„Das ist unsere Stärke“ Kein Schönreden nach Fan-Wut! Warum Farke Gladbach verstanden hat
Von wegen Schönrederei-Modus!
Gladbach-Trainer Daniel Farke hat selbst am Mittwoch (8. Februar 2023) insgeheim noch mit den Zähnen knirschen müssen, als er im Borussia-Park auf die enttäuschende Heim-Nullnummer (4. Februar) gegen Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 angesprochen worden ist.
Der 46-Jährige: „Abgehakt ist das, aber wir waren nicht zufrieden. Wir wollten das Spiel gewinnen. Und auch eine bessere Leistung bieten. Wir hatten zwei Tage frei, jetzt geht es voll fokussiert in das Spiel bei Hertha BSC.“
Borussia Mönchengladbach: Daniel Farke hat Verständnis für Unmut der Anhänger
GladbachLIVE hat bei Farke nachgehakt, wie er das gellende Pfeifkonzert der Fans nach dem Trostlos-Kick gegen Schalke einordnet. Zudem fragten wir, ob er sich momentan noch mehr Geduld für seine Mission „Wiederaufbau“ bei Borussia Mönchengladbach wünschen würde.
Farke nickte kurz, dann sagte er offen und ehrlich: „Traditionsverein! Da ist das so.“
Die Art und Weise, wie Farke dann die Rhetorik-Klinge „1. Person Plural“ einsetzte, klang authentisch: „Wir sind hier bei Borussia einfach auch ein bisschen speziell. Sehen sie, wenn wir ein Spiel hier in unserer Arena gewinnen, dann hast du anschließend das Gefühl, dass das Stadion explodiert. Ich möchte da keinem anderen Verein aus der Spitzengruppe zu nahe treten, aber im Vergleich dazu, ist das eher eine Friedhofskapelle, als das, was dann in unserem Borussia-Park abgeht.“
Farke lässt durchblicken, dass es umgekehrt, bei Darbietungen wie gegen Schalke, halt auch mal andere Stimmunsextreme am linken Niederrhein geben könne.
Fakt ist: Kaum ein Publikum fiebert und leidet im Stadion so mit dem eigenen Team wie die Gladbach-Treuen!
Farke: „Ich habe mir Bayern München gegen den 1. FC Köln angeschaut. Ein Unentschieden. In München ist dann eher Grummeln und Unruhe in der Vereinsführung, aber im Stadion pfeift keiner. Bei uns ist das eben anders.“
Der Gladbach-Coach sagt weiter: „Wir sind einfach ein super-emotionaler Verein. Und das ist ja auch eine große Stärke von uns, dass unsere Fans diesen Traditionsverein so mitleben. Nach einem Sieg wird dann von der Champions League geträumt. Und nach einer Niederlage sind wir gefühlt abgestiegen, irgendwie auch nach einem Unentschieden gegen den Tabellenletzten.“
Farke sagt im selben Atemzug, dass Pfiffe einer Mannschaft letztendlich nicht helfen würden, um prompt einzugestehen: „Mir war ehrlich gesagt aber auch ein wenig nach Pfeifen zumute, weil unsere Leistung in diesem Spiel einfach nicht gut gewesen ist. (...) Da darf man auch nicht zu empfindlich sein. Weder als Spieler, noch als Verantwortlicher. So sind unsere Fans, für mich ist das eine Stärke unseres Klubs, dass sie so emotinal sind.“
Zwei Punkte arbeitete Farke in seinen weiteren Ausführungen zudem heraus: Mit der Einstelligkeit alleine in der Tabelle mag er sich nicht zufrieden geben, sondern es dürfe auch gerne mehr sein, zumal in dem einen oder anderen Spiel auch mehr möglich gewesen wäre.
Farke hat offenkundig höhere Ziele mit Borussia, er soll zugleich jedoch einen Neuaufbau coachen und hat darüber hinaus ein hochemotionales Publikum im Rücken, das fast eine Dekade lang eher Erfolge und Europapokal-Abenteuer feiern konnte.
Im Gegensatz zu so manchem Vorgängern hat Farke aber längst verstanden, wie Klub und Fans wirklich ticken.
Kriegt er es Sonntag (12. Februar) mit seiner Mannschaft zum Auswärtsspiel beim Tabellenvorletzten Hertha BSC hin, den Zubringer zurück in die Erfolgsspur zu erwischen, dürften die Fohlen-Fans, wie schon nach dem Hoffenheim-Coup, wieder Borussi-Jaaaa im Berlin-Block anstimmen.
Nur: Allmählich sollte Farke auch das Konstanz-Problem in Gladbach mal lösen. Die Fohlen lassen ihre Anhänger seit fast einem Jahr inzwischen auf zwei Siege in Folge warten.