„Habe alle gefragt“ Kein anderer wollte schießen – schließt makelloser Stöger nun die Elfer-Debatte?
Herrscht jetzt Klarheit oder macht sich durch den Treffer eine neue Diskussion auf?
Zeigt der Schiedsrichter im Stadion auf den Elfmeterpunkt im Strafraum des Gegners, ist der Jubel groß. Dann fängt aber schnell das große Zittern an – bei Borussia Mönchengladbach scheint die Unsicherheit zumindest für Außenstehende größer als anderswo. Die Bilanz hat damit wenig zu tun, eher die Frage nach den Schützen.
Stöger rettet Remis per Elfmeter – aber kein anderer wollte schießen
Diese Frage tat sich am Samstagabend (7. Dezember 2024) im Top-Spiel der Bundesliga erneut auf. Als der Unparteiische Tobias Stieler (43) nach Ansicht der Videobilder in der 70. Minute auf Foulelfmeter für Gladbach entschied, herrschte – wie so oft bei vermeintlich strittigen Entscheidungen – erst einmal etwas Trubel.
Die Aufregung nutzte Kevin Stöger (31), um sich kurz mit seinen Teamkollegen zu besprechen. Dass er als Elfmeterschütze aus der kurzen Unterredung hervorging, ist aufgrund seiner Quote nicht überraschend, wohl aber der Grund, warum er kurz darauf zum Punkt schritt.
Von seinen elf geschossenen Strafstößen in seiner bisherigen Profi-Karriere verwandelte der Österreicher zehn. Lediglich in der 2. Bundesliga traf Stöger einmal nicht vom Punkt. Das Missgeschick ist mittlerweile aber über sechs Jahre her.
Die 100-Prozent-Quote in der Bundesliga behält Stöger also auch nach seinem Elfer-Tor gegen Borussia Dortmund bei. Interessant aber, was der Mittelfeld-Stratege nach dem Spiel über den Entscheidungsprozess vor dem 1:1 erzählte.
„Es standen vier Spieler auf der Liste. Ich habe Tim, Jule und Lasso (Kleindienst, Weigl und Plea, Anm. d. Red.) gefragt. Keiner wollte so wirklich schießen und alle meinten, dass ich schießen soll. Ich habe eine hundertprozentige Quote in der Bundesliga. Deswegen war ich mir auch sicher – dann habe ich ihn reingemacht“, so Stöger im Nachgang der Partie.
Statt klarer Absprachen im Vorfeld wurde den Spielern auf dem Platz die Entscheidung also überlassen. Dass die Wahl Stöger traf, hatte er wohl auch halb dem Zufall zu verdanken, wie er in der Mixed-Zone preisgab: „Es war vorher nicht abgesprochen, dass ich unseren Elfmeter schieße. Aber ich hatte den Ball ohnehin gerade in der Hand, als die Entscheidung auf Strafstoß fiel.“
Weder Top-Torjäger Tim Kleindienst (29), der in der laufenden Saison bisher einmal vom Punkt aus ran durfte (verwandelt gegen seinen Ex-Klub Heidenheim), noch Routinier Alassane Plea (noch ohne Elfmeter in dieser Saison) und Kapitän Julian Weigl (29) waren besonders heiß auf die Ausführung.
Weigl wurde gleich im ersten Pflichtspiel der Saison, der ersten Runde im DFB-Pokal beim Drittligisten Erzgebirge Aue (3:1, 17. August) die Bürde aufgetragen, zum Punkt zu schreiten. Der Sechser vergab allerdings. Angesichts des späteren Weiterkommens keine große Sache, richtig Lust auf einen weiteren Versuch im Top-Spiel gegen seinen Ex-Klub Dortmund hatte der 29-Jährige aber offensichtlich nicht.
Die einzigen drei Elfmeter seiner Karriere zuvor verwandelte Weigl allesamt für Gladbach. Auch der sonst so eiskalte Stürmer Kleindienst wäre für die Aufgabe beim Stand von 0:1 gegen den BVB prädestiniert gewesen, überließ aber ebenso wie Kollege Plea, der zuletzt vor über einem Jahr aus elf Metern antrat und eine eher bescheidene Gesamtbilanz aufweist (11 Elfmeter: 7 verwandelt, 4 verschossen), für Stöger.
Im deutschen Oberhaus bleibt dieser makellos. Da der zuletzt eher zum Bankspieler degradierte Stöger aber nicht immer zur Verfügung stehen wird, macht sich die Frage einer klaren Absprache in Sachen Elfmeter-Schütze auf. Entstehen Diskussionen vor dem Elfmeter unter den Spielern, könnte das in Zusammenwirken mit der Nervosität zum Verhängnis werden.
Unvergessen die Fede zwischen Coach Gerardo Seoane (46) und Florian Neuhaus (27), nachdem sich Letzterer in der vergangenen Saison aus Frust entgegen jeglicher Absprachen einen Elfmeter schnappte – und verwandelte. Solange der Ball im Netz zappelt, gibt es wohl wenig Grund zur Änderung – dass aber niemand so richtig schießen will, kann auch nicht im Sinne des Trainers sein.
Egal, wie es kommt: Der Prozess „Pfiff – Jubel – Zittern“ wird wohl im Borussia-Park vor einem Elfmeter bestehen bleiben. Im Idealfall dürfen die Fans danach noch einmal jubeln. Dann ist auch gleich, wer zum Punkt getreten ist.