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Von Viktoria Silz (vis)

„Zeichnet alle großen Trainer aus“ Eigener Coach für Seoane: So krempelte er Gladbach um

Gerardo Seoane gestikuliert mit der Hand.

Gerardo Seoane hat Borussia Mönchengladbach zurück an die Topplätze der Bundesliga geführt. (Foto: 12. April 2025)

Mehrfach stand er in der Vergangenheit schon in der Kritik, nun ist sogar die Champions League noch möglich.

Gerardo Seoane: 46 Jahre alt, Schweizer und seit zwei Jahren Trainer von Borussia Mönchengladbach. Seine Zeit bei den Fohlen ist geprägt von Höhen und Tiefen. Im Juni 2023 hat er sein Amt als Trainer des VfL angetreten. Sein Einstieg in die vergangene Saison: katastrophal.

So schaffte es Seoane aus dem Tal nach oben

Aus fünf Spielen holte er gerade einmal zwei Punkte, Borussia fand sich 2023 auf Tabellenplatz 14 wieder. Danach sprangen hier und da mal ein paar Punkte raus, das höchste der Gefühle blieb Tabellenplatz neun. Abgeschlossen hatte Seoane die vergangene Saison mit Gladbach auf Rang 14. Die Fans reagierten enttäuscht. Das Aus von Seoane wurde diskutiert – Kritik von allen Seiten.

Diese Saison scheint die vergangene Spielzeit zwar nicht vergessen, aber verarbeitet. Seoane kämpft mit seiner Mannschaft nach wie vor um die europäischen Plätze, sogar die Champions League bleibt vor dem 30. Spieltag eine Option. Doch wie hat der Schweizer den Turnaround geschafft? Sein persönlicher Coach erklärt den Erfolg.

Ruedi Zahner (68) ist seit Jahrzehnten im Fußballgeschäft tätig und gibt sein Wissen als „Coach the Coach“ an aktive Trainer weiter. Beim Schweizer Nachrichtenportal „Watson“ lüftet er Seoanes Erfolgsrezept: „Gerry hat ein enormes Selbstbewusstsein entwickelt. Er hat mittlerweile den totalen Glauben, dass er jede noch so schwierige Situation souverän meistern kann“.

Weiter berichtet er über Seoane, den er mit dem Spitznamen Gerry anspricht: „In der Niederlage steht er da und bleibt verbunden mit seinen Spielern. Er kümmert sich um sie, macht sie stark, und das gerade auch in schwierigen Zeiten.“

Dass es auch im Gladbacher Kader große Leistungssprünge gibt, schreibt Zahner demnach Seoane und seiner Vorbildfunktion zu: „Ja, das schwappt auf den Kader über. Das zeichnet alle großen Trainer aus.“

Apropos große Trainer: Zahner hat nicht nur Seoane, sondern auch andere prominente Namen gecoacht, darunter Ottmar Hitzfeld und Lucien Favre. Er sieht klare Parallelen zwischen dem Fohlen-Coach und seinen berühmten Berufskollegen.

„Was sie alle gemein haben: Du musst volles Risiko gehen, vor allem in den ersten 100 Tagen. Es verlangt unglaublich viel Mut. Nur wenige sind bereit, dieses Risiko einzugehen“, berichtet Zahner über seine Erfahrungen.

Zahner, der neben seiner Tätigkeit als Coach auch passionierter Clown ist, sieht das Talent eines Trainers nicht ausschließlich in Taktik und fachlichem Know-how: „Ich habe immer gerne gesagt: Glaubt ja nicht, ihr seid gute Trainer, weil ihr gute Trainings macht. Heutzutage bist du als Leader gefragt. Was nützt dir die beste Taktik, wenn deine Spieler kein Vertrauen haben?“

Und genau dieses Vertrauen war wohl auch Seoanes Geheimrezept: „Es war wirklich krass, was da auf ihn eingeprasselt ist. Aber Gerry stand trotzdem da und alle Spieler haben an ihn geglaubt, gerade in dieser schwierigen Zeit“, so Zahner, der sich selbst als Freund und Mentor Seoanes bezeichnet.

Nach nur einem Punkt aus den letzten zwei Spielen gilt es nun auch am Sonntag (20. April, 17.30 Uhr) beim Borussen-Duell in Dortmund neues Vertrauen zu fassen – und das trotz düsterer Vorzeichen.