Vorne top, hinten plötzlich Flop? Gladbach sorgt für Standard-Tore auf beiden Seiten
Gegen Eintracht Frankfurt und Union Berlin kassiert Borussia Mönchengladbach erstmals in der laufenden Saison Gegentore nach Eckbällen. Während Standardsituationen bislang vor allem eine offensive Stärke waren, könnten sie sich defensiv zu einer Schwäche entwickeln.
Gladbach: Später Eckball sorgt für Niederlage bei Union
Lucien Favre (64) machte sich in seiner Gladbach-Zeit nichts aus Standardsituationen, Dieter Hecking (58) stellte hingegen mit Dirk Bremser (57) einen eigenen Co-Trainer dafür ab. Ruhende Bälle sind mal mehr, mal weniger ein wichtiger Teil des Fußballspiels.
Während beispielsweise nur ein verschwindend geringer Anteil an Ecken wirklich zum Torerfolg führt (laut einer Studie von 2017 nur 1,27 Prozent), entscheiden Standardsituationen dennoch nicht selten Spiele.
In der laufenden Spielzeit hat Borussia Mönchengladbach die meisten Tore nach ruhenden Bällen (Elfmeter ausgenommen) erzielt. Der Kopfballtreffer von Nico Elvedi (26) nach Eckball von Lars Stindl (34) am Sonntag (30. Oktober) war bereits das siebte Standardtor – das ist gemeinsam mit Bayern München und Union Berlin Ligabestwert.
Doch was vorne schon die gesamte Saison gut funktioniert, klappte in der jüngeren Vergangenheit hinten nicht mehr.
Bis zuletzt war die Mannschaft von Trainer Daniel Farke (46) auch bei Defensivstandards stark. Vor dem 11. Spieltag musste Gladbach gar kein Gegentor nach einer Ecke hinnehmen. Lediglich der Mainzer Aaron traf per Freistoß, außerdem fiel das zwischenzeitliche 4:2 gegen den 1. FC Köln nach einem Einwurf.
Im Heimspiel gegen Frankfurt sorgte allerdings der Kopfballtreffer von Junior Dina Ebimbe zum 0:2 für einen Bruch im Gladbacher Spiel. „Das ist eigentlich eine Domäne von uns“, sagte Farke im Anschluss an die 1:3-Heimniederlage. „Wir haben diese Statistik, über die wir auch das Spiel entscheiden wollten, mit 0:1 verloren.“
Bei Union Berlin war es dann erneut eine Ecke, die zum späten Nackenschlag in der 97. Minute führte, im Gladbacher Defensivverbund stimmte die Zuteilung nicht.
Jamie Leweling konnte nach kurz ausgeführter Ecke unbedrängt flanken und Tony Jantschke (32) gelang es nicht, den einlaufenden Danilho Doekhi entscheidend zu bedrängen.
Auch hier machte sich die derzeitige Verletzungsmisere der Gladbacher bemerkbar. Kurz vor dem Gegentor musste Ramy Bensebaini (27/1,87 Meter), den Daniel Farke als „unseren besten Kopfballspieler“ bezeichnete, angeschlagen ausgewechselt werden.
Stattdessen kam der zehn Zentimeter kleinere Jantschke in die Partie. Der war dem 1,90 Meter großen Doekhi im wahrsten Sinne des Wortes nicht gewachsen.
Ein generelles Größenproblem gab es gegen die Eintracht allerdings nicht, Torschütze Dina Ebimbe (1,83 Meter) sprang dort höher als der zehn Zentimeter größere Marvin Friedrich (26).
Ob die Standard-Gegentore in den vergangenen beiden Spielen einen Trend einleiten oder nur unglücklich zustande kamen, wird sich in den verbleibenden drei Partien vor der Winterpause zeigen müssen.
Die kommenden Gegner Stuttgart (zwei Standardtore), Bochum (3) und Dortmund (2) sind bisher nicht durch große Erfolge nach ruhenden Bällen aufgefallen.
Offensiv dürften sich für die Fohlen aber weiterhin Gelegenheiten auftun. Bochum ist mit zehn Gegentoren die schwächste Mannschaft gegen Ecken, Freistöße und Einwürfe, Stuttgart kassierte schon sechs Gegentore. Viel Potenzial also, in dieser Kategorie weiterhin „top“ zu sein.