Horst Köppel wird 75 Kann Gladbach-Legende verrücktesten Werbe-Deal der Liga-Historie vorweisen?
2023 feiert die Bundesliga 60. Geburtstag. Horst Köppel wird am Mittwoch (17. Mai 2023) 75 Jahre alt. Ihn und die Bundesliga verbinden eine gemeinsame Zeit über 40 Jahre, zu der, aus heutiger Sicht, auch ein verrückter Werbe-Deal zählt!
219 Pflichtspiel-Einsatze bestritt Horst Köppel im Trikot von Borussia Mönchengladbach und zählt seit den 1970er-Jahren zu den wohl bekanntesten Gladbach-Spielern, die nicht vom Niederrhein stammen.
Gladbach-Ikone Horst Köppel feiert seinen 75. Geburtstag
Während zahlreiche seiner noch heute von Fohlen-Fans verehrten Teamkollegen wie Jupp Heynckes (78), Günter Netzer (78) und Herbert Laumen (79) aus Mönchengladbach, oder wie Berti Vogts (76) zumindest aus dem direkten Umland (Büttgen), stammten, zog es Köppel 1971 aus dem „Ländle“ an den Niederrhein.
Der gebürtige Stuttgarter spielte in seiner Profi-Zeit auch nur für zwei deutsche Klubs – Borussia und den VfB Stuttgart. Anlässlich seines 75. Geburtstages am Mittwoch am 17. Mai blickt GladbachLIVE auf sein bewegtes Leben im Fußball und insgesamt elf Jahre bei Borussia zurück.
1968 begann die Jahrzehnte andauernde Liebesgeschichte zwischen „Horschtle“, wie er aufgrund seiner schwäbischen Herkunft genannt wird, und Borussia – mit einer denkbar leichten Entscheidung für die Gladbach-Verantwortlichen.
Im Sommer 1968 gab es kaum einen jungen Spieler in Deutschland, der so sehr für Furore gesorgt hatte. Köppel spielte sich in seiner letzten Saison beim VfB Stuttgart mit nur 19 Jahren in die deutsche Nationalmannschaft.
Die Borussia-Bosse fackelten nicht lange und verpflichteten Köppel. Dessen ersten drei Jahre am Niederrhein waren geprägt von zwei großen Triumphen: 1970 und 1971 wurde Borussia deutscher Meister.
Seinen wohl größten persönlichen Erfolg erzielte Köppel aber in den zwei Jahren, in denen es ihn doch noch einmal in seine Heimat zog. Von 1971 bis 1973 spielte er bei seinem Jugend-Klub VfB Stuttgart und zählte 1972 zum DFB-Aufgebot, als Deutschland erstmals Europameister wurde.
Eine Geschichte, mit der Köppel auch über 50 Jahre später immer noch in Verbindung gebracht wird, hat allerdings nichts mit seinen fußballerischen Qualitäten zu tun, sondern mit seinen Haaren.
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Denn: Köppel schnappte sich einen der merkwürdigsten Werbe-Deals der Bundesliga-Historie – und ballte schon kurz nach Vertragsabschluss die Faust in der Tasche.
Was verkaufte er dafür? Im weitesten Sinne seinen Kopf!
Über Jahre musste Köppel aufgrund seines Vertrages mit einer Toupet-Firma ein Haarteil tragen – der eine oder andere Bundesliga-Fan dürfte sich gewundert haben, als Köppel 1971 plötzlich von der einen Woche auf die nächste plötzlich mit vollem Haar auf dem Rasen stand.
Wie Köppel in einem „WDR“-Interview erzählte, schloss er einen Vier-Jahres-Vertrag mit dem Unternehmen ab. Schon wenig später hoffte er aber darauf, die Zusammenarbeit schon nach einer „Probezeit“ beenden zu können.
Die war aber nicht im Vertrag festgehalten! So hätte Köppel eine Vertragsstrafe zahlen müssen, wenn er auf das Haarteil verzichtet hätte – das wiederum wollte der Bundesliga-Profi nicht.
So dauerte die Ära „Köppel mit Haarteil“ über insgesamt vier Jahre und jeder Friseurbesuch in dieser Zeit nach eigener Auskunft rund dreieinhalb Stunden.
Das Toupet wurde bis 1975 zu einem kleinen Teil Bundesliga-Geschichte: Udo Lattek († 80), Köppels Trainer bei Borussia ab 1975, ärgerte sich („Ich habe im Spiel immer gesagt, er soll das abnehmen, weil das immer hochgeflogen ist“) und Bayern-Legende Sepp Maier (79) versuchte einst, Köppel das Toupet bei einer Ecke herunterzureißen.
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Dass Köppel, der 1973 zurück nach Gladbach wechselte, ab 1975 wieder ohne Toupet unterwegs war, tat seiner Karriere aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: In seiner zweiten Zeit bei den Fohlen, die bis 1979 andauerte, wurde er noch drei weitere Male deutscher Meister und gewann zweimal den UEFA-Pokal.
Eine weitere Kuriosität in Köppels Karriere waren zwei Intermezzi in Kanada. 1976 und 1977 ging er jeweils auf Leihbasis für einige Monate zu den Vancouver Whitecaps und traf in dieser Zeit unter anderem auf die Fußball-Ikonen George Best († 59) und Bobby Moore († 52).
Hintergrund seiner ersten Leihe nach Vancouver war, dass Köppel nach einer langwierigen Verletzung Spielpraxis sammeln wollte und Eckhard Krautzun (82), damaliger Whitecaps-Trainer, ihn nach Kanada lotste.
Köppels Verbundenheit zum Niederrhein wurde deutlich, als er nach dem Ende seiner Bundesliga-Karriere für zwei Jahre beim damaligen Oberligisten 1. FC Viersen anheuerte, und unweit von Mönchengladbach seine Laufbahn als Spielertrainer ausklingen ließ.
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Auch die Karriere nach seiner Karriere führte Köppel noch einmal an den Niederrhein. An diese Zeit werden sich auch die etwas jüngeren Borussia-Fans noch bestens erinnern können.
Nach drei Jahren als Trainer der Zweitvertretung von Borussia Dortmund wurde Köppel im Sommer 2004 Trainer der Oberliga-Mannschaft in Gladbach.
In der Mannschaft trainierte er unter anderem die „jungen Wilden“ Marcell Jansen (37) und Eugen Polanski (37) sowie den zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr ganz so jungen, dafür aber immer noch agilen Peter Wynhoff (54), der seine Laufbahn bei Borussias Amateuren ausklingen ließ.
Die meisten Fohlen-Anhänger werden sich aber bestens daran erinnern, dass es nicht nur bei der Aufgabe als Amateur-Trainer blieb.
Denn Köppel war im Grunde der erste Trainer, der den Borussia-Park zum Beben brachte. Nach der Entlassung von Holger Fach (60) sprang Köppel beim ersten Gastspiel von Bayern München im Borussia-Park im Oktober als Interimstrainer ein.
Gladbach feierte durch Treffer von Marcelo Pletsch (46) und Joris van Hout (46) einen überraschenden 2:0-Sieg – gerade beim 1:0-Führungstreffer von Pletsch war im damals nagelneuen Borussia-Stadion kein Halten mehr.
Zunächst verpflichtete Gladbach Dick Advocaat (75) als neuen Cheftrainer. Als Bayern-Besieger hatte Köppel aber bei den Fans und einigen Entscheidern genügend Pluspunkte gesammelt, um als Nachfolger des nur sechs Monate später gescheiterten Niederländers doch das Vertrauen als Cheftrainer zugesprochen zu bekommen.
Von April 2005 bis Mai 2006 war Köppel dann Coach von Borussias Bundesliga-Mannschaft. Nachdem er das Team kurz vor Ende der Saison 2004/05 übernahm, führte er die Fohlen zum Klassenerhalt.
Nach einem zehnten Platz in der Saison 2005/06 musste Köppel allerdings gehen. Zwar sprachen nur vier Siege in der Rückrunde nicht für Köppel, nach seiner Entlassung rutsche Borussia aber böse ab – mit der Folge des zweiten Bundesliga-Abstiegs der Vereins-Historie 2007.
Anschließend war Köppel noch Cheftrainer in den Vereinigten Arabischen Emiraten (2006) und beim FC Ingolstadt (2009). 2011 zählte er zu den Protagonisten der „Initiative Borussia“, die einen Machtwechsel auf der Entscheider-Ebene in Gladbach herbeiführen wollte. Köppel sollte als Präsident Rolf Königs (81) ablösen. Doch Borussias Mitglieder schmetterten den Putsch-Versuch ab.
Vom Fußball verabschiedet hat sich der heute 75-Jährige jedoch nicht. „Ich bin Fan und ganz zufrieden, mehr erwarte ich auch gar nicht“, sagt Köppel zu seinem Geburtstag im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur über seine Fohlen-Leidenschaft.
In den vergangenen Jahren war er als Trainer in einer Fußball-Schule tätig – auch das natürlich am Niederrhein, Köppels zweiter Heimat seit seinem ersten Wechsel zu Borussia vor mittlerweile fast 55 Jahren. Auch bei Borussias Legendenspiel im Dezember 2022 im Borussia-Park war Köppel mit dabei und betreute die Fohlen-Legenden.