Schwankende Fohlen Ex-Gladbach-Profi nimmt Spieler in die Pflicht – und kritisiert die Borussia-Bosse
Die aktuelle Spielzeit von Borussia Mönchengladbach gleicht einer Achterbahnfahrt. Mal läuft es super für das Team von Daniel Farke (46), das in der aktuellen Saison bereits Top-Teams wie Bayern München oder Borussia Dortmund besiegt hat. An anderen Tagen straucheln die Fohlen dann wieder, wie zuletzt beim 0:4 in Mainz oder bei der 1:4-Niederlage in Berlin.
Die Ergebniskrise und die extrem schwankenden Leistungen der Fohlenelf ist auch Martin Stranzl (42) nicht entgangen. Der ehemalige Verteidiger, der 2011 bis 2016 selbst bei den Gladbachern unter Vertrag stand, hat sich bei „Ran.de“ nun zu dem Thema geäußert und eine mögliche Ursache für die wenig konstanten Leistungen des VfL ausgemacht.
Schwankende Leistungen? Ex-Borusse geht hart mit Gladbach ins Gericht
Die schwankenden Leistungen von Borussia Mönchengladbach, sie beschäftigen aktuell wohl fast ganz Fußball-Deutschland. Hatte die Elf von Trainer Daniel Farke noch vor zwei Wochen Rekordmeister Bayern München mit einem spektakulären 3:2-Sieg aus dem heimischen Borussia-Park gejagt, folgte nur eine Woche später ein 0:4-Debakel bei Mainz 05.
Nicht das erste Mal, dass die Fohlen nach einer Top-Leistung gegen Liga-Schwergewichte wie Bayern, Borussia Dortmund oder RB Leipzig in den darauffolgenden Wochen von vermeintlich kleineren Gegnern in die Schranken gewiesen werden.
Über die Ursache für das wechselhafte Auftreten der Fohlenelf rätseln Trainer, Bosse und Fans der Fohlen aktuell wohl gleichermaßen. Auch Ex-Gladbach-Profi Martin Stranzl beschäftigt der Wankelmut des VfL derzeit.
Der 42-Jährige kann sich vorstellen, welcher Grund hinter den inkonstanten Auftritten des Bundesligisten steckt. Im Interview mit „Ran.de“ sagte Stranzl: „Verzweifeln darfst du als Profisportler in so einer Situation, wie sie bei der Borussia aktuell vorherrscht, auf keinen Fall, aber es ist natürlich schon sehr skurril, wenn man die Leistungen der vergangenen Wochen miteinander vergleicht. Gegen RB Leipzig, Borussia Dortmund und den FC Bayern spielen sie herausragend und gegen Teams, die hinter ihnen stehen und eher schwächer einzuschätzen sind, bekommen sie regelmäßig die Hütte voll.“
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Er fuhr fort: „An der Qualität des Kaders kann es allerdings nicht liegen – sonst würde Gladbach nicht gegen Gegner wie Bayern und Co. gewinnen. Für mich ist das ganz klar ein Kopfproblem.“
Doch wie soll sein Ex-Klub auf die Leistungsschwankungen reagieren und vor allem mit der schwierigen Situation umgehen? Stranzl meint: „Normalerweise müssen Mannschaften solche Probleme intern klären. Dafür gibt es eine klare Hierarchie im Kader, eine Gruppe von vier, fünf gestandenen Spielern, die viele Gespräche führen und gegebenenfalls auch mal ein Zeichen setzen. Wenn das nichts bringt, wird in der Regel der Trainer hinzugezogen. Und wenn auch das keinen Erfolg bringt, führt der Weg eine Ebene weiter nach oben – zum Sportdirektor. Allerdings rennt man ja nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit in die oberste Etage.“
Der ehemalige Fohlen-Verteidiger merkt aber auch an: „Jedoch habe ich aktuell das Gefühl, dass die Mannschaft intern nicht so gestärkt ist, um all das selbst regeln zu können.“
Die aktuelle Phase habe zur Konsequenz, dass sich nun gut zeige, auf wen im Verein Verlass ist und auf wen der Klub auch zukünftig bauen kann, so Stranzl. „Vielleicht hätte Gladbach den einen oder anderen Spieler schon längst verkaufen sollen. Das ist ein einigen Fällen aber verpasst worden oder nicht passiert. Und dann stellt sich eben die Frage, ob ich einem Spieler, der den Klub sowieso verlassen will, auch weiterhin eine Plattform bieten möchte oder aber, ob ich eventuell dafür lieber einem jungen Talent die Chance gebe, sich zu präsentieren und an die Bundesliga zu gewöhnen. Da muss man natürlich in den einzelnen Fällen abwägen, auch, was die gesamte Zielsetzung des Vereins betrifft.“
Bezeichnend: Diese Rückschlüsse hätten laut Stranzl allerdings „im Verein schon viel früher stattfinden müssen“.
Für Stranzl ist es daher wenig verwunderlich, dass im Umfeld der Gladbacher der Unmut immer größer wird. Zwar merkt der Österreicher an: „Diese Instabilität in den Leistungen könnte man ja noch akzeptieren, wenn jedes Wochenende viele junge Spieler auf dem Rasen stehen würden. Das ist aber nicht der Fall. Letztlich spielen ja immer die gleichen.“
Dann betont er aber: „Und da kann ich den Unmut der Fans dann schon verstehen. Denn die Ansprüche des Vereins und auch die Qualität des Kaders stimmen nicht mit den teilweise gezeigten Leistungen überein.“
Stranzl sieht aktuell ganz klar die Spieler in der Verantwortung, einen Ausweg aus der misslichen Lage zu finden. „Die Spieler sind jetzt gefordert, nicht der Trainer. Sie sind diejenigen, die es untereinander und auf dem Rasen regeln müssen – und eigentlich auch dazu in der Lage sein sollten“, so der 42-Jährige.
Er fährt fort: „Mir fehlt bei dieser Mannschaft aber seit Jahren schon dieser unbedingte Wille, defensiv zu null zu spielen. Diese Gier, das eigene Tor zu verteidigen, ist einfach nicht da. Sie bekommen nach wie vor deutlich mehr Gegentore, als sie haben dürften. Deswegen sollte man das Hauptaugenmerk in der täglichen Trainingsarbeit vielleicht mehr auf die Defensivarbeit legen. Und auch die Spieler sollten individuell Verantwortung übernehmen und sich fest vornehmen, weniger Gegentore zu bekommen. Das ist eine Willensfrage. Ein Innen- und Außenverteidiger ist zuallererst dafür da, das eigene Tor zu verteidigen – und nicht, um in der Offensive Tore vorzubereiten oder gar zu erzielen. Wenn du nicht mehr rechtzeitig nach hinten kommst, bleib‘ halt hinten.“
Neben all der Kritik hat Stranzl aber auch Hoffnung. Vor allem ein sich ankündigender Kader-Umbruch im kommenden Sommer könne Borussia helfen, erklärt er. Allerdings würde es der ehemalige Jugendtrainer der Fohlen begrüßen, wenn zukünftig wieder mehr auf Eigengewächse gesetzt werden würde. Seiner Meinung nach stolpern die Verantwortlichen klar an einer geradlinigen und schlüssigen Strategie vorbei. Für den ehemaligen österreichischen Nationalspieler wirken die Entscheidungen nicht zielführend und Aussagen von Trainer Daniel Farke oder Manager Roland Virkus nicht stringent.
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Stranzl: „Ein Kader-Umbruch im kommenden Sommer könnte der Borussia schon helfen. Allerdings sind dem Verein aufgrund der finanziellen Situation ein Stück weit die Hände gebunden. Ich finde es nicht zuletzt aus diesem Grund sehr schade, dass man den Transfererlös von Yann Sommer aus dem vergangenen Winter nicht in der Hinterhand behalten und im Tor auf den jungen Jan Olschowsky gesetzt hat. Das wäre mal ein gutes Signal gewesen. Vor allem für einen jungen, talentierten Spieler, der aus dem eigenen Stall kommt und großes Potenzial hat. Aber das Geld wurde dann doch lieber in Jonas Omlin investiert und somit ein weiterer Torhüter dazu geholt – der auch gleich die neue Nummer eins wurde.“
Und weiter: „Natürlich kann man das alles so machen, das gesamte Handeln hängt letztlich von den Zielen des Vereins ab. Aber eigentlich haben die Verantwortlichen ja nach außen kommuniziert, dass das europäische Geschäft außer Reichweite ist. Dann hätte man allerdings auch auf Olschowsky setzen und ihn behutsam aufbauen können. Doch dann wurde diese Aussage ja von Spielerseite korrigiert und gesagt, dass man als Mannschaft schon höhere Ziele hätte – und Omlin als neuer Keeper verpflichtet.“
Ob die Fohlen in der laufenden Saison noch zur Stabilität zurückfinden werden, bleibt abzuwarten. Nach der 0:4-Klatsche gegen Mainz 04 am vergangenen Wochenende, gilt es für die Gladbacher nun erstmal beim Heimspiel gegen den SC Freiburg am Samstag (4. März/15.30 Uhr) wieder eine bessere Figur abzugeben.