„Nicht mehr reden“ Was Hoffnung für die kommende Spielzeit macht – Virkus ruft neues Saisonziel aus
Die Vorfreude auf die kommende Saison steigt – und das, obwohl die Leistung der Fohlen im bisherigen Jahr kaum Grund zur Hoffnung machten.
Platz 14, mit 67 Gegentoren die drittschlechteste Defensive der Liga und dazu wurde auf der Mitgliederversammlung noch eine Finanz-Blockade in Sachen Transfers angekündigt. Fans von Borussia Mönchengladbach dürften nicht gerade zukunftsfroh aus der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit gegangen sein. Und doch scheint sich die Stimmung gewandelt zu haben. GladbachLIVE nennt fünf Gründe, woran das liegen könnte.
Virkus nennt neues Gladbach-Ziel – „Zeigen, dass wir besser sind“
Im Rahmen des Trainings-Auftakts in der Sommervorbereitung stellten sich die Borussia-Funktionäre in einer großen Medien-Runde den Fragen der Journalistinnen und Journalisten. Besonders redefreudig: Sport-Geschäftsführer Roland Virkus (57).
Der gebürtige Mönchengladbacher scheint dieser Tage guter Dinge zu sein. Auch sein Ansehen in der Fangemeinschaft erholt sich in der aktuellen Wechsel-Periode.
Das hat vor allem mit seinen bisher getätigten Transfer zu tun. Trotz ausgerufener Ausgaben-Bremse überraschte und überzeugte Virkus die Anhängerschaft mit klugen Deals. Nur einer der fünf Gründe, warum es bei den Fohlen aufwärtsgehen könnte.
1. Neuzugänge
Der erste Neuzugang dieser Saison stand quasi schon vor Abschluss der vergangenen Rückrunde fest. Mit Philipp Sander (26) verpflichtete Borussia einen echten Leader und einen verlässlichen Spieler im zentralen Mittelfeld. In der Bundesliga muss sich der Profi mit reichlich Zweitliga-Erfahrung allerdings erst noch beweisen. Die darauf folgenden Deals um Kevin Stöger (30) und Tim Kleindienst (28) sorgten weiter für Euphorie.
Zwei Offensiv-Akteure, die nur so vor Torgefahr sprühen. Schon jetzt malen sich die Fans aus, wie Stratege Stöger für Sturm-Kante Kleindienst die Bälle auflegen wird. Alle drei neuen Profis könnten echte Zugewinne für den Gladbach-Kader werden. Aktuelle Gerüchte weisen auch darauf hin, dass noch nicht Schluss ist an der Transfer-Front.
2. Klare Ansagen
Kein Wort dominierte die Borussia-Saison 2023/24 wohl so intensiv wie „Umbruch“. Immer wieder wurde betont, dass Gladbach den Kader umstrukturieren müsse und sich erst viel Neues zusammenzufügen hätte.
Ausreden gibt es diesmal weniger. Ganz im Gegenteil: Virkus fährt eine klare Linie, an der der Erfolg künftig gemessen werden soll. Dabei werden die Ziele nicht zu hoch gesetzt und würden doch eine Steigerung im Vergleich zur ersten Saison von Gerardo Seoane (45) am Niederrhein darstellen.
„Die obere Tabellenhälfte, also die Einstelligkeit, muss für Borussia immer das Ziel sein. Wir möchten jetzt allen zeigen, dass wir besser sind als Platz 14. Wir wollen nicht mehr viel reden, sondern jetzt handeln“ proklamiert der Sport-Boss zum Trainingsauftakt.
Ein Ziel, an dem sich die Mannschaft orientieren kann, ohne schon vorher mit dem psychologischen Druck zwischen Abstiegskampf-Erwartungen oder Erfolgs-Wahn Richtung europäischer Plätze umgehen zu müssen.
3. Talente in den Startlöchern
Kein Vereinsteil wird so eng mit dem Borussia-Weg wie die eigene Jugend verknüpft. Vor dem Start ins Trainingslager am Tegernsee dürfen sich Schaulustige am Borussia-Park nicht nur die Profis, sondern auch einige Top-Talente ansehen, die mittelfristig „oben“ mitkicken könnten.
Neben den bereits immer stärker bei der Bundesliga-Mannschaft eingebundenen Youngsters Shio Fukuda (20) und Fabio Chiarodia (19), drängen sich vor allem Neuzugang Charles Herrmann (18) und Sturm-Juwel Winsley Boteli (18) auf, der erst kürzlich einen langfristigen Vertrag beim VfL unterzeichnete.
Dazu kommen zahlreiche weitere Talente, die Nachwuchskoordinator Mirko Sandmöller (41) an Land ziehen konnte. Auch anderen Eigengewächsen wird der Sprung zu den Profis näher geführt. So trainieren mit Kilian Sauck (17) und Niklas Swider (17) zwei U19-Fußballer aktuell im Seoane-Team mit.
4. Fortschritt statt Umbruch
Mit den scheidenden Borussia-Legenden Tony Jantschke (34), der nun für die oben genannten Top-Talente mitverantwortlich ist, und Patrick Herrmann (33) verlassen zwei erfahrene Spieler die Mannschaft.
Auch die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Weltmeister Christoph Kramer (33) ist noch ungewiss. Dazu stehen die beiden Verkaufs-Kandidaten Nico Elvedi (27) und Manu Koné (23) wie bereits im vergangenen Sommer auf der Abschieds-Liste. Diesmal dürfte es wohl bei beiden klappen.
Auch wenn einige langjährige Wegbegleiter Mönchengladbachs den Klub verlassen könnten, ist die Sorge vor einem allzu großen Identitätsverlust eher gering. Mit Sander, Stöger und Kleindienst wurden Anführer verpflichtet. Julian Weigl (28) soll mehr Verantwortung erhalten und sollte Jonas Omlin (30) fit und leistungsfähig sein, steht auch wieder der ursprünglich angedachte Kapitän auf dem Feld.
Diese Mannschaft verspricht den Willen neu anzugreifen und mit Fortschritt die verkorkste „Umbruch-Saison“ wiedergutzumachen.
5. Gerardo Seoane erhält die Chance, es besser zu machen
Zum ersten Mal, seit Marco Rose (47) geht in Mönchengladbach wieder ein Cheftrainer in die zweite Saison. Sowohl Seoane-Vorgänger Daniel Farke (47), als auch Rose-Nachfolger Adi Hütter (54) wurden nach nur einer Spielzeit (jeweils Tabellenplatz zehn) wieder entlassen. Nach zwei Umbruch-Saisons, auch auf der Trainer-Position, steht zum ersten Mal wieder der gleiche Übungsleiter im Trainingslager auf dem Platz.
Trotz der noch schlechteren Bilanz in seiner Premieren-Saison als die beiden Vorgänger erhält Seoane das Vertrauen seiner Vorgesetzten. Das zeugt davon, dass der 45-Jährige durchaus Eindruck hinterlassen hat. Virkus und Co. sind davon überzeugt, dass die Arbeit des Ex-Leverkusen-Trainers noch Früchte tragen wird.
Jetzt gibt es erst einmal wieder die Chance, dass nachhaltig Feinheiten eingeschliffen werden können und gewohnte Abläufe nicht gleich wieder über Bord geworfen werden – klappt das aber nicht, wirds auch für Seoane eng.