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Von GladbachLIVE Redaktion

Aus der Tiefe des Raumes in Wembley Als Netzer und die Jahrhundert-Elf in England Rambazamba machen

Günter Netzer bejubelt am 29. April 1972 seinen Elfmetertreffer beim Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen England in Wembley. Netzer springt vor Freude in die Luft.

Günter Netzer bejubelt am 29. April 1972 seinen Elfmetertreffer beim Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen England in Wembley.

London, Wembleystadion. 96.800 Zuschauerinnen und Zuschauer. Alles deutet an diesem legendären 29. April 1972 zwischen England und Deutschland auf ein Remis hin, als Siggi Held an der linken Strafraumkante in den Zweikampf mit Bobby Moore geht. Schiedsrichter Robert Helies pfeift. Elfmeter.

Der überragende Günter Netzer, der Superstar von Borussia Mönchengladbach, verwandelt in der 85. Spielminute, kurz darauf sorgt Gerd Müller aus der Drehung für den 3:1-Endstand. Der Mythos „Jahrhundertelf“ ist geboren.

Vor 50 Jahren: Bundestrainer Helmut Schön überrascht England mit Taktik-Kniff

„Wir waren der Perfektion sehr nahe. Der Sieg in Wembley hat den Geist dieser Mannschaft geprägt“, sagte Netzer Jahrzehnte später über den ersten Erfolg überhaupt einer deutschen Nationalmannschaft auf englischem Boden, der ein Meilenstein zum Triumph bei der Europameisterschaft in Belgien war.

Günter Netzer führt als überragender Spielgestalter am 29. April 1972 die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Wembley zum ersten Sieg überhaupt auf englischem Boden. Netzer hat den Ball am Fuß.

Günter Netzer führt als überragender Spielgestalter am 29. April 1972 die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Wembley zum ersten Sieg überhaupt auf englischem Boden.

Noch heute bekommen Fußballfans beim Gedanken an die Partie, die am heutigen Freitag (29. April 2022) vor genau 50 Jahren stattfand, Herzklopfen.

Der Coup hatte sich keineswegs angekündigt, kaum ein Experte hätte zuvor auf einen deutschen EM-Titelgewinn gesetzt.

„Schlimmer ging's nicht, England!“ – so lautete der Tenor damals in den deutschen Medien, als der Gegner für das Viertelfinalduell in der Europameisterschafts-Qualifikation feststand.

„Wenn wir hier weniger als fünf Stück kriegen, haben wir ein Riesenresultat erzielt“, unkte Regisseur Netzer vor der Partie.

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Seine Mönchengladbacher und auch der FC Bayern München steckten im Frühjahr 1972 in einer Formkrise, zudem fehlten unter anderem in Berti Vogts und Wolfgang Overath etablierte Kräfte.

Deutschland hatte in fünf Anläufen in England nie gewonnen, das verlorene WM-Endspiel 1966 (2:4 n.V.) schmerzte wie ein Stachel.

Doch nicht die „Three Lions“, sondern die in ihren grünen Ausweichtrikots spielenden Deutschen um Franz Beckenbauer, Müller, Netzer und Sepp Maier dominierten die Partie im  Dauerregen in London.

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Verantwortlich dafür war ein gewagter taktischer Kniff. Netzer ließ sich aus dem Mittelfeld oft auf die Höhe der Abwehrspieler zurückfallen und entzog sich so seines direkten Gegenspielers.

„Aus der Tiefe des Raumes“ stieß der 27-Jährige nach vorne, im kongenialen Wechselspiel mit Libero Beckenbauer. Und auch ein 20 Jahre alter Neuling namens Uli Hoeneß trumpfte auf und traf in 26. Minute zur Führung.

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Den Ausgleich der Engländer durch Francis Lee (77.) konterten die Gäste dann eindrucksvoll. Das war „die beste Leistung einer deutschen Nationalmannschaft überhaupt“, schwärmte Bundestrainer Helmut Schön.

An der, neben Netzer, in Wembley mit Herbert „Hacki“ Wimmer ein weiterer Spieler von Borussia Mönchengladbach seinen Anteil hatte.

Die französische Sportzeitung „L'Equipe“ fabulierte von „Traumfußball aus dem Jahr 2000“, in Deutschland wurde der Ramba-Zamba-Fußball gefeiert.

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Das Rückspiel in Berlin endete 0:0, Deutschland war für die EM-Endrunde qualifiziert und gewann am 18. Juni 1972 mit einem 3:0-Sieg gegen die Sowjetunion den Titel.

Neben der spielerischen Leichtigkeit und der technischen Perfektion im Finale von Brüssel, dem zwei Jahre später auch der WM-Titel in München folgte, blieb vor allem der spektakuläre Auftritt in Wembley im Gedächtnis, der die Briten enorm schmerzte: „Oh what a black day for England“, titelte der „Sunday Express“.

Die deutsche Mannschaft spielte 1972 in Wembley in einem grün-weiß-grünen Auswärtsdress mit folgender Aufstellung:

Sepp Maier (FC Bayern München) – Horst-Dieter Höttges (Werder Bremen), Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck, Paul Breitner (alle Bayern München) – Uli Hoeneß (Bayern München), Günter Netzer, Herbert Wimmer (beide Borussia Mönchengladbach) – Jürgen Grabowski (Eintracht Frankfurt), Gerd Müller (Bayern München), Sigfried Held (Kickers Offenbach).

Bundestrainer: Helmut Schön.

(SID/AM)