GladbachLIVE-Kommentar Borussia droht ein neues Problem – und das ist die größte Gefahr
Für ein Borussia-Trio war es eine Premiere, auf die es gerne hätte verzichten können. Dabei geht es nicht darum, dass es für die Neu-Fohlen Maximilian Wöber (25), Franck Honorat (27) und Tomas Cvancara (23) gleich im ersten Derby für den Klub eine Pleite gab.
Vielmehr liegt der Fokus darauf, was nach Abpfiff passierte: Die drei Borussen gingen zusammen mit ihren Teamkollegen zu ihren Fans – und trafen auf jede Menge Wut, Enttäuschung und Unverständnis.
Borussia Mönchengladbach: Kommentar zur Derby-Schmach
Nach spielerisch und kämpferisch extrem schwachen 90 Minuten von Borussia Mönchengladbach war diese Reaktion von den mitgereisten Anhängerinnen und Anhängern der Fohlen in Köln nur allzu verständlich. Mit Blick auf die vergangenen Wochen war sie trotzdem überraschend.
Trotz nur eines Sieges aus den ersten sieben Spielen gab es bis dato stets Aufmunterung, Zuspruch und eine gute Grundstimmung von den Fans. Das war nach dem Derby anders, weil der Auftritt auch ein komplett anderer war.
Kein Wille, keine spielerischen Lösungen und keine Möglichkeit, einem zuvor sieglosen Gegner Paroli zu bieten – die Leistung in Köln war auf vielen Ebenen ein Offenbarungseid!
Umso krasser sticht die Derby-Darbietung heraus, weil bei der neuen Borussia-Mannschaft nach dem Umbruch im Sommer Einsatz und Moral stets zu sehen war. Das fehlte ausgerechnet in Köln und das muss sich schnellstmöglich ändern.
In Köln war ein altes Muster klar zu erkennen: Borussia machte den Anschein, sich durch scheinbare spielerische Überlegenheit erlauben zu können, fast körperlos agieren zu können – dabei ist Wöber, der sich einmal mehr in jeden Zweikampf warf, herauszunehmen. Das führte aber zum Gegenteil: Das Team ließ sich von einem Gegner mit einfachen Mitteln überrumpeln.
Nicht wegen des Ergebnisses, sondern wegen der Art und Weise sorgte das für die unübersehbare Fan-Wut – und macht die Pleite im wohl wichtigsten Spiel der Bundesliga-Hinrunde umso schlimmer für all diejenigen, die Borussia im Herzen tragen. „Scheiße war das“, tobte selbst Vize-Präsident Rainer Bonhof am Folgetag noch am Trainingsplatz.
Gladbach-Auftritt im Derby erinnert an Blutleer-Fußball unter Farke
Auftritte wie der am Sonntag (22. Oktober 2023) gab es schon unter Daniel Farke (46) immer wieder: Sie sorgten für eine 1:4-Pleite beim späteren Absteiger Hertha BSC und ein 0:4 in Mainz – die Fans schüttelten nur noch mit dem Kopf und resignierten.
Borussias größte Gefahr ist es, nicht nur wichtige Spiele, sondern auch die zuletzt so beeindruckenden Fans zu verlieren. Welches Ausmaß das annehmen kann, zeigte erst die Abstiegssaison von Hertha BSC vor wenigen Monaten.
Borussia kämpft in den beiden Spielen gegen Heidenheim nicht nur um den erste Heimsieg der Saison und das Pokal-Weiterkommen, sondern nach dem schlimmstmöglichen Rückschlag auch um die Gunst der Fans. Dafür müssen sie genauso diesen Kampf auf den Rasen bringen.
Sonst birgt das die Gefahr, dass wieder ein Riss zwischen Team und Fans entsteht – in der aktuell instabilen Situation ein Mega-Risiko!
Sportlich droht ohnehin ohne Leistungssteigerung ein grauer November: Da warten in Freiburg, Wolfsburg und Borussia Dortmund drei stärkere Kaliber als zuletzt Köln, Mainz und Bochum auf die Gladbacher.
Hier dürften die Gladbacher ohnehin mit den aktuellen spielerischen Mitteln an ihre Grenzen kommen. Umso wichtiger ist, dass die Bereitschaft für den Verein zu kämpfen und leidensfähig zu sein in diesen Partien stimmt.
Das wird noch mehr als zuletzt gefragt sein – und ist mehr denn je der Schlüssel der Mannschaft zur uneingeschränkten Unterstützung der Borussia-Fans in dieser Umbruch-Saison.