Muss Borussia doch im Januar reagieren? Gladbach-Dilemma: Sechs Profis für nur zwei Plätze
Sechs Profis und zusätzlich ein amtierender A-Nationalspieler – die Borussia-Besetzung auf einer Position ist äußerst kurios.
Die Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach wollen in den kommenden Jahren großen Wert darauf legen, die Talente aus dem eigenen Nachwuchs zu fördern – und in den Profi-Fußball zu bringen.
Gladbach-Dilemma: Zu viele aufstrebende Profis für zwei Plätze?
Das ist vermutlich aber auf keiner Position so schwer wie bei den Torhütern. Es gibt nur einen Platz zwischen den Pfosten, auf den im Grunde alle Keeper lauern.
Bei Borussia zählen insgesamt sieben Torhüter zum engeren Kreis derjenigen, die sich in den kommenden Jahren wohl ernste Hoffnungen auf Profi-Einsätze für die Fohlen machen dürfen.
Jonas Omlin (29) ist die unumstrittene – aber aktuell verletzte – Nummer eins. Vertreten wird er von Moritz Nicolas (25). Zuletzt stand mal Tobias Sippel als möglicher Nicolas-Ersatz im Bundesliga-Kader, mal saß Jan Olschowsky (21) auf der Bank.
Hinzu kommen zwei weitere Schlussmänner mit Profi-Vertrag: Max Brüll (21), der in dieser Saison regelmäßig in der Regionalliga zwischen den Pfosten steht, und Jonas Kersken, der aktuell auf Leihbasis bei Arminia Bielefeld spielt.
Kurios: Ein siebter Torhüter kann schon von sich behaupten, dass er amtierender A-Nationalspieler ist, auf seinen ersten Profi-Einsatz muss er aber noch warten. Tiago Pereira Cardoso (17) feierte zuletzt sein Länderspieldebüt für Luxemburg und ist Stammkeeper der U19.
Den bereits verliehenen Kersken und U19-Keeper Pereira Cardoso ausgenommen gibt es aktuell fünf Optionen für zwei Positionen – im Tor der Bundesliga-Mannschaft und als Alternative für regelmäßige Spielpraxis gibt es noch die Möglichkeit in der U23.
Darauf muss in dieser Saison immer wieder Jan Olschowsky (21) zurückgreifen. Nach vier Einsätzen in der Bundesliga in der Vorsaison ist er aktuell nicht die erste Wahl – trotz Omlins monatelangem Ausfall in Folge seiner Schulter-Operation.
Deswegen kam er schon zu fünf Einsätzen in der laufenden Regionalliga-Saison. Gerardo Seoane (44) hob nach dem 4:1-Testspielsieg hervor, dass es auch wichtig gewesen sei, dass Olschowsky mal wieder die Gelegenheit hatte, zu einem 90-Minuten-Einsatz zu kommen.
U23-Coach Eugen Polanski (37) machte zuletzt klar, dass die Talente aus dem Profikader eine Startelf-Garantie haben, wenn sie in der vierten Liga zum Einsatz kommen.
Der Leidtragende ist Max Brüll. Der 21-Jährige spielt seit 2015 bei Borussia und wurde im Mai mit einem Profi-Vertrag belohnt. Im Rahmen der Vertragsunterzeichnung sagte der Torhüter, er freue sich darauf, bei Borussia seine „nächsten Schritte gehen zu dürfen“.
Das klappt allerdings auch nur über regelmäßige Spielpraxis. Für die Borussia-Verantwortlichen zeichnet sich immer mehr ein Dilemma ab – zumal Brüll aktuell im positive Sinne eigentlich zu auffällig spielt, um ihn nicht zu berücksichtigen.
In den vergangenen Wochen stach er gleich zweimal als umjubelter Held der U23 heraus, als er in entscheidenden Momenten Elfmeter parierte. Im Sommer betonte Roland Virkus (56) noch, nach der Leihe von Jonas Kersken alle Torhüter im Klub behalten zu wollen, um etwa auch auf Verletzungen reagieren zu können.
Aktuell fehlt in Jonas Omlin Borussias wertvollster Torhüter – und dem Bundesligisten ist es gelungen, den Ausfall gut zu kompensieren. Muss im Winter doch überlegt werden, noch einen weiteren Nachwuchskeeper zu verleihen, um möglichst vielen Torhütern regelmäßige Spielpraxis zu ermöglichen?
Im März reagierte Olschowsky im Interview mit der „Rheinischen Post“ so, als er auf eine mögliche Leihe für die Saison 2023/24 angesprochen wurde: „Eine Leihe bringt einen weiter, weil man regelmäßig spielt, aber drumherum muss auch alles passen.“
Brüll und Olschowsky sind Paradebeispiele dafür, dass die Torwart-Förderung im Fohlenstall gut funktioniert – ein gutes Zeichen für Borussia. Nun geht es darum, eine für alle Beteiligten möglichst gute Lösung herauszuarbeiten.