EXKLUSIV Weltmeister mit Gladbach-Klartext! Kramer zu Sommer-Abgang, Farke, ZDF-Job und Titel-Träume
Exklusiv-Interview mit einem Weltmeister!
Die Fußball-Bundesliga erwacht aus dem WM-Winterschlaf! Für Borussia Mönchengladbach geht es gleich mit einem Prickel-Knister-Duell los, wenn Rheinland-Rivale Bayer Leverkusen Sonntag (22. Januar 2023, 17.30 Uhr) in den rappelvollen Borussia-Park kommt.
GladbachLIVE hat vor dem Restart Fohlen-Star Christoph Kramer (31) zum exklusiven Interview getroffen. Ob Sommer zu den Bayern, Ex-Klub Leverkusen oder Borussia-Ziele – der Mittelfeldspieler redet im Gespräch mit unserer Redaktion Klartext.
GladbachLIVE-Interview mit Borussias Aushängeschild Christoph Kramer
Herr Kramer, die Bundesliga startet nach der WM-Pause wieder, zuvor hat es jedoch noch einen Transferhammer im Borussia-Park gegeben. Torhüter Yann Sommer ist zu Bayern München gewechselt. Was sagen Sie zu diesem Abgang?
Aus Borussia-Sicht ist sein Weggang natürlich sehr schade, auch persönlich finde ich es sehr schade. Ich mag Yann einfach total gerne. Seinen sportlichen Stellenwert muss ich gar nicht erst betonen. Er ist ein außergewöhnlich guter Spieler und ein außergewöhnlich guter Torwart, der uns viele Punkte gerettet hat. Er hat uns insbesondere auch mit seiner Spielweise richtig gut getan in den vergangenen Jahren.
Stimmt es, dass Sie nebeneinander in der Gladbacher Mannschaftskabine gesessen haben?
Ja, ich habe achteinhalb Jahre neben ihm gesessen. Und wenn du so einen Sitzpartner nach so einer langen Zeit verlierst, dann stimmt dich das schon traurig. Ich habe das auch noch gar nicht so richtig realisiert. Aber so ist es im Sport. Ich kann Yann natürlich verstehen. Er ist ein sehr verdienter Spieler und für ihn ist es die Chance, bei einem deutschen Vorzeigeklub deutscher Meister zu werden. Sogar um den Champions-League-Titel mitzuspielen. Für ihn ist das einfach eine einmalige Gelegenheit. Ich finde es auch gut, dass Borussia ihm diesen Wunsch erfüllt. Klar ist, wir verlieren einen ganz großartigen Charakter und Sportler.
Sie wünschen Yann Sommer also noch einige Titel bei den Bayern?
Ja, ich gönne Yann alles, den Bayern international alles, dem deutschen Fußball auch alles. Yann kann jetzt noch mal auf der ganz großen Bühne spielen. Das freut mich sehr für ihn. Es gibt bei dieser Lösung nur Gewinner. Wir haben auch einen richtig guten, neuen Torwart bekommen, der dann die nächsten Jahre hier im Tor spielt und hoffentlich in Yanns Fußstapfen treten kann.
Was wissen Sie schon über den neuen Gladbach-Torwart Jonas Omlin?
Ich weiß, dass er sehr groß ist und sehr aggressiv bei Ecken herausgeht. Alles andere werde ich mir mal angucken (lacht). Ich habe bislang nur Positives gehört, unsere Schweizer Nationalspieler haben schon einiges erzählt, und auch meine ersten Eindrücke von ihm sind sehr gut. Er wird dann ja auch wahrscheinlich mein neuer Sitznachbar. Hoffentlich dann auch für mindestens achteinhalb Jahre (lacht).
Sonntag treffen Sie zum Bundesliga-Restart mit Gladbach im Borussia-Park auf ihren Ex-Klub Bayer Leverkusen. Die Werkself, wenn sie auf Touren kommt und ihre ganze Qualität abruft, kann jeder Mannschaft in Europa gefährlich werden. Auf was wird es ankommen, um aus Borussen-Sicht erfolgreich sein zu können?
Besonders gegen Leverkusen ist es wichtig, dass der Gegner nicht viel Raum hat, dass er nicht ins Laufen kommt, dass er keinen Spaß am Fußball findet. Das sind unsere Hausaufgaben.
Wie sind Sie persönlich drauf? Sie haben Ihren Vertrag verlängert, mit welcher Erwartung gehen Sie in die zweite Saisonhälfte?
Zu Beginn der Vorbereitung und in den ersten Testspielen hatte ich den Eindruck, dass ich richtig gut drauf bin. Dann hatten wir die Generalprobe gegen St. Pauli und ich habe mir gedacht: ,Mensch, du bist ja doch noch etwas im Winterschlaf.‘ Jetzt schauen wir mal, wie der Restart anläuft. Ich bin auf jeden Fall fit und wieder gesund, habe einen hartnäckigen Keuchhusten auskuriert. Ich freue mich, dass es wieder losgeht.
Sie sprechen die missglückte Generalprobe gegen Zweitligist FC St. Pauli an, die mit 0:1 verloren gegangen ist. Wie ordnen Sie die schwache Leistung der Borussia in diesem Spiel ein?
Wir sind zunächst nur gelobt worden für die Vorbereitung, haben Gegner wie Arminia Bielefeld 4:0 besiegt, da ist so ein Gefühl aufgekommen, dass einfach schon alles richtig gut läuft. Und dann ist so ein Dämpfer an einem Tag, an dem du nicht so gut drauf bist, sicherlich auch mal nicht verkehrt.
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Mit welcher Erwartungshaltung dürfen die Gladbach-Fans in die zweite Saisonhälfte gehen?
Das ist ganz schwer zu sagen, denn es ist so, dass wir uns Dinge Woche für Woche erarbeiten müssen. Das haben wir in der vergangenen Saison sehr deutlich vor Augen geführt bekommen. Es wäre wichtig, möglichst schnell in einen Flow zu kommen.
Sie genießen nicht nur bei den Gladbach-Fans große Sympathien, Ihre Tätigkeit als ZDF-Experte sorgt bundesweit für überwiegend positive Resonanz. Wie ordnen Sie das für sich ein?
Ich denke, dass das immer ein schmaler Grat ist. Ich nehme das gerne mit und freue mich darüber. Es ist allerdings noch gar nicht so lange her, vor einem halben Jahr beispielsweise, da hätten viele auch gesagt: ,Der konzentriert sich gar nicht mehr auf Fußball.‘ Wenn es sportlich nicht läuft, werden die kritischen Stimmen immer lauter. Das ist mir bewusst. Auch wenn das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Ich mache das, was ich für richtig halte. Und wenn das eine den Sport gefährden würde, dann würde ich es auch nicht machen.
In der vergangenen Saison hat es zwischen Fans und Team nicht immer gepasst, was einige Anhänger auch zum Ausdruck gebracht haben. Inzwischen ist das Klima wieder ein anderes.
Und deshalb werde ich nicht müde, zu betonen, dass wir, bevor wir über Tabellensituationen und Punkte sprechen, immer im Blick haben sollten, dass die Menschen das Gefühl haben, dass bei Borussia etwas entsteht und sie sich mit uns identifizieren können. Unsere Fans haben uns in den vergangenen sechs Monaten überragend unterstützt, im Wissen, dass wir transfertechnisch nicht in einer ganz so guten Lage sind und der Verein auch mit einigen Problemen, ausgelöst durch die Coronakrise, zu tun hat. Unsere Fans müssen merken, dass wir alles geben und hart für diesen Klub arbeiten. Ich habe das Gefühl, dass hier alle wieder an einem Strang ziehen. Und das sollte so bleiben, weil das der Grundstein für möglichen Erfolg ist.
Blicken wir noch mal auf den kommenden Gegner Bayer Leverkusen. Welche Verbindung haben Sie noch zu ihrem Ex-Verein?
Mich verbindet man mit Borussia Mönchengladbach. Ich habe aber, Stand heute, tatsächlich länger bei Bayer Leverkusen als bei Borussia Mönchengladbach gespielt, weil ich da meine komplette Jugendzeit mehr oder weniger verbracht habe. Ich habe dort bei den Amateuren und den Profis gespielt. Leverkusen ist der Verein, dem ich, neben Gladbach, sicherlich am meisten zu verdanken habe. Und das werde ich auch niemals vergessen! Ich werde nie vergessen, was für eine schöne Kindheit ich in diesem Klub gehabt habe, der mich zu einem richtig guten Fußballer ausgebildet hat. Die Jugendarbeit bei Bayer Leverkusen ist wirklich exzellent.
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Einer Ihrer großen Förderer in der Jugend bei Bayer Leverkusen ist Ex-Gladbach-Trainer Jürgen Gelsdorf gewesen, der gerade seinen 70. Geburtstag gefeiert hat.
Auch wenn da nicht mehr der ganz große Kontakt vorhanden ist, weiß ich schon, wo ich herkomme. Und ich vergesse Menschen, die für mich da waren, die für meine Karriere wichtig gewesen sind, nicht. Jürgen Gelsdorf ist sicherlich ein wichtiger Mosaikstein in meiner ganzen Karriere gewesen. Wenn er nicht gewesen wäre, und da bin ich mir ganz sicher, würde ich jetzt nicht mit Ihnen hier im Borussia-Park sitzen und dieses Interview führen.
Schauen wir nach vorne: Borussia erreicht am Ende dieser Saison einen internationalen Platz, weil…?
Ganz schwierig, von solchen Fragen halte ich nicht so viel. Es kann im Fußball so schnell in die eine oder andere Richtung gehen. Ich hoffe jetzt erst Mal, dass wir gegen Leverkusen gewinnen.
Wie wichtig ist in den vergangenen Monaten der neue Trainer Daniel Farke für die Mannschaft und Sie gewesen?
Offensichtlich sehr wichtig. Der Trainer ist die wichtigste Person in einem Verein, er gibt alles vor. Von der Stimmung bis zum Spielstil. Ich finde, dass man bei uns extrem die Handschrift von Daniel Farke sieht. Er ist auch offensichtlich für mich sehr wichtig, weil ich unter ihm wieder mehr Spielzeit bekomme.
Abschließende Frage: Sie haben mit der Weltmeisterschaft 2014 den größten Titel bereits gewonnen. Aber: Gibt es ein sportliches Ziel, welches Sie gerne noch erreichen beziehungsweise erleben möchten?
Ich würde gerne als Fußballer einmal an Olympischen Spielen teilnehmen und ich würde gerne mit Gladbach irgendwann mal irgendetwas gewinnen. Das muss ja mal möglich sein. (Lacht) Das sind die beiden sportlichen Träume, die ich habe.