Gladbach-Urgestein hat „richtig Bock“ Erst Heimatbesuch, dann volle Attacke im Trainingslager
Ein Urgestein will noch einmal angreifen.
Zum zehnten Mal geht es für Patrick Herrmann (32) und Borussia Mönchengladbach ins Trainingslager an den Tegernsee. Zuvor absolvieren die Fohlen am Samstagnachmittag (22. Juli 2023, 15 Uhr) allerdings noch ein Testspiel beim 1. FC Saarbrücken.
Für das Gladbacher Urgestein ist es ein Besuch in der alten Heimat. Geboren wurde Herrmann in Uchtelfangen, etwa eine halbe Stunde von Saarbrücken entfernt. Beim FCS spielte er ab 2004 in der Jugend, bevor er 2008 in den Fohlenstall nach Mönchengladbach wechselte.
Gladbach: Herrmann kehrt in die alte Heimat zurück
Beim Testspiel in der Heimat wird auch Herrmanns Familie im Stadion sein. „Ich habe genügend Karten besorgt. Die kommen natürlich alle zum Spiel“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion im Vorfeld der Partie.
„Flaco“, wie Herrmann seit Jahren in Gladbach genannt wird, freue sich „extrem“ auf den Auftritt im zuletzt umgebauten Ludwigsparkstadion.
„Im neuen Stadion bin ich auch selber noch nicht gewesen, aber im alten Stadion habe ich sogar noch das eine oder andere Mal gespielt, damals in der B-Jugend Bundesliga. Da habe ich nur positive Erinnerungen.“
Die Verbindung zur Heimat und dem alten Klub ist nie ganz abgerissen: „Ich verfolge auch den Werdegang des FC noch, gucke mir die Spiele an und drücke immer die Daumen. Da freue ich mich riesig, wieder heimzukehren.“
Nach dem Heimatbesuch geht es für den Fohlentross weiter ins Trainingslager am Tegernsee. Für Herrmann eine neue Chance, sich zu beweisen. Unter Ex-Trainer Daniel Farke (46) kam er zuletzt nach einer ordentlichen Hinrunde in der zweiten Saisonhälfte kaum noch zum Zug.
Nur neun Kurzeinsätze absolvierte er im Kalenderjahr 2023, davon nur zwei länger als fünf Minuten. Vor der WM-Pause war er noch in 13 von 15 Partien zum Einsatz gekommen, beim Heimsieg gegen den VfB Stuttgart erzielte Herrmann sein bislang letztes Bundesligator.
Herrmann: Reservistenrolle war „schwierig zu akzeptieren“
„Die Rückrunde war natürlich nicht so zufriedenstellend für mich. Die Hinrunde ist mit ein paar Einsätzen ganz gut gelaufen und daran will ich wieder anknüpfen. Ich will wieder meine Einsatzminuten bekommen, am liebsten auch Tore schießen und Vorlagen geben“, gibt sich Herrmann kämpferisch.
Unter Coach Gerardo Seoane (44) werden die Karten wieder neu gemischt, denn neben dem wiederholten Trainerwechsel gab es auch einen großen Kaderumbruch. Sechs Profis gingen, sechs Neuzugänge kamen.
„Wir haben ein paar neue Namen dieses Jahr bekommen, das stimmt natürlich“, so Herrmann. „Aber ich habe auch schon zum Tony (Jantschke, Anm. d. Red.) gesagt, eigentlich wurden da unten in der Kabine schon alle Plätze doppelt und dreifach ausgetauscht, seitdem wir da sitzen. Von daher ist das jetzt für mich nicht unbedingt etwas Neues.“
Herrmann (seit 2008 im Klub, seit 2010 im Profikader) und Tony Jantschke (33, seit 2006 im Klub, seit 2008 im Profikader) sind die beiden dienstältesten Fohlen.
Auch deswegen sind beide absolute Fanlieblinge, aufgrund ihrer zuletzt eher geringen Einsatzzeiten sind jedoch auch nicht alle Anhänger glücklich, dass die beiden Urgesteine noch Teil des Kaders sind.
Herrmann aber will im Trainingslager noch einmal voll angreifen und sich dem neuen Trainer aufdrängen. „Auf jeden Fall habe ich Bock. Wie schon gesagt, in der Rückrunde war es ein bisschen schwierig. Wenn man kaum Einsatzzeiten bekommt und eigentlich nur trainiert, das war schon schwierig zu akzeptieren, muss ich ehrlich sagen. Da will ich nicht wieder hin“, betont der 32-Jährige.
„Flaco“ schaltet im Trainingslager also in den Attacke-Modus: „Ich will immer da sein, wenn die Mannschaft mich braucht, wenn der Trainer mich braucht. Ich will meine Einsatzzeiten bekommen und dann auch als Mannschaft eine gute Saison spielen.“
Das Spiel unter dem neuen Coach könnte dem Flügelspieler womöglich sogar zugutekommen. Mit Tomas Cvancara (21) hat der Klub wieder einen echten Stürmer verpflichtet, der auch auf Flanken von den Außen angewiesen ist.
„Darauf freue ich mich auch ehrlich gesagt, wieder mal so einen richtigen Stürmer zu haben“, blickt Herrmann voraus. „So einen richtigen Ziel-Kopfballspieler hatten wir schon echt lange nicht mehr gehabt. Rob Friend war das in meiner Anfangszeit, das hat schon Spaß gemacht.“
Mit Aufstiegsheld Friend (von 2007 bis 2010 in Gladbach) spielte Herrmann noch eine halbe Saison im Profiteam zusammen. Der Kanadier erzielte in 85 Spielen 28 Tore und war ein echtes Kopfballungeheuer.
Neben dem Kampf um die Stammplätze ist das Trainingslager aber auch zur Bildung des Mannschaftsgefüges wichtig. Zwischen Attacke und Konkurrenzkampf ist die Woche in Bayern auch immer wichtig, um den Kontakt zu den Fans zu halten.
Jedes Jahr reisen tausende Gladbach-Anhänger mit an den Tegernsee und sorgen für eine besondere Atmosphäre, was auch Herrmann vor dem zehnten Besuch ins Schwärmen bringt: „Wenn man sieht, wie viel da los ist, dass eigentlich bei jedem Training mehrere Tausend Leute gefühlt da sind, das ist vor einer Saison unglaublich wichtig – das Persönliche zu spüren, zwischen den Fans und uns. Da sind viele fast jedes Jahr dabei und das ist einfach rundum schön.“