Nach Transfer-Schock im Sommer Hofmann-Lücke? Unter Seoane knallt es jetzt mehr bei Borussia
Dienstagsmittags für Fans noch Kandidat für die Kapitänsbinde, am Mittwochmittag schon verkauft – für Borussia war das der wohl größte Transfer-Schock.
Die dritte Länderspielpause der Saison steht an, elf Bundesliga-Spieltage sind absolviert – für Borussia Mönchengladbach ging es in den vergangenen Wochen und Monaten darum, sich nach dem Kader-Umbruch der Sommers zu sortieren und dabei sportlich wettbewerbsfähig zu bleiben.
Borussia Mönchengladbach mit neuer Entwicklung nach Hofmann-Transfer
Für den größten Schock des Sommers sorgte wohl Jonas Hofmann (31). Nach den ersten Tagen der Vorbereitungen dürfte ihn zahlreiche Fohlen-Fans noch als Leistungsträger für die erste Saison unter Gerardo Seoane (45) und gar als Kandidat für die Nachfolge von Lars Stindl (35) als Kapitän gesehen haben.
Am Abend des 5. Juli 2023 kam dann aber die Meldung an die Öffentlichkeit, dass Bayer Leverkusen Hofmanns Zehn-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel gezogen hat – und der Wechsel schon in trockenen Tüchern sei.
Dann ging alles ganz schnell: Hofmanns Wechsel wurde einen Tag später offiziell, wenige Tage darauf wurde Franck Honorat (27) als direkter Ersatz verpflichtet. Hofmanns Transfer-Plan ist bis dato voll aufgegangen: Bei Bayer 04 ist er Stammspieler und ein wichtiges Korsettstück beim aktuellen Bundesliga-Tabellenführer.
Für Borussia ging es erst einmal nicht darum, ein Upgrade zum deutschen Nationalspieler zu finden – sondern den Verlust so gering wie möglich zu halten.
Dass das bisher gelungen ist, ist in erster Linie der Verdienst von Franck Honorat. Am Freitagabend (10. November 2023) bejubelte er beim 4:0-Sieg gegen Wolfsburg seinen ersten Treffer im Borussia-Park – sicherlich eines seiner Highlights der Anfangsphase in Gladbach.
Der Treffer hatte es in sich: Die Messung des Distanz-Krachers ergab, dass Honorat den Ball mit einem satten 127-km/h-Schuss an Wolfsburgs Keeper Koen Casteels (31) vorbei ins Netz donnerte.
Eine Zahl, die durchaus Symbolcharakter hat: Während Hofmann im Borussia-Kader über Jahre mit seinen technischen Fähigkeiten und seinem im Bundesliga-Vergleich herausragenden Spielverständnis hervorstach, liegen Honorats Stärken vielmehr im direkten Spiel. Oder: Bei Honorat knallt’s mehr.
In Sachen Chancenerarbeitung zählt der 27-Jährige aktuell zu den besten Bundesliga-Spielern. Bei Standardsituationen gibt es in Europas Top-Fünf-Ligen überhaupt nur zwei Spieler, die durch ihre ruhenden Bälle für mehr Abschlüsse gesorgt haben.
Darauf legt Seoane im Vergleich zu seinen Vorgängern Daniel Farke (47) und Adi Hütter (53) einen stärkeren Fokus – und hat in Honorat eine ideale Verpflichtung von Manager Roland Virkus (56) bekommen, um bei Standards stets für Gefahr zu sorgen.
Darüber hinaus passt Seoanes Versuch, ein eher direktes Spiel bei Borussia zu pflegen, deutlich besser zu Honorats Spielstil mit vielen Flanken von der rechten Seite. Hofmann suchte hingegen oftmals früh den Weg in die Mitte.
Ein Reizthema – gerade in Hofmanns letzter Borussia-Saison – war, dass der 31-Jährige immer wieder bei Fans in der Kritik stand, weil er Rechtsverteidiger Joe Scally (20) in entscheidenden Defensiv-Momenten alleine ließ.
Unter diesen Vorzeichen ist es nur schwer vorstellbar, dass Hofmann in Seoanes System mit drei Innenverteidigern als Flügelverteidiger hätte agieren können. Genau diese Rolle übernahm Honorat in den vergangenen Wochen immer wieder.
Einen wirklichen Verlierer des Transfer-Doppelpacks mit Hofmanns Wechsel zu Bayer 04 und Honorats Verpflichtung als dessen Ersatz gibt es nicht. Für den deutschen Nationalspieler hätten die ersten Monate in Leverkusen kaum besser verlaufen können, bisher ist aber auch die neue Liebe zwischen Honorat und Gladbach ein Match. Das große Chaos ist bei den Fohlen nach Hofmanns Schock-Abgang jedenfalls nicht ausgebrochen.