Nur Seoane nicht happy Fohlen im Torrausch, aber Gladbach-Coach im Mecker-Modus
Gladbach im Torrausch, aber der Trainer meckert?
Im Vorbereitungs-Turnier in Heimstetten hat Borussia Mönchengladbach am Samstag (29. Juli 2023) den Pokal gewonnen. In den Testspielen gegen 1860 München und den VfB Stuttgart, die jeweils über zweimal 30 Minuten gespielt wurden, setzte sich der VfL mit 2:1 bzw. 5:1 durch.
Besonders im Duell gegen den Ligakonkurrenten, für das Trainer Gerardo Seoane (44) eine Elf nahezu in Bestbesetzung aufgeboten hatte, spielten sich die Fohlen in einen regelrechten Torrausch.
Nathan Ngoumou (22) erzielte zwei Treffer und bereitete einen weiteren vor und Tomas Cvancara (21) war sogar dreimal erfolgreich. Franck Honorat (26) gelangen zwei Vorlagen.
Die mitgereisten Fans im Sportpark Heimstetten stimmten Gesänge wie „Oh, wie ist das schön“ oder „Einer geht noch rein“ an, die Spieler strahlten bei der Übergabe des Pokals für den Turniersieg. Ganz Gladbach war also an diesem Samstag in Feierlaune.
Ganz Gladbach? Nur einer spielte im Nachhinein ein wenig den Partycrasher: Cheftrainer Seoane persönlich. Im Gespräch mit den Medien nach dem Turnier zählte der Schweizer zunächst die (vielen) Punkte auf, die ihm nicht gefallen hatten.
Gladbach: Seoane tritt trotz Torfestival auf die Euphoriebremse
„Im Spiel gegen Stuttgart ist uns ein hohes Resultat gelungen, ich finde aber zum Beispiel, dass wir in der ersten Halbzeit überhaupt nicht das umgesetzt haben, was wir wollten. Wir wurden extrem passiv“, leitete der 44-Jährige ein.
Besonders in der ersten Hälfte, als Gladbach im 3-4-2-1-System auflief, missfiel dem Coach, „dass der Franck (Honorat, Anm. d. Red.) zu spät raus ist, Joe (Scally) viel zu spät rausgeschoben ist, wir also keinen Zugriff auf die Stuttgarter gehabt haben, die technisch sehr gut sind. Darum war es ein positives Resultat, aber leistungstechnisch gab es schon viele Punkte, die mir nicht gefallen haben.“
„Dass wir den Gegner mehr stressen konnten, auch im Mittelfeldpressing nicht, hat nicht gepasst. Wir wurden gezwungen, so tief zu stehen, das wollten wir nicht“, betonte Seoane mehrfach. So ein negatives Urteil nach einem komfortablen 5:1-Erfolg gegen einen Ligakonkurrenten? Seoane drückt auf die Euphorie-Bremse.
Der Gladbach-Trainer schlug aber auch gleich versöhnlichere Töne an. Obwohl nicht das umgesetzt wurde, was geplant gewesen sei, habe es sein Team dann gut gelöst.
„Das Gute von dem System ist, dass wenn du keinen Zugriff hast und dich fallen lässt, hast du die ganze Breite abgedeckt“, erklärte er. „Kompliment an die Mannschaft, dass da alle schön nach hinten gearbeitet haben. Wir haben nur Fernschüsse zugelassen, das war sicherlich positiv. Natürlich wollen wir offensiver verteidigen, aber das geht nicht immer.“
„Wir haben das mit Solidarität gut gemanagt, dass wir uns fallen lassen haben. Wir haben die Räume sehr eng gemacht und konnten dann von den Ballverlusten profitieren, mit gutem Umschaltspiel, aber auch mit der individuellen Klasse von Lasso (Plea), Tomas (Cvancara) und Franck“, ging Seoane zu den positiven Punkten des Spiels über.
„Die zweite Halbzeit war dann besser, wir haben umgestellt. Was positiv ist, dass wir in drei Wochen Vorbereitung in beiden Systemen Fortschritte gemacht haben, in der Struktur, im Spiel mit Ball, aber auch gegen den Ball.“
Auch für Nathan Ngoumou, der mit insgesamt vier Treffern einer der Gewinner der bisherigen Vorbereitung ist, hatte Seoane ein Lob übrig: „Ich finde, dass Ngoumou unglaubliches Potenzial hat, mit seinem Speed und auch technisch. Obwohl er sehr schmächtig ist, kann er sich schon im Zweikampf behaupten und durchsetzen. Sowohl er als auch die Mitspieler beginnen so langsam, besser aufeinander eingestellt zu sein.“
Zum Abschluss musste dann auch der Schweizer zugeben, in Testspielen „lieber einen Sieg als eine Niederlage“ zu sehen, „das ist klar. Wir freuen uns über jedes Tor, über jeden Sieg. Und schön, dass es unserem Stürmer gelungen ist, Tore zu machen.“
Aber: „Es ist Vorbereitung, wir werden das nicht überbewerten. Ich finde, dass die Leistung ansprechend war, aber dass wir noch viel Potenzial haben und Verbesserungsmöglichkeiten.“ Diese kleine Portion Perfektionismus wird wohl kein professioneller Fußballtrainer los.
Nach dem harten Trainingslager mit insgesamt vier Testspielen haben die Fohlen nun zwei freie Tage, erst am Dienstag (1. August) bittet Seoane seine Schützlinge wieder auf den Trainingsplatz im Borussia-Park.
Geht es denn trotzdem mit guter Stimmung in die neue Woche, Herr Seoane? „Das schon ja, und in den freien Tag auch. Und Dienstagnachmittag geht es dann weiter.“