Menschen, die letztendlich vom Business Bundesliga finanziell profitieren – oder einfach nur unterhalten werden wollen.
Normalität kehrt also in gewisser Weise zurück in die Stadien. Umsätze und Einnahmen ziehen wieder an.
Es ist sicherlich keine Schwarzmalerei, im gleichen Atemzug darauf hinzuweisen, dass zu dieser Normalität ebenfalls zählen dürfte, dass auch diejenigen Personen in zunehmender Zahl in die Arenen zurückkehren werden, die die Spielregeln des friedlichen, fairen und gesitteten Miteinanders vor und in den Stadien nur zu gerne mal außer Acht lassen.
In Mönchengladbach hat es dazu bereits die ersten Vorboten gegeben.
Bei der Heimpartie der Borussia gegen Hertha BSC (12. März) musste die Polizei mit dutzenden Einsatzkräften einschreiten und massiv Pfefferspray einsetzen, um Chaoten aus beiden Fanlagern trennen zu können. Während der Auseinandersetzungen sind laut Polizeibericht Personen verletzt worden. 30.675 Zuschauerinnen und Zuschauer waren seinerzeit zum Borussia-Park gekommen.
Es hat auch schon solche Verfehlungen gegeben: Ordner prügelten während des Gladbacher Gastspiels beim VfB Stuttgart (5. März), zu dem 25.0000 Zuschauerinnen und Zuschauer erschienen waren, auf Fans im Gästeblock ein. Mehrere Personen wurden verletzt, die Ermittlungen laufen.
In Bochum hat dann jüngst ein Becherwurf von der Gegentribüne zu einer Kopfverletzung eines Schiedsrichter-Assistenten und somit zum Spielabbruch der Partie VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach geführt.
Am heutigen Sonntag (20. März), bei der Bundesliga-Partie zwischen RB Leipzig und Eintracht Frankfurt, ist es zu einer Spielunterbrechung gekommen. Chaoten im Gästeblock hatten Knallkörper und Pyrotechnik gezündet, eine dichte Rauchwolke zog über das Spielfeld. Die Partie wurde wenige Sekunden nach Anpfiff unterbrochen – rund anderthalb Minuten später ging es weiter.
Zu solche Szenarien hatte sich noch vor einigen Wochen, in der Hochphase der Coronapandemie, angesichts nahezu leerer Spielstätten, niemand wirklich große Gedanken machen müssen.
Ab sofort dürfen die Stadien in unserer Republik allerdings wieder unter Vollauslastung betrieben werden. Es geht zurück zum Normalbetrieb. Mit bis zu 80.000 Fans, je nach Bundesliga-Standort.
Zurück zur Normalität und rappelvollen Stadien dürfte, bei aller Vorfreude, zugleich bedeuten: Es wird wegen einer gewaltbereiten Minderheit auch wieder Hochrisikospiele in der Bundesliga geben. Mit rivalisierenden Gruppierungen, Hundertschaften der Polizei, Reiter- und Hundestaffeln, kreisenden Hubschraubern, Wasserwerfern – das ganz „normale“ Sicherheitsprogramm zu solchen Anlässen eben.
Im Rheinland steht solch ein Hochrisikospiel bald bevor: Borussia Mönchengladbach empfängt am 16. April den Erzrivalen 1. FC Köln (18.30 Uhr). 54.042 Zuschauerinnen und Zuschauern dürfen dann, nach aktueller Corona-Schutzverordnung, in den Borussia-Park kommen.
Gelegenheit also, frühzeitig den Slogan „geiles Derby, keine Gewalt“ wieder in Erinnerung zu rufen.