Macht’s Seoane wie Hütter? Gladbach-Bosse lassen sich begeistern – Hoffnungsträger glänzt
So kannst du dich auf der bisher wohl größten Bühne mal vorstellen!
Im zweiten Sommer in Folge gibt es so etwas wie eine Euphorie um eine Mannschaft von Borussia Mönchengladbach abseits der Profis, die ohnehin eigentlich über die komplette Saison im Fokus stehen.
Gladbach-Talent erlebt Karriere-Highlight – und nutzt die Bühne
Im vergangenen Jahr war es die Frauen-Mannschaft, die im Aufstiegsspiel um die 2. Bundesliga erstmals ein Pflichtspiel im Borussia-Park bestreiten durfte, und rund 10.000 Fans ins Stadion lockte.
2024 ist es die U19! Durch einen begeisternden Endspurt gelang es dem Team von Trainer Oliver Kirch (41), sich doch noch für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren.
Am Mittwochabend (15. Mai 2024) fand das Hinspiel auf dem Fohlenplatz statt – und das kleine Nebenstadion im Borussia-Park war schon rund einen Tag vorher ausverkauft. Das gelingt teilweise den Profis bei Testspielen gegen namhafte Gegner nicht!
Im Fohlen-Umfeld stieg die Hoffnung auf den großen Wurf von Tag zu Tag, wurde aber am Mittwoch schnell gedämpft. Die Hoffenheimer, auf U19-Niveau in der laufenden Saison eine absolute Übermacht, stehen schon nach dem Hinspiel mit einem Bein im Endspiel.
Borussia hatte der TSG beim 2:6 nicht viel entgegenzusetzen. Winsley Boteli (17) rieb sich gegen die beiden Hoffenheim-Innenverteidiger auf, kam aber selten in gefährliche Situationen. Shooting-Star Josiah Uwakhonye (16) war anzumerken, dass seine Gegenspieler ihm körperlich überlegen waren.
Das traf zwar auf den ersten Blick auch auf Kilian Sauck (17) zu, der U17-Nationalspieler ließ sich davon aber nicht abbringen. Eigentlich könnte der Offensiv-Wirbler noch in der B-Jugend spielen, ist aber schon seit Saisonbeginn eine Stütze in der Kirch-Elf.
Sauck ist mit knapp 1,75 Meter wahrlich kein Spieler, der mit seiner körperlichen Präsenz heraussticht. Am Ball machte ihm gegen Hoffenheim aber kein Spieler auf dem Rasen etwas vor.
Seine enorme Qualität im Dribbling sorgte schon im ersten Viertelfinale seines bisherigen Karriere-Highlights für den ersten großen Gladbach-Moment: Sauck nahm im Mittelfeld Tempo auf, ließ mehrere Gegenspieler stehen und schoss den Ball gekonnt ins Eck.
Bitter aus Borussia-Sicht: Obwohl die Fohlen innerhalb der ersten 15 Minuten trafen, war das nicht der Führungs-, sondern der Anschlusstreffer. Zuvor hatte die TSG schon zweimal getroffen.
Sauck glänzte mit Spielwitz, vielen schnellen Drehungen und guter Entscheidungsfindung. Dass er das eine oder andere Mal etwas zu viel wollte, überraschte aufgrund der großen Bühne – das Spiel wurde auch auf Sky übertragen – nicht.
Gerade auch deswegen erinnerte sein Auftritt auch an die ersten Partien von Marko Marin (35) und Amin Younes (30), die bisher letzten dribbelstarken Gladbach-Eigengewächse.
Beide wurden im Teenager-Alter hochgezogen, bekamen als Rohdiamanten mit viel Potenzial die ersten Gelegenheiten, sich zu zeigen, und wurden im Laufe ihrer Profi-Laufbahn immer reifer in ihrer Spielanlage.
Sauck, der mit 14 in die Borussia-Jugend wechselte, zählt zweifelsohne zu den Fohlen, die auf der Bühne die meisten Pluspunkte sammeln konnte. Nicht nur zahlreiche Gladbach-Fans am Fohlenplatz und die Zuschauerinnen und Zuschauer im TV nahmen das live wahr, sondern auch einige Gladbach-Entscheider um Kaderplaner Steffen Korell (52).
Sie ließen es sich nicht nehmen, den kurzen Weg von der Geschäftsstelle an den Spielfeldrand zu bestreiten – und sahen, wie Sauck und Niklas Swider (17) dem Spiel trotz der deutlichen Niederlage ihren Stempel aufdrückten.
Aktuell laufen die Planungen, wie Borussias Profi-Kader in der kommenden Saison aussehen soll, auf Hochtouren. Der Schritt für Sauck, da schon ein elementarer Bestandteil zu sein, wäre sicherlich ein zu groß.
Allerdings gibt es schon seit Monaten Stimmen im Borussia-Umfeld, die sich zumindest dafür aussprechen, dem Teenager mal in der Sommer-Vorbereitung eine Chance zu geben.
Überraschend holte Adi Hütter (54) vor drei Jahren einen ebenfalls zum damaligen Zeitpunkt erst 17 Jahre alten Yvandro Borges Sanches zu den Profis und nahm ihn mit ins Trainingslager.
Ein ähnlicher Schritt wäre sicherlich ein weiterer Motivationsschub für Sauck. Der 17-Jährige wird versuchen, auch im Rückspiel noch einmal auf sich aufmerksam zu machen. Ob Gerardo Seoane (45) im Juli den Youngster als neuen Mann begrüßt, werden die kommenden Wochen zeigen.