Es ist ein Spiel gewesen, wie es die Fans im Borussia-Park noch nie gesehen haben. Und bei dem sie noch vor der Halbzeit schnell umschwenkten von Wut zu Galgenhumor.

0:6 unterlag Borussia Mönchengladbach (5. Dezember 2021) am 14. Spieltag der Bundesliga gegen den SC Freiburg – und so richtig konnten sich weder die Verantwortlichen der Heim- noch der Auswärtsmannschaft erklären, wie es dazu kommen konnte.

In das „Oh, wie ist das schön“ der wenigen Freiburger Fans stimmten kurz vor der Pause auch einige Fans mit ein, die wenige Minuten zuvor noch „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ skandiert hatten.

910 Heimspiele von Borussia Mönchengladbach

Sechs Gegentore in einem Heimspiel, das gab es für die Gladbacher in ihrer Historie seit ihrer ersten Bundesliga-Saison 1965/66 in nun 910 Partien so selten, dass man nicht einmal zwei Hände braucht, um es abzuzählen.

Im Borussia-Park, in dem der Verein seit der Saison 2004/2005 spielt, gab es das sogar noch nie, obwohl es auch hier schon Klatschen gab – wie das 0:5 im DFB-Pokal gegen Bayer 04 Leverkusen im Oktober 2018 oder das 0:4 in der Europa League gegen den Wolfsberger AC im September 2019.

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Höchste Heimniederlage im Borussia-Park

Nur zwei der desaströsesten fünf Heimniederlagen seit 1965 waren für Gladbach noch schlimmer: Eine Pleite fiel sogar mit sieben Toren Unterschied aus, ein Mal gab es sogar acht Gegentore.

• Gladbach gegen den SV Werder Bremen 0:7 (0:1), 30. April 1966

Die erste Bundesliga-Saison von Borussia befand sich gerade auf der Zielgeraden, als Werder Bremen dem von Hennes Weisweiler trainierten Aufsteiger zeigte, wie es in der höchsten deutschen Spielklasse laufen kann. Nach einer Stunde lag Gladbach nur 0:1 zurück, dann hagelte es binnen 21 Minuten noch sechs Gegentore auf dem Bökelberg. Rund 20.000 Menschen wurden Zeuge des bis heute höchsten Heim-Debakels der 54 Spielzeiten währenden Bundesliga-Zugehörigkeit.

Platzierung am Saisonende: 13.

• Gladbach gegen den FC Schalke 04 1:6 (0:2), 6. Januar 1968

Das Jahr 1968 begann für Weisweilers Team mit einer krachenden Niederlage. 22 Minuten brauchten die Knappen, um rund um die Halbzeit fünf Tore auf dem Bökelberg zu erzielen. Kurios: Gladbach war zu diesem Zeitpunkt Zweiter, Schalke Drittletzter. Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor schoss Gladbach den FC Schalke 04 mit 11:0 zurück nach Gelsenkirchen – bis heute der zweithöchste Bundesliga-Sieg jemals. Die meisten der 20.000 Gäste gingen frustriert nach Hause.

Platzierung am Saisonende: 3.

• Gladbach gegen den FC Bayern München 1:7 (1:5), 24. März 1979

Die goldenen Siebzigerjahre mit fünf Meistertiteln und zwei Uefa-Pokalsiegen neigten sich dem Ende, und eine Packung vom zu der Zeit noch auf Augenhöhe befindlichen FC Bayern München durfte natürlich nicht fehlen. Knapp 29.000 Personen sahen im Stadion zum Bökelberg nach dem 1:1 eine noch vor der Pause unter der Leitung von Udo Lattek zusammenfallende Mannschaft.

Platzierung am Saisonende: 10.

• Gladbach gegen Bayer 04 Leverkusen 2:8 (0:4), 30. Oktober 1998

Ein Freitagabend auf dem Bökelberg zum Vergessen für etwas mehr als 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die mit der Erkenntnis nach Hause gehen mussten, dass nach der Last-Minute-Rettung im Vorjahr die Saison 1998/99 mit dem ersten Bundesliga-Abstieg enden würde. Nie kassierte Borussia in einem Heimspiel sonst acht Gegentore wie gegen Bayer 04 Leverkusen. Eine Woche später nach dem 1:7 beim VfL Wolfsburg musste Trainer Friedel Rausch gehen.

Platzierung am Saisonende: 18., und damit erster Abstieg aus der Bundesliga.

• Gladbach gegen den SC Freiburg 0:6 (0:6), 5. Dezember 2021

Noch nie führte eine Auswärtsmannschaft in der Geschichte der Bundesliga nach 25 Minuten mit 5:0 – bis der SC Freiburg nach Mönchengladbach kam. Einen weiteren Treffer schenkten die Gäste einer desolaten Elf von Trainer Adi Hütter noch ein. Die Partie endete vor coronabedingt nur etwas mehr als 10.000 teils erschrockenen Anwesenden mit der höchsten Gladbacher Bundesliga-Pleite im Borussia-Park und dem höchsten Freiburger Sieg in 727 Bundesliga-Spielen.

Platzierung am Saisonende: steht noch aus.