Wie geht es nach dem Becherwurf-Eklat im Bochumer Ruhrstadion weiter? Auch zwei Tage nach dem Spielabbruch (20. März 2022) zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach ist noch immer unklar, wie die Partie gewertet wird. Zwar ist davon auszugehen, dass das Match den Fohlen zugerechnet wird, ein Urteil ist aber erst nach Beendigung des 27. Bundesliga-Spieltags zu erwarten. GladbachLIVE klärt über den aktuellen Stand auf und beantwortet die wichtigsten Fragen zu diesem Thema.

Was war der Grund für den Spiel-Abbruch?

Das Bundesliga-Duell zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach ist am Freitagabend (18. März 2022) beim Stand von 2:0 für die Fohlen nach 70 Minuten abgebrochen worden. Grund: Der Wurf eines Getränkebechers hatte zum Auftakt des 27. Bundesliga-Spieltags für einen Eklat gesorgt. Denn: Schiedsrichter-Assistent Christian Gittelmann (39) war von dem Wurfgeschoss am Kopf getroffen worden und hatte dabei eine Schädelprellung sowie ein Schleudertrauma erlitten. Er befindet sich mittlerweile auf dem Weg der Erholung und peilt sein Comeback für ein Länderspiel am kommenden Wochenende an.

Wer entscheidet nun darüber, wie die Partie gewertet wird?

Der Umgang mit Spielabbrüchen ist in der Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geregelt. In Paragraf 18, Absatz 4, heißt es: „Wird ein Bundesspiel ohne Verschulden beider Mannschaften vorzeitig abgebrochen, so ist es an demselben Ort zu wiederholen. Trifft eine Mannschaft oder ihren Verein oder beide Vereine ein Verschulden an dem Spielabbruch, ist das Spiel dem oder den Schuldigen mit 0:2-Toren für verloren, dem Unschuldigen mit 2:0-Toren für gewonnen zu werten. Hat der Unschuldige im Zeitpunkt des Abbruchs ein günstigeres Ergebnis erzielt, so wird dieses Ergebnis gewertet. Dies gilt entsprechend, wenn eine Tochtergesellschaft beteiligt ist.“

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Die Deutsche Fußball Liga (DFL) legt in ihrer Spielordnung fest, dass die Rechtsorgane des DFB die Entscheidung über die Spielwertung treffen.

Wann ist mit einem Urteil zu rechnen?

Der DFB-Kontrollausschuss hat am Samstag (19. März) die Ermittlungen aufgenommen. Gegen den VfL wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Über die Spielwertung entscheidet das DFB-Sportgericht. Ein Urteil zur Wertung der Partie steht am heutigen Sonntag (20. März) noch aus. Es ist damit zu rechnen, dass dieses nach Beendigung des 27. Bundesliga-Spieltags, Anfang der kommenden Woche, gefällt wird.

So war es auch in einem vergleichbaren Fall aus dem Jahre 2011. Am 1. April wurde damals beim Spiel zwischen dem FC St. Pauli und FC Schalke 04 Schiedsrichterassistent Thorsten Schiffner ebenfalls von einem Becher getroffen. Die Partie wurde beim Stand von 2:0 für Schalke abgebrochen. Vier Tage später, am 5. April, wurde das Match 2:0 für die Gelsenkirchener gewertet. St. Pauli musste zudem die erste Partie der Zweitliga-Saison 2011/12 mindestens 50 Kilometer außerhalb Hamburgs austragen und gewann mit 2:0 gegen den FC Ingolstadt in Lübeck. Das DFB-Sportgericht hatte eine Entscheidung aus erster Instanz korrigiert, wonach St. Pauli zu einer Partie ohne Zuschauer verurteilt worden war.

Ist damit zu rechnen, dass die Partie für Borussia gewertet wird?

Der letzte vergleichbare Fall aus dem Jahr 2011 endete mit einer Spielwertung für den FC Schalke 04, weshalb auch in Borussias Fall mit einer Wertung für die Fohlenelf zu rechnen ist.

Auch Bochums Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis (64) rechnet mit einer Wertung gegen sein Team. Das werde „natürlich“ die sportliche Strafe sein, sagte Villis im Sport1-„Doppelpass“ am Sonntag. „Viel schlimmer ist eigentlich der Reputationsschaden, der da entstanden ist, den kann man kaum bemessen. Ein Einzeltäter hat den Ruf des VfL Bochum beschädigt. Einer hat sein Hirn oder seine Hand nicht im Griff. Ich glaube nicht, dass wir ein grundsätzliches Problem haben, aber es ist schon auffällig, dass gerade in letzter Zeit diese Dinge zugenommen haben.“

Eine Wiederholung gilt zwar theoretisch noch als möglich, ist im Fall des Becherwurfs aber eher unwahrscheinlich.

Dürfen Alassane Plea und Breel Embolo ihre Treffer im Falle einer Wertung für Borussia behalten?

Davon ist auszugehen, wenn genauso verfahren wird, wie im Jahr 2011. Damals hatte der FC Schalke 04 durch Tore von Raul und Julian Draxler mit 2:0 beim FC St. Pauli geführt, ehe die Partie abgebrochen wurde. Die Tore der beiden Spieler tauchen später in der Statistik für die Saison 2010/11 auf und werden diesen in der offiziellen Torjägerliste der Bundesliga angerechnet. Demnach kann damit gerechnet werden, dass auch Plea und Embolo ihre Tore zugerechnet bekommen, sollte die Partie zugunsten der Gladbacher gewertet werden.