„Es wird gut!“ Weltmeister heizt Farke-Euphorie in Gladbach weiter an
Tag drei im Schleif-Camp von Daniel Farke (45) am Tegernsee. Der neue Gladbach-Trainer hatte seinen Profis vor der Reise an den Tegernsee angekündigt, dass es ein strammes Trainingsprogramm in Rottach-Egern geben soll.
Mittelfeldspieler und Weltmeister Christoph Kramer (31) hat am Dienstag (5. Juli 2022) bestätigt, dass Farke die Spieler von Borussia Mönchengladbach in den Übungseinheiten richtig auf Trab hält.
Gladbach: Christoph Kramer spricht über die Situation bei Borussia
„Ich habe den Mittagsschlaf für mich hier wieder entdeckt“, gesteht Kramer. „Das Training ist sehr hart. Was ich auch mag. Wenn es mit Sinn und Verstand gemacht wird, dann darf es auch ruhig hart sein. Das ist wichtig, dass es hart ist.“
Kramer hatte unter Farke-Vorgänger Adi Hütter (52) keine leichte Zeit erlebt, büßte nach einigen kritischen Äußerungen letztendlich seinen Startelfplatz ein.
Nun, im Trainingslager in Rottach-Egern hat sich der Weltmeister von 2014 zu einigen Themen rund um Borussia Mönchengladbach ausführlich geäußert.
So sagt Kramer über...
...die Aufbruchstimmung bei Borussia nach der schlechtesten Saison seit über zehn Jahren:
„Die ist da. Ich glaube, man hat jetzt das Gefühl, dass was Neues, was Vernünftiges entsteht. Das ist ein ganz wichtiges Gefühl. Gerade, wenn man mit dem Kader erneut größtenteils zusammenbleibt. Dass mit dem Trainer eine neuer Reiz gesetzt wird, ist sicherlich gut. Dass darf man nicht vergessen, dass so eine Stimmung rund um den Verein, dass die ganz wichtig ist.“
...die Ursachen, warum Gladbach in der vergangenen Saison die Saison-Ziele unter Trainer Adi Hütter klar verfehlt hat:
„Das ist ganz schön komplex. Es ist auch kein gutes Zeichen von der Mannschaft, wenn ein Trainer entlassen wird. Am Ende stehen wir schließlich auf dem Platz.“
„Man muss natürlich sagen, dass wir in der letzten Saison, mit Max Eberl, mit allem, was passiert ist, wirklich eine ganz schwierige Saison hatten. Auch von der Stimmung her.“
„Deswegen war es meines Erachtens von der Vereinsseite her wichtig, mal auf den Resetknopf zu drücken und zu sagen, dass eine neue Zeitrechnung beginnt. Wir haben viel neu gemacht. Wir haben nicht nur einen neuen Trainer. Auch der Kabinentrakt ist komplett neu. Es hat sich richtig was verändert und was bewegt. Was für das Gemüt ganz wichtig ist.“
...über die vergangenen 18 Monate bei Borussia:
„Wir hatten viele Themen außerhalb des Fußballs. Und man kann es nicht immer so richtig trennen. Ich habe auch immer gesagt, dass die Marco-Rose-Entscheidung uns in der Kabine nicht betrifft. Andererseits haben wir im Anschluss sieben Mal hintereinander verloren.“
„Julian Nagelsmann verkündet, dass er Leipzig verlässt, gleiches gilt für Adi Hütter bei Eintracht Frankfurt – und die verlieren auch alle Spiele. Dann liegt da schon in gewisser Weise eine Wahrheit drin.“
„Wir hatten mit vielen Schauplätzen und Ereignissen neben dem Platz zu kämpfen. Und dann hat es sich einfach übertragen. Wir haben ja teilweise in zahlreichen Belangen im vergangenen Jahr keine gute Figur gemacht.“
„Du kannst dich hinstellen uns sagen: Der Kader ist nicht gut genug – nein, denn der hat auch schon gezeigt, dass er es drauf hat. Es hat was mit der ganzen Stimmung zu tun gehabt.“
„Das hat man schon im Stadion gemerkt. Es wurde unruhig, unsere Fans waren damit beschäftigt, irgendwelche Plakate in die Luft zu halten, die nichts mit uns zu haben. Dann haben wir das Derby verloren. Es war eine ganz schlimme Stimmung.“
„Und ich behaupte ja: Die Stimmung ist das Allerwichtigste. Wenn du mit Spaß irgendwo hingehst, dann ist das enorm wichtig. Spaß, Konzentration und Fokussierung – das hebt sich ja nicht gegenseitig auf. Man kann auch beides haben. Es ist wichtig, dass wir wieder eine Stimmung haben, bei der man sagt, wir wollen, wir wollen arbeiten.“
...den neuen Gladbach-Trainer Daniel Farke:
„Der Trainer ist die wichtigste Person im Verein. Es wird immer so sein, dass der Trainer die Stimmung und das, was gemacht wird, vorgibt. Wenn das passt, dann ist das schon eine ganz entscheidende Personalie. Ich kann sagen, ohne jetzt ins Detail zu gehen, dass ich das Gefühl habe: Es wird gut. Das Ziel muss sein, dass es besser wird als letzte Saison.“
„Und ich rede gar nicht über einen Tabellenplatz. Wenn wir am Ende Neunter werden, aber jeder, der etwas mit Borussia Mönchengladbach zu tun hat, am Ende sagt: Mit denen kann ich mich wieder identifizieren, es macht Spaß, denen zuzugucken, dann ist es besser als in der vergangenen Saison. Dann ist es ein Schritt in die richtige Richtung.“
...über seine positiven Farke-Eindrücke:
Es ist ein Gefühl von mir. Ich merke es in den ersten Trainingseinheiten, dass der Trainer gut ist. Ich habe da ein sehr gutes Gefühl.
...über das Thema „Rückkehr zum Ballbesitzfußball“ in Gladbach:
„In der Fußball-Bundesliga heutzutage gibt es alle Facetten. Wir müssen kontern können. Wir müssen gegenpressen, wenn wir den Ball verlieren, du musst alles abdecken. Es geht doch auch darum, welche Spielertypen wir haben, auf was wir uns konzentrieren wollen. Aus meiner Sicht tun wir uns, mit unseren Spielertypen, etwas leichter, wenn wir aus einer anderen Grundordnung kommen und sagen: Ja, wir wollen den Ball haben.“
„Es lässt sich nicht nur auf Ballbesitz und Gegenpressing reduzieren. Trotzdem ist es ein Ansatz, der wieder mehr in Richtung Fußball geht und die Stärken unserer Spieler.“
...seine persönlichen Ambitionen mit Blick auf die kommende Saison:
„Ich habe mir vorgenommen, wieder richtig viel Spaß am Fußball zu haben. Ist ja logisch, wenn du so eine Saison spielst, dass geht nicht einfach so an einem vorbei. Ich habe wieder richtig Lust, Spaß an der ganzen Nummer zu haben und mich voll reinzuhauen, wie ich es jede Saison tue. Und dann bin ich mir sicher, dass ich wieder meine Spiele machen werde. Da mache ich mir nicht ins Hemd. Mir macht es gerade extrem viel Spaß, auch wenn es hart ist. Harte Arbeit und Spaß schließt sich nicht aus.“
...die Tatsache, dass sein Vertrag in Gladbach Ende Juni 2023 ausläuft:
„Klar, dass die Saison auch für mich richtungsweisend ist. (...) Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich mir grundsätzlich vorstellen könnte, hier noch mal zu verlängern.“