Vorsichtsmaßnahme nach dem Chaos-Jahr? Gladbach geht mit fünf Profi-Torhütern in die Saison
Diese Torwart-Rochade soll nicht wieder nötig werden.
Die vergangene Saison war eine chaotische für Borussia Mönchengladbach – in vielen Belangen. Besonders aber auf der Torhüterposition herrschte eine so selten dagewesene Fluktuation.
In Moritz Nicolas (25), Yann Sommer (34), Tobias Sippel (35), Jan Olschowsky (21) und Jonas Omlin (29) setzten die Fohlen in 36 Pflichtspielen insgesamt fünf Torhüter ein, dazu war in Florian Dimmer (18) noch ein sechster Torhüter Teil des Spieltagskaders.
Jonas Kersken (22, vor seiner Leihe nach Meppen), Max Brüll (20), Linus Wirth (19) und Thiago Pereira Cardoso (17) nahmen alle phasenweise am Mannschaftstraining teil, als sich ein bemerkenswertes Verletzungspech durch diverse Gladbacher Teams zog.
Kersken wurde für die kommende Saison erneut verliehen, diesmal die 3. Liga zu Arminia Bielefeld. Dennoch hat Gladbach in dieser Saison von Beginn an fünf Profitorhüter im Kader, statt der üblichen drei – auch zur Vorbeugung eines weiteren Keeper-Chaos.
Gladbach: Das ist das Torwart-Team für die neue Saison
Klar ist: Jonas Omlin ist die unangefochtene Nummer eins, sofern er fit ist. In der abgelaufenen Saison hatte er immer wieder mit muskulären Problemen zu kämpfen, weswegen er nun auch in Teilen der Vorbereitung kürzertrat.
Um dauerhaft fit zu bleiben, stellte der Schweizer im Sommer sogar seine Ernährung um. Sicher ist dennoch, Omlin spielt, wann immer er verfügbar ist.
Durch starke Auftritte kämpfte sich Jan Olschowsky in der Vorsaison von Platz fünf bis auf Platz zwei in der Torhüterhierarchie. Mit einer Daumenverletzung verpasste der 21-Jährige weite Teile der Vorbereitung und stieg erst am Dienstag (1. August 2023) wieder ins Torwarttraining ein.
Es ist davon auszugehen, dass Olschowsky langfristig wieder die Nummer zwei wird. Zuvor könnte er allerdings in der U23 Spielpraxis sammeln, um die verpassten Testspiele auszugleichen.
Hinter Olschowsky kämpfen Tobias Sippel und Moritz Nicolas um den Platz als Nummer drei. In den vergangenen vier Saisons wurde der 25-jährige Nicolas stets verliehen, um Spielpraxis zu sammeln, in dieser Saison soll er aber in Gladbach bleiben.
Ein Abgang auf der Torhüterposition ist nicht mehr vorgesehen, das stellte Sport-Geschäftsführer Roland Virkus (56) auch noch einmal in einer Medienrunde am vergangenen Freitag (28. Juli 2023) klar.
„Momentan ist das nicht der Plan“, so Virkus. Wir sind froh, dass wir vier Torhüter haben, die alle gut sind. „Wenn du weißt, dass Jonas Omlin anfällig ist, was Verletzungen angeht, musst du das absichern. Deswegen wollen wir auch Moritz Nicolas behalten.“
Nicolas war als einziger Torhüter die gesamte Vorbereitung verfügbar und hat sich so in den Fokus gespielt, zumindest in der Hinrunde am Niederrhein zu bleiben.
Die Hierarchie hinter Omlin ist zudem nicht in Stein gemeißelt, wie Virkus ebenfalls andeutete: „Es ist schon noch so, dass Jan mit seinem Daumen verletzt ist, Jonas dann schon ein paar Probleme hatte. Deswegen kann man über eine Hierarchie gar nicht reden.“
Der 56-Jährige stellte aber schon klar: „Normal bleibt es so, wie geplant.“ Sprich: Olschowsky vor Sippel und Nicolas. „Aber du kannst einen guten Plan haben, dann passiert etwas und der Plan ist über den Haufen geworfen.“
Im keine Pläne über den Haufen werfen zu müssen, sondern auch schon einen fünften Keeper in der Hinterhand zu haben, gibt es einen weiteren Goalie Profivertrag: Max Brüll.
Der ist allerdings im Normalfall nicht regelmäßig in der ersten Mannschaft eingeplant, sondern spielt als die Nummer eins der U23 in der Regionalliga West.
Für die Bundesliga ist Brüll dennoch gemeldet. Dort ist er einer der neun „Local Player“, also ein Spieler, der im Alter von 15 bis 21 Jahren mindestens drei Jahre für den Verein spielberechtigt gewesen ist. Die DFL-Auflagen schreiben vor, mindestens vier solcher Spieler im Kader zu haben.
Dennoch ist langfristig vorgesehen, nur mit drei festen Torhütern in der ersten Mannschaft zu arbeiten. Im Wintertransferfenster könnten die Karten also neu gemischt werden, wenn es um eine mögliche Ausleihe von Nicolas oder auch Olschowsky geht.
Bis dahin arbeitet Torwart-Coach Fabian Otte (32) erst einmal mit seinen vier bis fünf Goalies und wird, genau wie viele Fans, darauf hoffen, eine derartige Rochade wie in der vergangenen Saison vermeiden zu können.