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Von Leo Bach (lb)

Lichtblick bei Pokal-Aus Besser als Netz? Ullrichs Top-Werte sorgen für ein Luxusproblem

Lukas Ullrich dribbelt, Mario Götze läuft ihm hinterher.

Der eine galt einst als Jahrhundert-Talent, der andere rückt nun in den Fokus: Lukas Ullrich (vorne) gegen Mario Götze (hinten) am 30. Oktober 2024 in Frankfurt.

Mitten in der Krise gibt es plötzlich ein neues Luxusproblem.

Das bittere Pokal-Aus bei Eintracht Frankfurt (1:2, 30. Oktober 2024) markierte für viele Fans von Borussia Mönchengladbach einen neuen Tiefpunkt. Die Stimmung scheint trotz der zuletzt eingefahrenen vier Punkte in der Liga mehr als angeschlagen. In Hessen gab es aber auch einen Lichtblick: Lukas Ullrich (20) gab ein überzeugendes Saison-Debüt.

Neue Option für Gladbach – Youngster überzeugt bei Saison-Debüt

Die Außenverteidiger-Positionen Gladbachs sind in den vergangenen Jahren dominiert von der Jugend. Mit Luca Netz (21) und Joe Scally (21) verfügt Borussia hinten links und rechts über zwei Spieler, die gemeinsam schon 188 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel haben und das, obwohl sie noch beide gute zwei Jahre für die U23 spielberechtigt wären.

Ösi-Routinier Stefan Lainer setzt mit seinen 32 Jahren den Kontrapunkt auf dieser Position. In der Liga war er es zuletzt, der den mit einer Fußverletzung ausgefallenen Netz ersetzte. Gerardo Seoane (46) brachte im Pokal dann aber eine frische Kraft, die noch jünger als die beiden Stammverteidiger ist.

Auf den ersten Blick scheint Lukas Ullrich, der in Frankfurt erstmals in der laufenden Saison Profi-Minuten sammelte, eine ein Jahr jüngere Kopie seines Kollegen Luca Netz zu sein.

Beide sind sie Linksverteidiger, in Berlin geboren. Der eine spielt für die U21-Nationalmannschaft, der andere für die U20-Nationalmannschaft. Beide kamen aus der Jugend von Hertha BSC und wechselten vom Hauptstadt-Klub zu Borussia Mönchengladbach.

Bei genauerem Hinschauen wird aber klar, dass sich die Spieler auf dem Platz gar nicht mehr so ähnlich sind. Netz ist zwar kein klassischer Linksverteidiger, ein leichter Offensivdrang ist beim 21-Jährigen immer zu vernehmen, doch nicht ganz so ausgeprägt wie bei Ullrich. 

Der Youngster agierte im 3-6-1-System von Seoane als linker Schienenspieler, machte vor allem im vorderen Drittel auf sich aufmerksam. Bezeichnend die Szene in der 15. Minute: Ullrich tauchte plötzlich zentral vor dem Strafraum auf, brachte Gegenspieler Arthur Theate (24) mit einer geschickten Drehung zu Fall und provozierte so dessen Handspiel, was mit der Roten Karte wegen Notbremse geahndet wurde.

Auch die Zahlen zeigen auf: Ullrich wirbelt vorne mehr als Konkurrent Netz! Sechs Flanken schlug der 20-Jährige in Frankfurt innerhalb seiner 68 Minuten Spielzeit. So viele hat Netz in der gesamten bisherigen Bundesliga-Saison gebracht (sechs Spiele).

Bei einem auf Stoßstürmer Tim Kleindienst (29) ausgerichteten Spielstil sind die hohen Hereingaben durchaus ein wichtiges Mittel, um für Torgefahr zu sorgen. Bringt Ullrich hier also einen Qualitäts-Vorteil gegenüber Platzhirsch Netz mit?

Die Antwort ist „Jein“. Zwar machte der Startelf-Debütant auf der linken Außenbahn ordentlich Dampf – sechs Flanken und zwei Schüsse bilanzieren einen offensiv geprägten Auftritt – allerdings durfte er auch eine andere Rolle einnehmen als es Netz normalerweise tut.

In der laufenden Saison setzte Seoane bisher durchweg auf eine Viererkette. Anders noch als in der vergangenen Spielzeit, als er immer wieder auch auf eine Dreier-, bzw. Fünferkette wechselte. Netz wurde bisher nur die defensive Rolle des Linksverteidigers zugewiesen, Ullrich durfte in Frankfurt schon deutlich freier aufspielen.

Trotzdem: Der wohl einzige echte Lichtblick beim Pokal-Aus hat sich in den Fokus gespielt und bringt Seoane in Krisenzeiten ein Luxusproblem auf den Schreibtisch. Sobald Luca Netz wieder fit ist, hat der Berliner wohl wieder Anspruch auf seinen Stammplatz – doch er weiß nun, dass ihm sein doch so ungleicher Klon jetzt dicht im Nacken sitzt.