„Brutal negative Erfahrung“ Gladbachs Neu-Knipser Kleindienst erinnert sich an dunkles Karriere-Kapitel
Er soll Borussia Mönchengladbach wieder in erfolgreichere Tabellen-Sphären ballern: Auf Neu-Knipser Tim Kleindienst (28) ruhen in der neuen Saison die großen Hoffnungen in der Fohlen-Offensive.
Eine Halbzeit lang durfte Kleindienst, der für etwa sieben Millionen Euro Ablöse vom Bundesliga-Kontrahenten Heidenheim gekommen war, am Montagabend (29. Juli 2024) im Test gegen Holstein Kiel ran. Und er deutete direkt an, wie wichtig er für die Borussia werden kann – auch, wenn es für Kleindienst mit einem eigenen Treffer in 45 Minuten letztlich nicht klappen sollte.
Borussia Mönchengladbach: Tim Kleindienst soll für Tore sorgen
Am Rande des Trainingslagers in Rottach-Egern hat Kleindienst nun nochmals über seine Ziele für die kommende Spielzeit sowie seine Rolle im Gladbacher Team gesprochen. Und auch verraten, was ihn ganz besonderes beeindruckt: die Fans!
Tatsächlich herrscht seit dem ersten Trainings-Aufgalopp täglich ein munteres Treiben rund um das Stadion am Birkenmoos. Auch am Dienstag (30. Juli) strömten wieder bis zu 1000 Anhängerinnen und Anhänger der Fohlen an den Platz, um den Profis beim Schwitzen zuzusehen. Für Kleindienst eine gänzlich neue Erfahrung.
„Es gibt nicht Schöneres, als wenn so eine Fan-Präsenz da ist. Das ist hier natürlich alles deutlich größer als in Heidenheim. Ich freue mich über jeden Einzelnen, der da ist“, sagte Kleindienst, der sich auch am Dienstag viel Zeit für Autogramme, Gespräche und Fotos mit den Fans genommen hatte.
Gab es denn auch einen klaren Auftrag des Fohlen-Anhangs an den neuen Knipser? „Ich höre oft von den Fans, dass sie sich freuen, dass ich da bin. Das macht mich natürlich auch froh. Und sie wollen, dass ich Tore schieße.“ Für Kleindienst kein Problem: „Das ist ja das, was ich auch möchte“, erklärte der Stürmer mit einem breiten Grinsen. „Am Ende ist das mein Job. Und den muss ich erfüllen.“
Zwar ist Kleindienst nach drei Vorbereitungs-Spielen (drei Siege) noch ohne Treffer, doch der Neu-Stürmer gab sich optimistisch. „Ich bin vielleicht seit drei, maximal vier Wochen da. Wo sollen diese Automatismen herkommen? Es kann nicht von heute auf morgen gehen.“
Der Ex-Heidenheimer versicherte jedoch: „Ich mache mir da überhaupt keine Sorgen. Wir werden das hinkriegen, da bin ich zuversichtlich. Und notfalls schieben wir Sonderschichten.“
Was ihn als Spieler-Typ auszeichnet? Kleindienst: „Ich bin kein Edel-Techniker, aber das muss ich auch nicht sein. Das würde nicht zu meinem Spielstil passen.“ Der sich dadurch auszeichnet, den Gegner zu stressen, körperlich zu sein, anzulaufen und sich reinzuhauen. Wie auch gegen Kiel. „Ich bringe sicher nicht diese fußballerische Klasse mit. Aber alles andere kann ich“, so Kleindienst mit einem Schmunzeln.
Nicht nur mit Toren will Kleindienst der Borussia in der neuen Saison derweil helfen, sondern auch als sogenannter „Aggressive Leader“, wie er betonte. „Ich denke, wir müssen ein bisschen mehr die unangenehmere Mannschaft werden. Da will ich die anderen auch ein bisschen pushen. Fußball brauchst du den Jungs hier allen nicht mehr zu erklären, das können sie.“ In puncto Giftigkeit hofft der Stürmer, „dass ich über diese Schiene was reinbringen kann“.
Auch zu den Beweggründen für seinen Gladbach-Wechsel äußerte sich Kleindienst nochmals. Und fasste zusammen: „Das Gesamtpaket, was Borussia Mönchengladbach mitbringt. Der Verein, die Strahlkraft, die Fan-Base, das Stadion, die Professionalität im Klub.“
Tim Kleindienst spricht über „brutal negative Erfahrung“ in Gent
Doch auch über ein durchaus weniger erfolgreiches Karriere-Kapitel sprach Tim Kleindienst. So war der Angreifer im Sommer 2020 aus Heidenheim zum belgischen Erstligisten KAA Gent gewechselt. Nach nur einem halben Jahr, 23 Pflichtspielen (davon nur sechs über 90 Minuten) sowie drei Toren und einem Assist kehrte er schließlich nach Heidenheim zurück.
Kleindienst erinnerte sich: „Ich hatte in Gent vier Trainer in vier Monaten. Ich denke, das ist eine Quote, die ist kaum zu übertreffen. Der Trainer, mit dem ich vor meinem Wechsel gesprochen habe, wurde nach zwei Wochen entlassen.“ Gemeint war Jess Thorup (54), der mittlerweile in der Bundesliga den FC Augsburg betreut.
In der Folge lief es weiter holprig. „Die anderen Trainer hatten dann plötzlich andere Vorstellungen. Du konntest mit niemandem so richtig heiß werden, weil ständig der Trainer gewechselt hat. Es ist alles am Ende etwas unglücklich gelaufen. Dazu kam Corona, du hast die Familie nicht gesehen, warst alleine da“, berichtete Kleindienst. Es folgte die Flucht zurück zum FCH.
Dennoch bereut Kleindienst die Entscheidung nicht, wie er erklärte: „Ich habe da zwar eine brutal negative Erfahrung gemacht, aber das muss man auch mal mitmachen, in dem Job. Das hilft dir, denn danach kann man jetzt besser handeln.“
Und tatsächlich: Im Anschluss ballerte Kleindienst die Heidenheimer in die Bundesliga, wo er in der abgelaufenen Saison zwölfmal in 33 Spielen einnetzte. Nun will er es in der kommenden Spielzeit auch im Gladbach-Dress kräftig klingeln lassen.