EXKLUSIV-Interview Gladbach-Talent Luca Netz: „Löwen-Tattoo steht für meine Einstellung und Mentalität“
Mönchengladbach. „Er gehört auf seiner Position zu den größten Talenten Deutschlands.“ Mit diesen Worten hat Gladbach-Manager Max Eberl (47) am 6. August 2021 die Verpflichtung von Luca Netz offiziell gemacht. Borussia hat den Linksverteidiger für eine Ablöse im Bereich von vier Millionen Euro von Bundesliga-Konkurrent Hertha BSC loseisen können. Auch andere Klubs sind nach unseren Informationen an dem 18-Jährigen dran gewesen, Netz hat sich jedoch für den Karriereweg Fohlen-Stall samt Vertrag bis 2026 entschieden. Vor dem Bundesliga-Duell von Borussia Mönchengladbach am Sonntag (29. August) bei Union Berlin (15.30 Uhr/GladbachLIVE-Ticker) hat Netz sich unserer Redaktion zu einem exklusiven Interview gestellt – sein erstes als Profi-Fußballer.
Gladbach: Top-Talent Luca Netz spricht im exklusiven Interview
Sie sind rund drei Wochen Gladbach-Spieler, kehren am Wochenende in Ihre Heimatstadt Berlin zurück. Borussia ist bei Union zu Gast, dem Rivalen Ihres Ex-Vereines Hertha.
Es ist schön, wieder in meiner Heimatstadt zu sein. Aber ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Es ist ein Spiel wie jedes andere für mich.
Werden Sie in Berlin denn Familie oder Freunde treffen können?
Ich hoffe, dass ich meine Eltern sehen kann.
Was können Sie uns hier im Rheinland über die Rivalität in Berlin zwischen Union und Hertha BSC verraten?
Was ich sagen kann ist: Spielen diese beiden Vereine gegeneinander, ist in Berlin schon einiges los. Dann füllen sich auch die Straßen, es sind überall in der Stadt Fans zu sehen. Das Duell ist dann schon ein großes Thema in der Stadt, und je nachdem, wer gewinnt, werden natürlich auch einige Sprüche geklopft. Da herrscht auf jeden Fall schon eine große Rivalität.
Was rechnen Sie sich aus mit Gladbach bei Union? Die Borussia hat dort noch nie ein Pflichtspiel gewinnen können.
Ich bin erst seit wenigen Wochen bei Borussia und muss mich hier im Klub beweisen. Sollte der Trainer mich für den Kader nominieren – ich bin bereit. Sollte ich nicht zum Einsatz kommen, werde ich meine Mannschaftskollegen von draußen so gut es geht unterstützen. Ich hoffe, dass wir da ein gutes Spiel abliefern werden. Ich blicke dem Spiel bei Union zuversichtlich entgegen.
Sie haben ihren ersten Bundesliga-Einsatz für Gladbach bereits gehabt – bei der 0:4-Niederlage in Leverkusen. Es war ein enttäuschender Aufritt der Borussia. Wie war das für Sie, in der Schlussphase noch auf dem Platz zu stehen?
Ich habe mich darüber gefreut, dass ich spielen konnte, es sind meine ersten Minuten für Gladbach gewesen. Auch wenn das nicht das beste Spiel war. Aber solche Tage gibt es. Wir sollten das schnell abhaken.
Wie hat Max Eberl Sie überzeugen können, dass Sie sich für Gladbach entschieden haben?
Ich hatte sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen von Borussia. Mich hat das gesamte Paket, die Perspektive und der sportliche Plan, überzeugt.
Ihr Abgang als Top-Talent bei Hertha hat in Berlin für Unruhe gesorgt. Einige Fans haben Sie in den sozialen Medien kritisiert. Haben Sie diese Emotionen, dieser Wirbel um ihre Person, überrascht?
Ja, in gewisser Weise schon. Ich hatte mir zwar schon vorstellen können, dass nicht alle glücklich mit meiner Entscheidung sind und das eventuell auch nicht verstehen können. Aber einiges hat mich dann doch überrascht.
Es gab zum Teil auch Anfeindungen. Haben Sie das mitbekommen?
Ja, aber es ist nicht so, dass mich das beeinflusst hätte. Inzwischen sind diese Dinge ja leider auch schon in gewisser Weise „normal“ in der Fußballwelt. Dass Leute so enttäuscht auf meinen Wechsel reagiert haben, zeigt aber auch, dass ich offenbar zuvor einige Dinge richtig gemacht habe.
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Hertha-Trainer Pal Dardai hat Sie als bodenständigen Spieler beschrieben, der bereit ist, hart an sich zu arbeiten. Sie seien auch niemand, der mit einem Porsche zum Training käme, sondern auch gerne mal die S-Bahn nehme. Sie seien ein bescheidener Junge. Hat er da recht?
Ja, das trifft es. Ich bin eher der ruhige Typ. Einen Führerschein habe ich zwar inzwischen, die Prüfung ist bestanden, aber mir ist es momentan nicht so wichtig, welches Auto ich fahre.
Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Pal Dardai?
Ja, er hat mich gefördert. Genau wie mit Zecke Neuendorf, der mich auch sehr gefördert, der viel für mich getan hat. Das ist wirklich ein gutes Trainerteam.
Andreas Neuendorf hat Ihnen also bei der Entwicklung zum Profi hin einiges mit auf den Weg geben können?
Definitiv. Ich kenne ihn schon sehr lange. Seit der U14 oder U15. Er war mein Trainer. Ihm habe ich sehr viel zu verdanken.
Klingt, als wäre er zu einer Art Freund und Mentor geworden?
Ja, alles.
Sehen Sie hier den Instagram-Account von Luca Netz.
Wie ist es denn so für einen jungen Mann, aus der Metropole Berlin in das beschauliche Mönchengladbach zu ziehen?
Im Moment wohne ich noch im Hotel direkt im Borussia-Park, habe dort ein Appartement. Mein Vater pendelt regelmäßig zwischen Berlin und Gladbach und unterstützt mich. Eine Wohnung habe ich bereits gefunden, der Umzug soll im nächsten Monat sein. Berlin ist meine Heimat und natürlich komme ich immer wieder gerne in diese Stadt zurück. Und natürlich hat Berlin jede Menge zu bieten. Darüber brauchen wir nicht zu sprechen. Hier ist es deutlich ruhiger als in Berlin. Aber für mich macht das jetzt keinen großen Unterschied. Ich bin ohnehin keiner, der groß ausgeht.
Klingt, als wären Sie eher ein ruhiger, introvertierter Mensch.
Ja. Mein Fokus ist komplett auf den Fußball gerichtet. Klar, ab und an geht man abends etwas essen. Aber grundsätzlich bin ich ein Typ, der nach dem Training gerne zu Hause ist. Ich nutze die Zeit, um zu relaxen, zu regenerieren. Ab und an wird gezockt, was halt Menschen in meinem Alter so tun. Ich bin aber keiner, der in seiner Freizeit groß ausgeht.
Was für ein Typ sind Sie auf dem Platz?
Ich bin kein Lautsprecher, der ständig rumbrüllt. Aber ich bin einer, der unbedingt gewinnen will. So gehe ich auch in die Zweikämpfe.
Haben Sie Vorbilder?
Mich beeindrucken Messi und Ronaldo.
Was hat es eigentlich mit dem großen Löwen-Tattoo auf ihrer linken Wade auf sich?
Ich wollte immer so ein Tattoo haben. Der linke Fuß ist mein starker. Der Löwe gilt als der König der Tiere. Es steht auch für meine Einstellung, für meine Mentalität.
Sie stehen erst zu Beginn Ihrer Karriere als Profi, haben als junger Sportler nichtsdestotrotz auch schon einiges erlebt. Gibt es Momente, die Ihnen schon jetzt in Erinnerung bleiben werden?
Natürlich, zum Beispiel mein erstes Bundesligaspiel (2. Januar 2021, gegen Schalke, Anm. d. Red.) und mein erstes Bundesligator. Das habe ich in Stuttgart geschossen (13. Februar). Und natürlich nun mein erster Profivertrag, den ich durch den Wechsel nach Gladbach unterschrieben habe. Und es gibt einige Spiele aus der Jugendzeit, mit meiner alten Mannschaft bei Hertha, die ich nicht vergessen werde.
Gibt es einen Traum, den Sie als Sportler haben und den Sie auch verraten möchten?
Als Sportler träumt man immer vom größtmöglichen Erfolg. Ich träume davon, bei der Ballon d’Or-Vergabe einmal zur Top-Elf zu zählen. Auf meiner Position als linker Verteidiger. Es ist, wie gesagt, ein Traum.
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Sie sind offenbar sehr ehrgeizig.
Ja. Aber nun muss ich erst mal hier bei Gladbach zeigen, was ich kann und die nächsten Schritte in meiner Entwicklung machen.