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Von Luca Kaiser (ljk)

Talfahrt nach Gladbach-Abgang Ex-Talent sieht Fehler ein: „Dann kriegst du, was du verdienst“

Die beiden Gladbach-Profis im Gespräch.

Laszlo Benes (l.) und  Michael Cuisance (r.) im Testspiel von Borussia Mönchengladbach gegen Basaksehir Istanbul am 17. Juli 2019 in Kufstein.

Es war der Sommer 2017, als ein junger Franzose von der U19 des AC Nancy zu Borussia Mönchengladbach wechselte. 250.000 war Borussia bereit, für die Dienste des damals 17-jährigen Michael Cuisance zu bezahlen. Ein Spieler, in dem die Verantwortlichen viel Potenzial sahen und überzeugt waren, dass er den Sprung in den Profifußball schafft.

Mit dieser Einschätzung lagen sie auch nicht falsch. In seiner Premieren-Saison absolvierte Cuisance 26 Spiele für die Profis und wurde sogar von den Fans zum Spieler der Saison gewählt. Im darauffolgenden Jahr sah die Situation dann ganz anders aus. Der Franzose stand in nur einem Spiel in der Startelf und musste sich ansonsten mit ein paar Kurzeinsätzen begnügen.

Ex-Gladbach-Talent setzt nach „schwerer Zeit“ auf Mentalcoach

Nach der enttäuschenden Saison bei Borussia forderte der Franzose dann eine Startelf-Garantie von Manager Max Eberl und Trainer Marco Rose. Diese konnten und wollten die beiden dem Franzosen jedoch nicht geben, woraufhin Cuisance massiv auf einen Transfer drängte. So soll der damals 19-Jährige beispielsweise häufig mit offenen Schuhen trainiert haben und auch das Klima der Mannschaft gestört haben. Schließlich wechselte er im Sommer 2019 für 8 Millionen Euro zum FC Bayern München. 

Beim Rekordmeister verbesserte sich die Situation nicht. In den ersten beiden Jahren kam der Linksfuß lediglich auf zehn Einsätze in der Bundesliga, bevor er für ein Jahr zu Olympique Marseille ausgeliehen wurde. Nach der Leihe kehrte er an die Säbener Straße zurück, konnte sich jedoch hier für nur einen weiteren Einsatz empfehlen. Auch in dieser Zeit fiel Cuisance häufiger mit unprofessionellem Verhalten auf. So vergaß er zum Beispiel vor einem Spiel der zweiten Mannschaft der Bayern seine Schuhe, weshalb er zu spät kam. Anfang 2022 beendete der Rekordmeister das Kapitel Cuisance und verkaufte ihn an den FC Venezia nach Italien.

In einem Interview mit Sport1 hat der Franzose, mittlerweile 25, nun auf seine Zeit in München zurückgeblickt. „Als ich bei den Bayern war, dachte ich, vielleicht kann ich es jetzt ein bisschen ruhiger angehen lassen und muss nicht so viel arbeiten. Im Fußball geht es dann ganz schnell, wenn du nicht so viel Gas gibst. Dann kriegst du, was du verdienst.“ Eine späte, aber reflektierte Einsicht eines jungen Mannes, über den viele sagen, er hätte bei einer besseren Arbeitseinstellung eine große Karriere haben können.

Bei Borussia Mönchengladbach habe er „eine gute Zeit“ gehabt, betonte Cuisance trotz des unschönen Abschieds. Nach seinem Wechsel zum FC Venezia und einer Leihe zu Sampdoria Genua schloss er sich 2023 dem VfL Osnabrück an. „Ich wollte nach Deutschland zurück und den Kopf frei bekommen, um wieder auf mein altes Niveau zurückzufinden“, so der Franzose.

Dabei holte er sich psychologische Unterstützung. „Ich habe einen Mentaltrainer, weil ich eine schwere Zeit hatte. Aber man muss keine schwere Zeit haben, um sich einen Mentalcoach zu holen“, so Cuisance. Nach einer Saison in Osnabrück ging es dann in diesem Sommer weiter zu Hertha BSC.

Dort zeigt er sich nach den Star-Allüren, die er in Gladbach und München an den Tag gelegt hatte, geläutert. „Du kannst Talent haben, aber wenn du nicht genügend Gas gibst, bringt es dir vielleicht etwas für sechs Monate, aber danach? Dafür brauchst du etwas mehr – und das ist Arbeit.“

Bleibt abzuwarten, ob Cuisance weiter so professionell bleibt und dauerhaft aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Sollte dies der Fall sein, dürfte der 25-Jährige eine zentrale Rolle bei den Berlinern im Aufstiegskampf einnehmen. „Wir haben eine super Mannschaft. Ein Verein wie Hertha muss in die erste Liga zurückkehren. Aber wir dürfen nicht zu viel darüber denken, sondern müssen einfach arbeiten“, so Cuisance.